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Holzverbrauch passt in Italien

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Bologna/IT | 27.10.2008 - 17:50
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Wir müssen mit den Leimbinder-Preisen hinauf”, berichtete Geschäftsführer Stefan Theurl, Theurl Holz, Assling, auf der SAIE. Der Rundholz-, Leim- und Energie-Preis sei gestiegen, begründet er die Notwendigkeit.
Erstmals war Theurl auf der Baumesse vertreten. „Die Organisation der Messe hat überraschend gut funktioniert”, berichtete Theurl.
Die Zahlungsmoral in Italien sei nach wie vor sehr schlecht. Das Gebot der Stunde heißt: „Weniger produzieren, bis der Kunde die Preise akzeptiert.” Von einem gut angelaufenen Frankreichmarkt berichtete man bei Theurl. Seit eineinhalb Jahren sind die Osttiroler dort vertreten. So war Theurl heuer bereits in Grenoble und Nantes auf der Messe mit dabei.
Der Einschnitt in Assling liegt bei 240.000 fm/J. Heuer wird Theurl 45.000 m3 BSH produzieren. Stefan Theurl verwies aber auf die angespannte Rohstoffsituation in Osttirol. Vor allem an der Industriequalität fehle es derzeit, erfuhr man am Messestand. „Wir produzieren auftragsbezogen, wir haben einen guten Auftragsstand und ein kleines Lager”, freute sich Theurl.

Niedrigenergiebauweise im Kommen

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Vaclav Kadera blickt optimistisch in die Zukunft: vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen könne KLH mit der Niedrigenergiebauweise punkten © Dr. Johanna Kanzian

„Wir sind optimistisch. In den öffentlichen Ausschreibungen wird die Niedrigenergiebauweise in Italien stark unterstützt”, zeigte sich DI Vaclav Kadera, Vertriebspartner von KLH Massivholz für Italien, zufrieden. Das erste KLH-Gebäude wurde als Casa Clima nach A+ zertifiziert. Daher möchte man diese Schiene verstärkt ausbauen. „Wir wickeln im kommenden Jahr einige herausragende Projekte ab”, freute er sich. Beispielsweise wird ein interessanter Zubau bei einem Bankinstitut in Padua errichtet. Alte und neue Architektur sollen dadurch verbunden werden. Zwei bestehende Paläste aus dem 18. Jahrhundert werden im Hof durch moderne Holz-Architektur verbunden. Das Bauwerk misst 27 mal 12 m und wird in KLH-Bauweise mit Leimholz kombiniert errichtet. Außerdem wird unter anderem auch ein sechsstöckiges Hotel in Gröden gebaut.
Erfreulich sei auch, dass sich der Markt bereits bis nach Rom sehr gut entwickelt habe. Von einer Krise im Hausbau spüre man nichts in Italien. „Uns hat noch niemand gesagt, dass er wegen der Finanzkrise sein Haus nicht baut”, erklärte Kadera.
Auch die Hotelanlage im Olympiaort Sotschi/RU befindet sich in der Fertigstellung, den Auftrag wickelte die Modulfabrik, Katsch, ab.

Holz ist Trumpf

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Paolo Bortolotti, Legno Sud, und Stefano Grosso, Grosso Legnami (v. li.) sind optimistisch:  Holz wird an Stellenwert am Bau gewinnen © Dr. Johanna Kanzian

„Die Bautätigkeit in Italien wird in Summe etwas zurückgehen”, glaubt Paolo Bortolotti, Geschäftsführer Legno Sud, Auer/IT, und Vizepräsident Federlegno-Arredo. Er stellte aber dem Holz gute Chancen aus, man werde im Vergleich zu anderen Materialien eher Anteile gewinnen, war sich der Geschäftsführer sicher. Seit August ist das Holz in den „Technischen Normen” als Baumaterial anerkannt, freute sich Bortolotti über die daraus resultierenden breiten Anwendungsgebiete. Somit habe sich der Baustoff vom Modeprodukt zu einem Bauprodukt entwickelt. Als weitere Chance sieht der Geschäftsführer die Verwendung des Holzes in Erdbebengebieten. Italien ist seit einigen Jahren in Erdbebenklassen (1 bis 4) eingestuft. „Holz ist als Baustoff in den Gebieten 3 und 4 Pflicht geworden”, berichtete Bortolotti. Die Zukunft gehöre vor allem Mittel- und Süditalien, erwartete der Händler.
Seit 1. April ist Legno Sud Clima-Haus-Partner. Mit der Ausstellung eines Zertifikates wurde dem Unternehmen bescheinigt, dass es energieeffiziente Häuser baut. Die Energieeinsparung sei ein großes Thema in Italien. „Der Kunde fragt sich, was er machen muss, um weniger Geld auszugeben. Mit den Klimahäusern gelingt es, den Energieverbrauch erheblich zu reduzieren”, meinte der Geschäftsführer.

