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Paolo Bortolotti und Andreas Fes (v. li.) sind überzeugt, dass der Holzanteil am Bau in Italien weiter steigen wird © Dr. Johanna Kanzian

Ab in den Süden

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Bologna/IT | 06.11.2007 - 08:08
Über ein hohes Angebot an Schnittware sowie weiterverarbeitete Produkte am Italienmarkt berichteten die Aussteller anlässlich der SAIE vom 24. bis 28. Oktober in Bologna/IT. Vor allem Energie-Einsparung und Niedrigenergiehäuser waren Hauptthemen bei den Besuchern der Baumesse.
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Paolo Bortolotti und Andreas Fes (v. li.) sind überzeugt, dass der Holzanteil am Bau in Italien weiter steigen wird © Dr. Johanna Kanzian

Holz bekommt immer höheren Stellenwert. „Am Holzsektor können wir noch viel machen. Die Bautätigkeit in Italien wird zwar in den nächsten Jahren zurückgehen, der Holzbau aber an Bedeutung gewinnen”, erläuterte Paolo Bortolotti, Geschäftsführer Legno Sud, Auer/ IT, und Präsident von Assolegno sowie des Industriellenverbandes Bozen/IT. Derzeit liege der Marktanteil der Holzbauten in Italien bei 0,4%. In der Zukunft könnte er zwischen 2 und 5% liegen, zitierte Bortolotti eine italienische Studie.
Vor kurzem hat man bei Legno Sud zwei Klimahausexperten angestellt, um dem Energiesparhaus-Trend Rechnung zu tragen. Bereits seit drei Jahren bietet das Holzhandelsunternehmen auch Häuser an. Man hat mit einem Sägewerk angefangen, über den Holzhandel ist man jetzt bei den Holzkonstruktionen angelangt. Die Niederlassung in Süditalien soll weiter ausgebaut werden. Bortolotti schätzt, dass in Zukunft der mittel- und süditalienische Markt an Bedeutung gewinnen wird. Dazu müsse man aber vor Ort sein. Bereits seit 1953 betreibt Legno Sud deshalb die eigene Niederlassung in den Abruzzen. Um eine gute holzspezifische Ausbildung zu gewährleisten, schulen Zimmermeister aus Südtirol das Personal vor Ort ein. „Die derzeit niedrigen Preise beim Schnittholz werden sich nicht lange halten”, meinte Bortolotti. „Die Kunden kaufen lieber schöne Ware und sind auch bereit einen höheren Preis dafür zu bezahlen”, führte er weiter aus.
Heuer kommen 25% mehr an weiterverarbeiteten Produkten aus Italien, denn es seien einige neue Produktionen errichtet worden, bestehende wurden ausgebaut. „Wir haben zwar kleine, aber viele Werke, diese sind flexibel”, erläuterte Bortolotti.
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Alessandro Lacedelli, Stefan Rubner, Simon Weber und Werner Volgger (v. li.) präsentierten das neue Unternehmen Rubner Objektbau © Rubner

