„Leinöl, Sonnenblumen-Öl, Citrusschalen-Öl, Soja-Lecithin” - was hier wie ein Auszug aus einem Backrezept klingt, sind in Wirklichkeit die exotisch anmutenden Ingredienzien für Holzbeschichtungs- und -Imprägnierungsmitteln von Auro, Kleinglödnitz. Der Hersteller von Naturfarben aus Braunschweig/DE mit einer Produktion im Kärntner Gurktal habe sich seit Gründung 1983 bereits intensiv mit „lösemittelfreien Lacken, Farben und Imprägnierungen aus rein biogenen Bindemitteln in hoher anstrichtechnischer Qualität” beschäftigt, versichert Auro-Anwendungstechniker Franz Hawle: Zu einer Zeit also, wo man den intensiven Umgang mit Holz-Imprägniermitteln allgemein eher mit Gesundheitsgefährdung assoziierte. Für den Holzkurier war dies einer der wesentlichen Gründe, Auro Naturfarben den Titel „Holzbau-Ausstatter des Jahres 2007” zuzuerkennen.
Auro-Facts
Mitarbeiter: 50Gründung: 1983
Unternehmens-Gründer: Dr. Hermann Fischer
Produktion: Kleinglödnitz
Muttergesellschaft: Braunschweig/DE
Produkte: Lasuren, Öle, Wachse, Lacke, Wandfarben und Klebstoffe für Holz- und Holz-Werkstoffe, Pflege- und Reinigungsmittel, aus biogenen Inhaltsstoffen, frei von synthetischen Lösemitteln
Vertrieb: in Österreich über 70 FachhändlerExport: 30%
Heimspiel Lösungsmittel-Verordnung. Der mit Jahresbeginn in Kraft tretenden Lösungsmittel-Verordnung der EU sieht Hawle gelassen entgegen. Diese enthält Richtlinien zur Begrenzung flüchtiger organischer Verbindungen in bestimmten Farben und Lacken. „Was anderen schon seit Monaten Bauchweh verursacht, ist für uns ein echtes Heimspiel”, lächelt Hawle. „Wir lassen uns gerne in die Töpfe schauen”, nimmt der Niederösterreicher Bezug auf die Volldeklaration der Inhaltsstoffe, die auf jedem Auro-Farbgebinde zu finden ist. Plagiats-Versuche seien unwahrscheinlich, glaubt er: Zu aufwändig sei die Herstellung in hochtechnischen Anlagen, zu umfangreich das Know-how, das Auro über Jahrzehnte aufgebaut habe.
Referenz-Bau aus Stroh. Außergewöhnlich wie der Öko-Beschichter ist auch eines seiner Referenzprojekte: Das S-House in Böheimkirchen wurde unter Federführung der Gruppe für Angepasste Technologie (GrAT) an der Technischen Universität Wien als Holzständer-Platten-Konstruktion mit Strohdämmung errichtet, die außen eine Sichtfassade aus sägerauem Fichtenholz besitzt. Das von GrAT sowie den Architekten Scheicher, Adnet, geplante und von Florian Hager Holzbau, Bischofstetten, erbaute zweigeschossige Büro- und Schulungszentrum übererfülle die Passivhaus-Kriterien, so GrAT-Geschäftsführer Dr. Robert Wimmer.
Ochsenblut-Rot heißt der Farbton der Auro-Holzlasur Nr. 160, mit der die sägeraue Holzschalung vom S-House doppelt eingelassen wurde © DI Robert Spannlang
Materialsparende Dünnschicht. Beim Einlassen der Innen- und Außenwände sei ein weiterer Vorteil der Naturlasuren spürbar geworden, erklärt er: Die geringe Partikel-Größen der biogenen Ingredienzien ermöglichte im Vergleich zu gängigen Beschichtungen dünnere Schichtstärken bei gleicher Schutzwirkung. Dies wiederum bewirke eine hohe Ergiebigkeit der Auro-Produkte, so der gelernte Malermeister. „Preisvergleiche mit Lasuren anderer Hersteller in gleichvolumigen Gebinden sind deshalb nur bedingt möglich”, weiß er. Deshalb scheute man bisher vor einem Vertrieb über Baumärkte zurück. Die beratungs-intensiven Produkte werden über ein Netz von 70 Fachhändlern in ganz Österreich vertrieben.
Dammar-Harz und Carnauba-Wachs. Auro sieht seine ökologische Verantwortung nicht allein in der Verwendung natürlicher Rohstoffe, sondern auch in deren nachhaltiger, umweltverträglicher Produktion. „Das Dammar-Harz des Meranti-Baumes etwa, das wir in unseren Klebstoffen und Anstrichen einsetzen, wird durch schonendes Anbohren der Rinde abgezapft, nicht etwa durch Fällen des ganzen Baumes. Auch das begehrte Carnauba-Wachs für unsere Boden- und Möbelwachs-Serie wird aus Palm-Wedeln gewonnen, ohne Schädigung des Mutterbaumes”, klärt Hawle auf.
Küchenregale aus gepresstem Stroh, von Auro oberflächen-veredelt: GrAT-Assistentin Alma Becic führt Gleitlager aus Buchenholz vor © DI Robert Spannlang
Steigende Bedeutung der Dienstleistung. Aus der Not einer längeren Trocknungs- und Härtungszeit mancher seiner Produkte etwa will Auro die Tugend einer fachmännischen Applikation und Routine-Pflege im Rahmen eines Service-Vertrages machen. Dies könne entweder durch Auro-Mitarbeiter oder qualifizierte Partner-Unternehmen geschehen.
„Mit GrAT sind wir gerade dabei, ein Produkt-Service-System zu kreieren, das zu jeder Zeit die optimale Produkt-Performance sicherstellen soll. Auch für uns als Produzenten wird Dienstleistung immer wichtiger”, gesteht Hawle.
Bundeskanzler-Mischung. Gerne erzählt der Auro-Anwendungstechniker über jenen zur Renovierung anstehenden edlen Parkett im Bundeskanzleramt, den Denkmalschützer nur mehr für ein Mal Schleifen freigegeben hatten. „Wir setzten unsere Reinigungsimprägnierung und einen speziellen Wachs-Cocktail ein, von uns ,Bundeskanzler-Mischung’ genannt. Das Ergebnis dürfte überzeugt haben. Denn dieser Einsatz öffnete uns die Türen für ähnliche Aufträge in weiteren Bundesgebäuden wie die Albertina, das Obere Belvedere oder Schloss Schönbrunn”, freut sich Hawle über so viel imperiale Referenz für seine Produkte.