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„Holzbau verkauft sich nicht von selbst. Kurzfristige Gewinnmaximierung einzelner entlang der Wertschöpfungskette hilft der Branche nicht, sich nachhaltig zu positionieren”Dr. Werner Kronlachner © Wiehag

Holzbau hat Zukunft

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 03.07.2007 - 10:35
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„Holzbau verkauft sich nicht von selbst. Kurzfristige Gewinnmaximierung einzelner entlang der Wertschöpfungskette hilft der Branche nicht, sich nachhaltig zu positionieren“Dr. Werner Kronlachner © Wiehag

"Um den Werkstoff Holz wirkungsvoll und langfristig gegenüber alternativen Baumaterialien erfolgreich zu positionieren, bedarf es laut Geschäftsführer Dr. Werner Kronlachner, Wiehag, Altheim, eines vernünftigen Verhaltens innerhalb der Wertschöpfungskette Holz (sh. Graphik). Dies sei die einzige Lösung, den Werkstoff Holz am Bau nachhaltig und wettbewerbsfähig zu positionieren.

Schwieriger Beschaffungsmarkt. Der Geschäftsführer des führenden österreichischen Holzbauunternehmens verweist dabei auf die „äußerst unerfreuliche” Situation der Holzversorgung und der Schnittholz-Preisentwicklung im vergangenen Jahr: „Dem Holzbau hat man damit nichts Gutes getan -es hat innerhalb der Wertschöpfungskette Profiteure gegeben, die bedingungslose Gewinnmaximierung betrieben haben, aber dadurch leider auch viele Verlierer.”

Das Problem der Holzbauer in einer derartigen Situation seien die langen Vorlaufzeiten bei Bauprojekten, in denen sich die Materialpreise teilweise um fast 30% erhöhten, erinnert sich Kronlachner. Diese extremen Steigerungen beim Schnittholz seien nicht nachvollziehbar gewesen.
„Unser Glück war, dass zur gleichen Zeit auch alternative Baumaterialien wie Stahl preislich einen Höchststand erreicht haben, dadurch konnten wir die Situation meistern”, so der Geschäftsführer.
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Aktuelles Projekt einer Messehalle in Wels: 90 m freie Spannweite © Mag. (FH) Hubert Burböck

Langfristige Sichtweisen voranstellen. Hochwertige Sägeprodukte, wie sie für den Bau gebraucht werden, will jeder verkaufen, aber keiner unterstützt die Verarbeiter an der Front”, bedauert man in Altheim. Kronlachner verweist etwa auf die Ziegelindustrie. Der Baumeister erhält seitens der Ziegelproduzenten massive Unterstützung, insbesondere wenn man sich die Aktivitäten des Marktführers Wienerberger vor Augen hält. Holz verkaufe sich nicht von selbst, da bedürfe es noch einiger Anstrengungen seitens der Industrie, wettbewerbsfähige Konzepte und entsprechende Unterstützung zu entwickeln. Für eine erfolgreiche Zukunft des Holzbaus ist es unumgänglich, dass „vertikaler” gedacht wird.

Sägeindustrie hat Hauptverantwortung. Die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette Holz, also zwischen Forst und Säge, den Komponentenerzeugern und den Holzbauern, muss viel besser werden. Speziell die Sägeindustrie trägt eine hohe Verantwortung, sowohl gegenüber der Urproduktion Forst als auch gegenüber den nachgelagerten Unternehmen.
„Zimmer- und Holzbaumeister haben mit heutiger Technik mehr Potenzial als nur Dachstühle und Treppen zu bauen”, motivierte er vor allem kleinere Unternehmen das Potenzial zu nutzen und ihr Fertigungsspektrum auszuweiten.
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Wertschöpfungskette Holz – die Zusammenarbeit unter den teilnehmenden Stufen muss besser werden © Wiehag

Ausbildung steigert Qualität. Als oberste Maxime im Holzbau - egal welcher Größenordnung - stellt Kronlachner die Qualität der Ausführung, die nur durch intensivere und konsequente Ausbildungsmaßnahmen erreicht wird. „Wir tun uns nichts Gutes, wenn wir das positive Image des Holzbaus durch fehlerhafte Ausführungen einzelner Betriebe auf’s Spiel setzen”, mahnt er.
Gerade Statistiken über Holzhallen-Einstürze aus 2006 seien in der Öffentlichkeit nicht vorteilhaft. In vielen Fällen waren Verarbeitungsfehler die Ursache. Dem könne man nur durch konsequente Aus- und Weiterbildung entgegenwirken.

Ingenieurholzbau lebt von Kreativität. „Ingenieurholzbau lebt von der Engineering-Leistung und der Kreativität des Anbieters”, ist Kronlachner überzeugt. Nicht die Materialart sei „Schlacht entscheidend”, sondern die Individualität und Wirtschaftlichkeit der Gesamtlösung.
„Wichtig ist, dass man seine internen Hausaufgaben peinlich genau macht und man die eigenen Stärken, aber auch Grenzen kennt”, wird unterstrichen. Wenn man sieht, dass alternative Baustoffe für bestimmte Anforderungen besser geeignet sind, sei es ein Zeichen von Kompetenz, auch einmal mehr Stahl als Holz einzusetzen. Neben Engineering muss man auch die Logistik beherrschen.
Der Ingenieurholzbau wird laut Kronlachner immer mit außergewöhnlichen Projekten zu tun haben und deshalb sei Erfahrung ein guter Nährboden für weitere Entwicklungen. „Wir sind in allen Bereichen Problemlöser. Standardlösungen sind eine Rarität.”