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Mit neuester Technik Holzbaukultur wieder beleben: Holzbau-Unternehmer Pál Ubrankovics © DI Robert Spannlang

Präzision am Dach

Ein Artikel von DI Robert Spannlang aus Ágfalva/HU | 31.10.2006 - 00:00
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Mit neuester Technik Holzbaukultur wieder beleben: Holzbau-Unternehmer Pál Ubrankovics © DI Robert Spannlang

„Als die lukrative Zeit des Handelns mit Holzverarbeitungs-Maschinen in Ungarn vorbei war, habe ich die Seiten gewechselt.” DI Pál Ubrankovics zuckt mit den Schultern, als beschreibe er einen ganz alltäglichen Vorgang. Danach habe er sich vor zwei Jahren in Ágfalva/HU, unweit der Grenze zu Österreich, selbst einen Holzbaubetrieb eingerichtet - vom Feinsten: „Die Krüsimatic G1 mit CAD-Schnittstelle war damals die erste in Ungarn”, merkt der sympathische Mann mit dem weißen Vollbart an. Niemand habe ihm geglaubt, dass man einen Dachstuhl per CNC abbinden und dann auf der Baustelle aufstellen kann, ohne nachschneiden zu müssen.

Dachstuhl fast wie von Ikea.
„Unlängst habe ich zwei Dachstühle nach Österreich mit einer Anleitung zur Selbstmontage verkauft. Das geht eben nur mit CNC-abgebundenen Komponenten”, lächelt Ubrankovics. Innerhalb von nur zwei Jahren habe er sich in der Umgebung von Sopron/HU und im Raum von Budapest/HU einen Ruf erarbeitet, der ihm volle Auftragsbücher beschert und es ihm erlaubt, schon jetzt an Erweiterung zu denken: Hinter der modern anmutenden Werkshalle wird gerade an einem asphaltierten Vorplatz samt Teilüberdachung für das aus der Slowakei angelieferte Fichten-Schnittholz gebaut.

Ubrankovics-Facts

Gegründet: 2004
Mitarbeiter: 6
Umsatz: 420.000 € (2006)
Eigentümer: DI Pál Ubrankovics
Produkte: Holz-, Block-, Gartenhäuser, Dachstühle, Carports, Balkone, Terrassen
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Erste Krüsimatic G1 Ungarns wurde in Ágfalva installiert © DI Robert Spannlang

Gestrickte Blockhausecken. Längst hat sich der Ungar mit den serbischen Wurzeln auch einträglicheren Holzbau-Projekten zugewendet: Blockhäuser mit doppelt konischen, hochdichten Eckzinken etwa. Beim bearbeiteten Rohmaterial legt der ehemalige Forstdirektor bei den Staatsforsten Wert auf Qualität, die sehr oft aus Österreich stammt: Die dreifach verleimten Bohlen aus Fichte und Lärche bezieht Ubrankovics etwa von Hohenthanner, Rohr. Profilhölzer und feine Hobelware liefert Zöchling, Kleinzell. „Im Jahr verarbeite ich rund 1000 m³ Holz”, erklärt der Holzbau-Unternehmer.

Holzhäuser in Ungarn im Kommen.
Auch in Ungarn, einem EU-Land mit vergleichsweise geringem Waldanteil, werden Holzhäuser immer populärer, stellt Ubrankovics fest. Als preisgünstigere Variante mit geringerer Bauzeit bietet er seit kurzem auch Einfamilienhäuser in Rahmenbauweise an. „Dennoch existieren in der Bevölkerung und sogar bei Professionisten immer noch Vorurteile gegenüber dem Baustoff Holz bezüglich Brennbarkeit und Nutzholz-Schädlingen. Mehr Aufklärungsarbeit wäre dringend nötig”, betont der Ungar. Holzbau-Seminare, wie sie vom ungarischen Holz- und Möbelcluster Pannon angeboten werden, sollte man unbedingt auch Bauunternehmern und Architekten schmackhaft machen, fügt er hinzu.
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Büro, Lager- und Abbundhalle in einem Komplex: Ein neuer Schnittholzplatz mit Teilüberdachung entsteht hinter dem Gebäude © DI Robert Spannlang

Schatten der Geschichte. Dass Ungarn einst kunstvolle Holzbauten anzufertigen wussten, belegen alte Holzkirchen im Osten des einstigen ungarischen Königreiches, die an norwegische Stabkirchen erinnern. „Doch zum einen liegen diese Gebiete heute teilweise nicht mehr in Ungarn, zum anderen muss das Land das Stahl- und Beton-Primat aus vier Jahrzehnten Sozialismus erst überwinden”, stellt Ubrankovics nüchtern fest.
Dass der rüstig wirkende Mann in seinem Alter ein neues Unternehmen gründet, verdient Respekt. Ob einer seiner beiden Söhne in seine Fußstapfen trete, wisse er nicht - „jeder muss seinen Weg finden”. Dass er sich darüber freuen würde, ist ihm aber deutlich anzumerken.