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120.000 m3 Fi/Ta-Hackschnitzel werden in der Region zugekauft - derzeit gibt es keine Versorgungsprobleme © Mag. (FH) Hubert Burböck

Gutex investiert in Zukunft

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 11.09.2006 - 00:00
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120.000 m3 Fi/Ta-Hackschnitzel werden in der Region zugekauft – derzeit gibt es keine Versorgungsprobleme © Mag. (FH) Hubert Burböck

"In den vergangenen Jahren konnten wir ein kontinuierliches Umsatzwachstum verzeichnen und für eine weitere Expansion waren unsere Kapazitäten am Limit”, zeigt Geschäftsführer DI (FH)Claudio Thoma, einen der Hauptgründe für die Investition in eine weitere Produktionslinie beim Hersteller für Holzfaserplatten Gutex, Waldshut-Tiengen/
DE, auf.
20 Mio. € für Produktionsanlage. „Mit der Zunahme des Holzbaus steigt auch die Bereitschaft, natürliche und ökologische Dämmstoffe einzusetzen”, erklärt Thoma. „2004 hatten wir - wie alle Hersteller - Lieferzeiten bis zu sechs Monate”, erinnert sich der Geschäftsführer. Das Schwarzwälder Familienunternehmen hat dem Rechnung getragen und in eine neue Fertigungsanlage im Trockenverfahren investiert. „Damit erhöhen wir unsere Kapazität auf das bis zu 2,5-fache”, so Thoma.
Die zweite Produktionslinie ist eine Neuentwicklung von Siempelkamp, Krefeld/DE, die mit Hilfe von GUTEX zur Marktreife gebracht wurde.
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Die aufbereiteten Fasern für das Trockenverfahren – bis zu 4% PUR-Harz beigemischt © Mag. (FH) Hubert Burböck

Das neue Trockenverfahren ... Das von Gutex angewandte umweltfreundliche Trockenverfahren zur Herstellung der
Dämmplatten macht ein erweitertes Angebotsspektrum möglich: Neue Plattenvarianten in höheren Dämmstärken bis 240 mm - etwa für einen einschichtigen Aufbau der Aufdachdämmung - werden produziert.
Gute Verarbeitbarkeit durch einschichtiges, homogenes Rohdichteprofil bei maximaler Diffusionsoffenheit ist hierbei ein wesentliches Merkmal. Sowohl das CEals auch das natureplus-Zeichen sollen den hohen technischen und ökologischen Standard dokumentieren.
In der Produktion werden die zerfaserten Hackschnitzel - je nach Anforderung mit Hydrophobierungsmitteln vermischt. Nach der Trocknung werden die losen Fasern mit 4% PUR-Harz besprüht und zwischengelagert. Die auf die Plattenmaschine gestreuten Fasern werden in der Aushärteeinheit durch die Reaktion des Harzes getrocknet. Nach Ende der Formpresse müssen die Platten nur noch formatiert werden.
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Der Faserbrei für das Nassverfahren wird vorerst mechanisch auf bis zu 50% Feststoffgehalt entwässert © Mag. (FH) Hubert Burböck

... im Vergleich zum Nassverfahren. Im Gegensatz zum Trockenverfahren werden die Fasern beim Nassprozess mit Wasser vermischt und je nach Anforderung Natur belassen oder mit Bitumen beziehungsweise verseiftem Baumharz hydrophobiert. Der wässrige Faserbrei mit einem Fasergehalt von etwa 2% wird auf die Plattenmaschine gepumpt und mittels Vakuumsaugern und Presswalzen entwässert, wobei man bereits einen Feststoffgehalt von etwa 50% erreicht.
Der Rest wird im Sechs-Etagen-Trockner auf die gewünschte Restfeuchte getrocknet.

