1156145958.jpg

Geschäftsführer Reinhard Binder (Mitte) mit Betriebsleiter DI (FH) Thomas Aigner (li.) und Vertriebsleiter DI Helmut Spiehs © DI (FH) Martina Nöstler

Jetzt Vollsortimenter

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 21.08.2006 - 00:00
1156145958.jpg

Geschäftsführer Reinhard Binder (Mitte) mit Betriebsleiter DI (FH) Thomas Aigner (li.) und Vertriebsleiter DI Helmut Spiehs © DI (FH) Martina Nöstler

Vor sechs Monaten hat Binder Holz, Fügen, das vor dem finanziellen Aus stehende Unternehmen Santner, Unternberg, gekauft. Der Betrieb firmiert nun unter dem Namen Binder Holzbausysteme.

Standort bleibt. „Für das Produkt Brettsperrholz wird der Standort in Unternberg erhalten bleiben”, betont Reinhard Binder, der mit Hans und Franz Binder die Geschäftsführung innehat. Seit Februar wurden in der Brettsperrholz-Produktion laut Betriebsleiter DI (FH) Thomas Aigner dringend notwendige Investitions-Maßnahmen durchgeführt, der Ausstoß hochgeschraubt sowie die Produktions-Abläufe optimiert. Kurzfristig wurden 600.000 € in Unternberg investiert.
1156146062.jpg

Mit den beiden neuen Pressen wurde eine wesentliche Qualitäts-Steigerung erzielt © DI (FH) Martina Nöstler

Neue Pressen. Als erster Schritt hat man in Unternberg zwei neue Pressen von Kallesoe, Lem/DK, installiert, die seit Mitte Juli in Betrieb sind. „Durch die neuen Pressen konnten wir die Qualität der Brettsperrholz-Elemente wesentlich verbessern”, ist Aigner überzeugt.
Derzeit sind auch die Vorbereitungen für eine neue Flickstation im Gange, die in den kommenden Tagen anlaufen soll. „Hier werden aber nur Feinheiten der Platten ausgebessert, um somit die Produktqualität weiter steigern zu können”, betont Aigner.

Weitere Ausbauten. Als nächster Schritt soll die Keilzinken-Linie umgebaut sowie die Abbund-Anlage erneuert werden. „Bei der Keilzinkung steht noch kein Ausrüster fest. Aufgrund der großen Dimensionen, die bei uns gefertigt werden, können wir nicht auf Standard-Anlagen zurückgreifen, sondern wollen speziell auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Maschinen”, erläutert Aigner. Ob man beim Abbund auf eine detailoptimierte, aber bewährte Lösung oder eine neue und innovative Technik setzt, hält sich Aigner noch bedeckt.
1156146032.jpg

Neuer Schmalz-Saugbalken von Thanner – der Vakuumheber fügt die Lagen zusammen © DI (FH) Martina Nöstler

Ausstoß vervielfachen. Mit den neuen Pressen und Restrukturierungen im Produktions-Ablauf ist es in kurzer Zeit gelungen, den monatlichen Ausstoß auf 2000 m³ zu verdoppeln. Mit den zusätzlichen Umbauten liegt das nächste Ziel bei 3000 m³ pro Monat. „Bis Ende 2007 soll die Produktion aber 60.000 m³/J betragen”, denkt der Geschäftsführer schon weiter.
Um diese wesentliche Mehr-Produktion unterzubringen, sei es unerlässlich, die Hallen- und Pufferflächen zu erweitern. „Das Brettsperrholz wird ausschließlich auftragsbezogen gefertigt”, erläutert Aigner. Um Großaufträge wirtschaftlicher abwickeln zu können, muss das Fertigwarenlager erweitert werden. „Damit können wir die Lieferzeiten kurz halten - obwohl nicht auf Lager produziert wird”, bekräftigt der Betriebsleiter.
1156146109.jpg

Brettsperrholz wird zu einem Endlos-Strang verleimt – maximal 24 m Länge sind möglich © DI (FH) Martina Nöstler

Gruppen-Vorteil. „Durch die Zugehörigkeit zur Binder-Gruppe wurde die Vertriebs-Struktur verbessert”, ist Vertriebsleiter DI Helmut Spiehs sicher. Nun ergeben sich nutzbare Synergien: Das Unternehmen kann als Systemlieferant auftreten und von Schnittholz und Hobelware (Fügen und Kösching/DE) über Massivholzplatten (St. Georgen), MDF (Hallein) und BSH (Jenbach) bis hin zu Brettsperrholz alles aus einer Hand anbieten.
„Wir wickeln aber keine Projekte selbst ab, sondern sind ein reiner Baustoff-Lieferant. Jedoch stellen wir unseren Kunden einen bestmöglichen BBS-Support mit beispielsweise Dimensioniertabellen und Standardlösungen zur Verfügung”, stellt Spiehs klar.