Klimahaus-Pionier in Italien. 10.000 realisierte Häuser in den vergangenen 40 Jahren, davon 1000 Klimahäuser seit der Einführung des Heidi-Hauses 1999, darüber berichtete man am Rubner-Messestand in Bologna. Mit 1500 Mitarbeitern wird ein Gruppen-Umsatz von 250 Mio. € erwirtschaftet.
Erstmals wurde auf der SAIE Rubner Objektbau, die Generalunternehmung für komplexe und auf den Kunden abgestimmte Bauten präsentiert. Rubner Objektbau verfolgt die gesamte Abwicklung des Bauvorhabens von der Projektplanung bis zur Übergabe. „Dadurch ist der optimale Einsatz der Ressourcen hinsichtlich Zeit und Kosten garantiert”, berichtete der Präsident der Rubner-Gruppe Dipl.-BW (FH) Stefan Rubner.
Weiters präsentierte die Rubner Haus AG eine eigene Publikation über das neue Bürohaus in Kiens. „Das 2006 fertig gestellte Rubner Haus hat Klimahaus-Gold-Standard und steht somit für ein neues Produkt in der Rubner-Prozesskette, das eine Vorbildwirkung auf andere Bauherren aus Gewerbe und Industrie und nicht zuletzt auch auf ihre Architekten ausüben soll”, erläuterte Marketingleiter Werner Volgger.
Es wurde mit dem Preis „Bestes KlimaHaus” 2006 in der Klasse Arbeitswelt ausgezeichnet. Die Publikation wurde von den Autorinnen Bettina Schlorhaufer und Esther Pirchner verfasst.
Im heurigen Jahr gab es noch einiges zu feiern: das 80-jährige Bestehen des Unternehmens und die Gründung der Hermann-Rubner-Privatstiftung Onlus.
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Ein neuer Messestand mit begehbaren KLH-Modulen wurde erstmals in Italien vorgestellt © Dr. Johanna Kanzian

Gelungene Markteinführung. „Wir sind zufrieden mit dem Italien-Markt. Heuer haben wir bis zu 40% mehr abgesetzt. In Bozen/IT wurde beispielsweise ein Krankenhaus mit unseren Elementen aufgestockt”, erläuterte DI Vaclav Kadera, KLH-Agent für Italien. In nur fünf Wochen wurden drei Geschosse errichtet. Das Krankenhaus liegt im Zentrum der Stadt, trotzdem konnte die Bauzeit kurz gehalten werden. Besonders im Öffentlichen Bau und da speziell bei Schulen hat sich die KLH-Bauweise etabliert. Bereits fünf wurden in diesem Jahr errichtet. Bis zu 40 Renovierungen bei Hotels hat KLH durchgeführt. Dabei steche der Raum Bologna und Mailand hervor. „Unser Marketingkonzept hat gewirkt und wir arbeiten stark mit der Initiative Casa Clima zusammen”, berichtete Kadera. Auch in Tschechien ist KLH seit 2003 tätig. Seit kurzem sind KLH Massivholzelemente auch für Russland zugelassen - möglicherweise eine gute Grundlage für zu erwartende Aufträge für die Winter-Olympiade in Sochi. Um auch den skandinavischen Markt stärker bearbeiten zu können, wird in Schweden gerade eine neue Produktion errichtet.
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Peter Dolezal (2. v. li.) berichtete vom erfolgreichen Wirken von promo_legno in Italien © Dr. Johanna Kanzian

Gut besucht. Bereits drei promo_legno-Kongresse haben heuer in Italien stattgefunden, eine weitere Veranstaltung wird am 23. November in Neapel abgehalten. „In Udine konnten wir 420 Teilnehmer begrüßen, in Pescara sogar über 500”, freute sich Dipl.-Kfm. Peter Dolezal. „Großteils nehmen Planer und Projektanten teil, die sonst keine Möglichkeit haben, Informationen von Schulen oder Universitäten zu bekommen. Diese müssen sich weiterbilden, weil immer mehr Privatpersonen nach Bauen mit Holz fragen.” Neben den Kongressen wurden 2007 vier Intensivkurse „Bauen mit Holz” durchgeführt. Am 29. und 30. November findet ein weiterer in Bologna/IT statt. Das Programm für 2008 sieht folgende vor: 24. bis 25. Jänner in Pescara/IT, 10. bis 11. April in Genua/IT, 8. bis 9. Mai in Neapel/IT, 16. bis 17. Oktober in Mailand/IT und 27. und 28. November in Padua/IT.
Es ist geplant, noch stärker auf die Bedürfnisse der Architekten einzugehen. Folgende Kongresse werden im nächsten Jahr angeboten: 22. Februar in Aosta/IT, 16. Mai in Mailand/IT, 26. September in Potenza/IT, 14. November in Rom/IT.
Auch in Tschechien ist Dolezal mit der Entwicklung zufrieden. Es wurden in zwei Jahren bereits fünf Kongresse nach italienischem Vorbild organisiert. Am 16. November findet in Prag ein Kongress statt.
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Das Haas-Messeteam in Bologna mit dem neuen Italien-Geschäftsführer Massimiliano Coco (re.) © Dr. Johanna Kanzian