Herausforderung Energie und Rohstoff. In Waldshut werden bis zu 200.000 srm/J Fi/Ta-Hackschnitzel verarbeitet. Derzeit habe man noch keine Probleme bei der Beschaffung des Rohmaterials, das man aus der Region von Sägewerken und Händlern beziehe. Wohl sei der Preis im vergangenen Jahr um 30% gestiegen, aber eine größere Rolle spielen die steigenden Energiepreise, da beide Anlagen mit einer Gasheizung versorgt werden. So habe man die Kosten der beiden Anlagen weitestgehend optimieren können - durch Wärmerückgewinnung beim Trockner der Nassanlage, was etwa 10% Ersparnis bringt.
Der Energieverbrauch beim Trockenverfahren bringt im Vergleich zum Nassverfahren eine Einsparung um bis zu einem Drittel.
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Natureplus-Überreichung während Ausbaumesse: Thoma, Schmitz-Günther, Behringer und Kehlenbeck (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

Von Dach bis Wand. Gutex-Dämmstoffe werden als Aufdach-und Gefachdämmung, Unterdeckung, Geschossdeckenund Bodendämmung, hinterlüftete Fassade oder Wärmedämmverbundsystem eingesetzt. Durch das neue Trockenverfahren ist Gutex in der Lage einschichtige Dämmplatten mit homogenem Rohdichteprofil bis 200 mm herzustellen. Neu im Sortiment ist die Aufdachdämmplatte mit Stufenfalz und die Flachdachdämmplatte. Bestehende Produktfamilien können außerdem in stärkeren Dicken angeboten werden.
„Spätestens seit der Ausbaumesse Ende April in Nürnberg/
DE, sind alle Produktgruppen der Trockenanlage mit dem natureplus-Zeichen zertifiziert”, fügt der Geschäftsführer an.

Holzfaserplatten etabliert. Seit 75 Jahren produziert Gutex Dämmplatten aus Holz. Die hohe Wärmespeicher-Fähigkeit sorgt für sommerlichen Hitzeund winterlichen Kälteschutz, die Diffusionsoffenheit und die natürliche Feuchteregulation des Dämmstoffes fördern ein angenehmes Raumklima. Der Anteil der ökologischen
Dämmstoffe sei mit bis zu 6% (inklusive Hanfprodukte) am Gesamtmarkt noch sehr gering, aber man arbeite an der Erhöhung des Anteils - ein Trend, der auch bei anderen Herstellern zu erkennen sei.
Dass die Vorteile nicht mehr wegzureden sind, merke man vor allem bei den Kunden, die sich der Qualität und Produktvielfalt sehr wohl bewusst seien.
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Zufrieden mit neuer Trockenanlage: Geschäftsführer Thoma und Verkaufsleiter Behringer © Mag. (FH) Hubert Burböck

Die Zukunft kann kommen. Der Trend gehe produktseitig in Richtung größere Stärken und Platten mit Stufenfalz. „Über kurz oder lang wird wohl der Großteil unserer Produktion über die Trockenanlage laufen.” Im Nassverfahren werden dann noch Produkte wie Trittschalldämmung oder Standardplatten hergestellt.
Vertriebsmäßig ist man über Stützpunkthändler gut aufgestellt. „Wir bieten ein hohes Service, denn nur durch kompetente Beratung können wir den Anforderungen der Kunden gerecht werden”, so Verkaufsleiter Hans-Peter Behringer.
Eine der Stärken von Gutex sei auch die flexible und rasche Umsetzung neuer Bedürfnisse am Markt. „Wir bekommen laufend Anfragen über neue Systeme, die dann hinsichtlich technischer und wirtschaftlicher Machbarkeit geprüft werden”, wird erklärt. Für Planer, Verarbeiter, Händler oder Bauherren werden regelmäßig Seminare rund um Bauphysik, Konstruktion und Anwendung veranstaltet, die vorwiegend am Gutex-Standort stattfinden.
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Beispielhafter Systemaufbau für eine Dachdämmung, bestehend aus Zwischensparrendämmung und Gutex Unterdeckplatten © Gutex

Gutex-Facts

Gegründet: 1932
Geschäftsführer:
DI (FH) Claudio Thoma
Mitarbeiter: 81
Umsatz:
2006: 23 Mio. € (Plan)
Produkte:
Holzfaserplatten zum universellen Einsatz im Dach-, Wandund Bodenbereich für Neubau und Sanierung
Märkte: 70% Deutschland, Rest Benelux, Österreich, Schweiz, Italien