Positive Reaktionen. Laut Geschäftsführung und Vertriebsleitung gab es auf die Übernahme des Unternehmens durch Binder durchwegs positive Reaktionen seitens der Kunden. „Die Philosophie, die wir in unseren anderen Werken leben, und die Binder-Qualität haben nun auch in Unternberg Einzug gehalten”, meint Binder.
Der Vertrieb der Brettsperrholz-Produkte erfolgt von Hallein aus. „Bisher haben wir - neben Österreich - Projekte in Spanien, Frankreich, Italien, Rumänien, Deutschland und Schweden beliefert”, freut sich Spiehs. Außerdem werden derzeit Elemente für eine Halle nach Kroatien sowie für ein Bürogebäude in Ungarn angeboten.
1156145995.jpg

Beispiel Mühlweg, Bauplatz A © DI (FH) Martina Nöstler

Potenzial vorhanden. Binder ortet für Brettsperrholz großes Marktpotenzial. Auch darum strebt man eine Verdreifachung des derzeitigen Produktions-Volumens an. „Unsere Qualität hebt sich klar von den Mitbewerbern ab”, ist man in Unternberg überzeugt. „Nur bei BBS sind alle Längslagen fugenverleimt, was eine geschlossene Massivholzplattenoberfläche der Brettsperrholz-Elemente garantiert”, erläutert Binder.
Binder kann sein Produkt direkt für Sicht-Decken und Wohnungstrennwände anbieten - die dafür notwendigen Gutachten liegen vor.

Neue Holzarten. Zu Fichte und Lärche in den Außenlagen wird man neue Holzarten ins Programm aufnehmen. Weißtanne, Zirbe und Douglasie nennt man als mögliche Alternativen. „Wir können fertige Sichtoberflächen erzeugen, das kommt bei den Architekten sehr gut an”, weiß der Vertriebsleiter.
Die Rohware wird bereits kantengehobelt nach Unternberg angeliefert. Der Großteil stammt aus Binder-eigener Produktion aus Fügen oder Kösching/DE. Der Rest wird von Sägewerken der Umgebung zugekauft.
Die neuen Pressen arbeiten im Kurztakt und werden mit Warmwasser beheizt. Derzeit beträgt die Presszeit noch 190 Sekunden. Dies soll auf 150 Sekunden verkürzt werden. Die Einschichtplatten werden abschließend mit einer Rotoles-Anlage von Ledinek kalibriert und zwischengepuffert.

Neue Vakuum-Sauger. Eine Vakuum-Transportanlage hebt im Anschluss die einzelnen Platten auf einen Tisch, auf dem sie kreuzweise mittels PUR-Leim von Purbond zu Brettsperrholz-Elementen verleimt werden. Dafür hat man neue Saugbalken mit 5,1 m Länge von Schmalz, geliefert durch die Österreich-Vertretung Erwin Thanner, Schwaz, angeschafft. Der Tisch fährt unter der Flächen-Beleimstation durch und transportiert die Pakete anschließend in eine der drei Pressen.
Nach der Presse werden die Elemente kommissionsweise zwischengelagert. Ähnlich wie bei KVH- oder BSH-Fertigungen werden die Platten nach dem exakten Formatieren keilgezinkt und zu einem Endlos-Strang mittels zwei Pressen zusammengefügt.
Die Teile werden dann genau nach Kundenvorgaben abgelängt und einer Ledinek-Superles-Finalhobelmaschine zugeführt. Die Brettsperrholz-Elemente können hier vierseitig gehobelt werden. Außerdem verfügt die Maschine über Fas-, Nut-/Feder- und Schleifaggregate. Aigner möchte die Superles noch mit einem Aggregat zum Brüsten der Elemente aufrüsten.
Bei Binder besteht die Möglichkeit, 24 m lange sowie 37 cm starke Teile zu erzeugen. Die maximale Breite beträgt 1,25 m.
1156146145.jpg

Beispiel Schützenstraße Innsbruck © Binder

Realisierte Projekte. Den Bauplatz A beim Projekt Mühlweg nennt Spiehs als eines der neueren Projekte, bei dem Binder-Brettsperrholz zum Einsatz kam. In nur 34 Tagen wurden 34 Wohneinheiten in der Schützenstraße in Innsbruck errichtet - es wurde ein viergeschossiges Wohngebäude.

„BBS ist ein massives Fertigteil aus Holz, das Wärme und Schall gut dämmt, gleichzeitig Lasten abträgt und zudem hoch brandsicher ist. Zunehmend gewinnen aber die schnelle und trockene Bauweise sowie der nachweislich positive Einfluss auf das Raumklima beim Kunden an Bedeutung”, stellt Spiehs abschließend fest.

Binder Holzbausysteme-Facts

Geschäftsführer: Franz, Reinhard und Hans Binder
Unternehmenssitz: Fügen
Standort: Unternberg
Vertriebssitz: Hallein
Mitarbeiter: 25
Produkte: Brettsperrholz; maximale Dimension: 1,25 mal 24 m
Ausstoß: derzeit 2000 m³ pro Monat, langfristiges Ziel bis 5000 m³ pro Monat
Vertrieb: 40 Länder weltweit
Kunden: Zimmereibetrieb, Holzfachhandel