Vertriebsstruktur gestärkt. Der Vertrieb der Haas-Gruppe in Italien wurde umstrukturiert. Massimiliano Coco hat mit September als Geschäftsführer von Haas-Hoco Italia in Auer/IT die Vertriebsaktivitäten der Haas-Gruppe am italienischen Markt übernommen. „Die Zukunft des Holzbaues liegt in Mittel- und Süditalien. Nicht nur der Ingenieurholzbau wird an Bedeutung gewinnen”, waren sich Coco und DI Harald Hartmann, Abteilungsleiter Konstruktiver Holzbau, einig.
Im Dezember wird das erste Doppelhaus von 32 geplanten Gebäuden in Ständerbauweise mit dem Haas-Wandsystem Thermoprotect in Bologna errichtet. „Nicht nur private Bauherren, auch institutionelle Organisationen bauen zunehmend in Holz”, freut man sich bei Haas.
Ein Musterbungalow folgt in Riva degli Etruschi, in der Nähe von Livorno. Als weiterer Ausbauschritt soll in ein ganzes Feriendorf investiert werden.
Neben diversen Konstruktionen wurde heuer für eine Kommune in Cinisello Balsamo auch eine Basketballhalle realisiert. Die Halle mit gebogenen BSH-Bindern hat eine Abmessung von 20 mal 40 m. Auch bei Sportstätten, Schulen und Kindergärten setzt man immer stärker auf den Baustoff Holz, wird berichtet.
„Vor allem schlüsselfertige Gewerbeund Industrieobjekte in Holzbauweise erfreuen sich großer Beliebtheit”, weiß Hartmann. Für das Sägewerk Schiller, Regen/DE, wird derzeit eine schlüsselfertige Halle mit einer Fläche von 10.000 m² erstellt.
In Falkenberg sollen heuer 35.000 m³/J Leimhölzer produziert werden. In Tschechien wird die Produktion weiter ausgebaut. Momentan ist man beim Bau der neuen Lamellen-Sortierung. 60.000 m³/J BSH sollen im ersten Ausbauschritt produziert werden. 25.000 m³/J werden es heuer in Saulcy/FR sein.
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Ein neuer Messestand mit begehbaren KLH-Modulen wurde erstmals in Italien vorgestellt © Dr. Johanna Kanzian

Hohe Qualität und Service gefragt. „Der Bausektor in Italien wird etwas zurückgehen”, glaubt Dr. Peter Snajdr, Verkaufsleiter für Italien bei der Pfeifer-Gruppe. Der BSH-Absatz werde aber gleich bleiben. Wurde früher ausschließlich in Norditalien Sichtqualität nachgefragt, so bemerke man zurzeit auch in Süditalien den Trend dahin. „Vor allem mit Qualitätsware und einem guten Service kann man in Italien punkten”, betonte Snajdr.
„Alle haben geglaubt, der Absatz in Italien wird linear nach oben gehen. Nach einigen guten Jahren haben wir heuer erstmals einen gleichbleibenden Bedarf. Damit hat aber niemand gerechnet und die Produktionskapazitäten in Europa wurden stark erhöht”, erläuterte Snajdr die Marktsituation.
Seit Jahren ist die Pfeifer-Gruppe auf der SAIE vertreten. Es ist einfach Italiens führende Holzbaumesse, gibt man sich am Messestand zufrieden. „Im Vorjahr konnten wir 70% Besucher aus Süd-, 20% aus Mittel- und 10% aus Norditalien begrüßen”, so der Verkaufsleiter.