Podiumsdiskussion im Rahmen des Holzbau-Forums: Prof. Dr. Kreuzinger, Prof. Dr. Winter, Dr. Wiesner, Prof. Dr. Schickhofer, Prof. Dr. Eberhardssteiner, Fritzen (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck
"Uns ist bei den Untersuchungen von Hallen aufgefallen, dass dort, wo es zu Schäden kam, die Ausführung nicht der Planung entsprochen hat", unterstrich Prof. Stefan Winter, TU München/DE, der unter anderem bei der Untersuchung der Bad Reichenhaller-Umstände betraut ist.
Kein Schaden durch Werkstoff Holz. "Das Material war in allen untersuchten Fällen unschuldig", so Winter. Es komme darauf an, was man daraus mache, war sein Appell an die ausführenden Betriebe.
"Wir müssen uns bewusst sein, dass wir für Handlungen, die wir heute setzen, ein Leben lang Verantwortung zu tragen haben."
Er habe persönlich aus dem Eishallen-Unglück gelernt und könne nur auf die Qualitätssicherung in allen Bereichen des Holzbaus verweisen.
Für das Unglück in Bad Reichenhall war eine Reihe von Umständen verantwortlich. Grundsätzlich habe laut Winter für die angewandte Dachkonstruktion die dafür notwendige Zustimmung im Einzelfall definitiv gefehlt und das geforderte Vieraugen-Prinzip klar nicht eingehalten.
Die Schneelage war nicht extrem, vielmehr wurden Fehler in der statischen Berechnung, fehlerhafte Verarbeitung, fehlende Wartung und fehlerhafte Verklebungen bei der Keilzinkung von Ober- und Untergurten der Hohlkastenträger festgestellt.
Übergeordnete Brancheninteressen wahrnehmen. "Die gesamte Holzbranche ist nicht nur mehr auf die Regionen beschränkt, sondern gesamteuropäisch zu betrachten", erklärt der CEI Bois-Vorstand Dr. Erich Wiesner, Wiehag, Altheim. Die Branche sei zu sehr damit beschäftigt, sich mit Konkurrenzdenken in den eigenen Reihen aufzureiben, als auf tatsächlich relevante Themen, wie EU-Normen und die globalen Veränderungen zu reagieren, hielt er fest. "Entscheidungen werden über unsere Köpfe hinweg in Brüssel getroffen, ohne dass wir unseren Einfluss geltend machen können", verwies er auf ein Beispiel der aktuell auf Europa-Ebene diskutierten CEN TC 350. Diese Norm soll es ermöglichen, die Materialvergleichbarkeit einschließlich Ökologie oder Nachhaltigkeit sicher zu stellen. "So lange wir nicht realisieren, was da auf uns zukommt, werden wir gegenüber unserem tatsächlichen Mitbewerb - der Stahl- und Betonindustrie - ins Hintertreffen gelangen", so Wiesner.
Das Ziel der von CEI Bois ins Leben gerufenen "building with wood"-Initiative ist es, eine strategische Steuerungsplattform zu etablieren. Nur so sei gewährleistet, dass die gesamte Wertschöpfungskette Holz in den politischen Gremien wahrgenommen werde.
"Es muss uns allen klar sein, dass wir nur weiterkommen, wenn wir Wertschöpfungs- und Länderübergreifend unsere Hausaufgaben lösen", ist Wiesner überzeugt.