Guter Pelletsabsatz seit Sommer

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Die Pfeifer-Gruppe in Bolgona: Man prognostizierte steigenden Bedarf in Italien, jedoch auf geringem Niveau © Dr. Johanna Kanzian

„Das derzeitige Nummer 1-Produkt mit rasantem Absatz und gutem Preis sind die Pellets”, informierte Dr. Peter Snajdr, Verkaufsleiter für Italien bei der Pfeifer-Gruppe. Der Absatz sei schon seit Sommer kontinuierlich angelaufen - jetzt hoffe man noch auf einen strengen Winter. „Wir haben im August in Imst eine Pelletsproduktion mit zwei Pressen in Betrieb genommen”, erklärte Snajdr. Somit verfügt die Pfeifer-Gruppe über 20 Pelletspressen. Bei den anderen Produkten brachte es der Verkaufsleiter auf den Punkt: Wenn jeder Hersteller die Produktionskapazität früh genug der Nachfrage am Markt anpasst, hätten die Preise nie den jetzigen Tiefstand erreicht. „Für die kommenden Monate ist eine Produktionsanpassung notwendig. Das Preisniveau muss nach oben korrigiert werden”, forderte Snajdr.
Der Leimbinder-Bedarf in Italien sei gegeben, weil vor allem die Renovierungstätigkeit gut laufe. Derzeit sei bei den Schalungsplatten ein Einbruch zu erkennen, vor allem in Spanien werde weniger gebaut. „Der Verbrauch ist um 30 % geringer als im Vorjahr”, erzählte Snajdr. Er prognostizierte auch für 2009 ein schwieriges Schalungsplattenjahr. Für die Schalungsträger stellt man in der Pfeifer-Gruppe vor allem dem arabischen Raum sowie Indien ein gutes Wachstumspotenzial für die Zukunft aus.
2009 werde noch ein schwieriges Jahr werden. „Der Konsum geht weiter, aber auf einem niedrigeren Niveau, weil alle etwas vorsichtiger geworden sind”, berichtete Snajdr.

Großbaustelle in Norditalien

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Harald Hartmann (li.) und Massimiliano Coco berichteten über guten Absatz der Haas-Gruppe bei Fenstern in Italien © Dr. Johanna Kanzian

„Eines ist sicher: 2008 wird kein brillantes Jahr, weil die Preissituation angespannt ist”, erklärte Massimiliano Coco, Geschäftsführer von Haas-Hoco Italia in Auer/IT. „Wir sind jedoch in der Gruppe gut aufgestellt.”
Mit großen Schritten schreite die Baustelle in der autonomen Region Aosta in Norditalien voran. „Hier entsteht auf einer Fläche von 2800 m² und einer Geschossfläche von 4800 m² ein neues Berufsschul-Gebäude für 800 Schüler”, berichtete DI Harald Hartmann, Abteilungsleiter konstruktiver Holzbau. Das 5,3 Mio. €-Projekt soll Anfang November fertiggestellt sein und wird von Haas komplett in Holztafelbauweise erstellt. Vor allem der Hausbau läuft für das Unternehmen gut. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet Haas heuer ein Plus von 50 %. Das erste Haas-Climahaus wurde in Mantua zertifiziert.
Auch die Sparten Parkett sowie Fenster haben sich gut entwickelt. Bei letzterer verzeichnete man im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 60 %. „Der Staat übernimmt in Italien bis Jahresende 55 % der Anschaffungskosten. Wir hoffen, dass die Förderung noch verlängert wird”, erläuterte Coco.

Rustikale Gemütlichkeit

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Martin Breitenberger zeigte die Vorteile von Thermoholz auf: Erstmals war die Mareiner Holzindustrie auf der SAIE vertreten © Dr. Johanna Kanzian

Auf Thermoholz und die rustikale Schiene setzt man bei der Mareiner Holzindustrie, St. Marein. Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Nordholz war man erstmals als Aussteller auf der SAIE vertreten. Vor allem im Großobjektbereich werde verstärkt der Rustikal-Look nachgefragt, dort sei aber auch viel Beratung notwendig. Deshalb beschäftige man im steirischen Unternehmen seit Kurzem einen eigenen Grafiker und Designer. Unter anderem werde das Holz aber auch im Wellness- und Gastronomiebereich nachgefragt, erfuhr man in Bologna. Bei der Mareiner Holzindustrie sieht man den Vorteil von Thermoholz in der Dimensions-Stabilität, Widerstandsfähigkeit sowie der ökologischen Herstellung. Dadurch ist ein universeller Einsatz möglich. „Unsere Hauptmärkte sind Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Tschechien und die Slowakei”, so der Großhandelsverantwortliche Ing. Martin Breitenberger. Die Exportquote des Unternehmens beträgt 60%.