1223309330.jpg

Seit Kurzem im Einsatz bei Weissenseer Holz-System-Bau: die Hundegger Speed-Cut SC2 für schnellen Zuschnitt - Besonderheit: keine Absaugung, sondern Förderband für die Späne und Resthölzer © Müller

Kleinste Fabrik der Welt

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 06.10.2008 - 18:05
1223309330.jpg

Seit Kurzem im Einsatz bei Weissenseer Holz-System-Bau: die Hundegger Speed-Cut SC2 für schnellen Zuschnitt – Besonderheit: keine Absaugung, sondern Förderband für die Späne und Resthölzer © Müller

Die Nachfrage nach energieeffizientem Wohnen wird immer größer. Aus diesem Grund erweiterte Weissenseer Holz-System-Bau, nach eigenen Angaben einer der weltweit marktführenden Hersteller von Passivhäusern, die Produktion. Errichtet wurden eine 3200 m² große Halle in Passivhaus-Bauweise sowie ein Lager mit 900 m² und ein neues Bürogebäude mit 1000 m². Unter anderem wurden großzügige Ruheflächen für die Mitarbeiter und Kunden eingeplant.

Geringer Energieverbrauch

1223309369.jpg

Blick in die neu errichtete Passivhaushalle mit Zuschnittanlage (li.) und Fertigungsstraße (re.) © Müller

Die neue Halle kommt ganz ohne Heizung aus. Die Abwärme des Kompressors dient der Fußbodenbeheizung. „Mit einem Verbrauch von nur 800 l Heizöläquivalent im Jahr für 18.500 m3 Rauminhalt - etwa ein Drittel des Jahresverbrauchs eines Einfamilienhauses - ist die Passivhaus-Produktionshalle die erste dieser Art weltweit”, berichtet der Geschäftsführer.
„Aus Verantwortung für die Zukunft” lautet der Leitgedanke von Weissenseer Holz-System-Bau. Um diesem Grundsatz treu zu bleiben, wollte das Unternehmen mit der Errichtung einer neuen Passivhaushalle die bestehende Produktionsstätte erweitern und so mehr als 60 neue Arbeitsplätze schaffen.

Geringer Platzbedarf

1223309399.jpg

Eine Linie für Wand-, Decken- und Dachelemente: Manipulation der Elemente erfolgt mittels Vakuumhebegeräten © Müller

Die Besonderheit der Produktion ist, dass sie auf kleinstem Raum untergebracht wurde, um die Gebäudehülle gering zu halten. Ebenso wurden bei den beiden Fertigungsanlagen, einer Hundegger Speed-Cut SC2 sowie einer Weinmann-Fertigungsstraße keine Absaugungen angebracht. Die Entsorgung erfolgt über Förderbänder in Container. „Der Vorteil dabei ist, dass keine neue Luft nachströmen muss und man sich dadurch Energiekosten spart”, informiert Müller. Weiters können einige Reststücke noch weiterverwendet werden, die sonst sofort in den Hacker gefallen wären. Die Besonderheit dieser Produktion ist, dass Wand-, Dach- und Deckenelemente auf einer Linie hergestellt werden können. Das Ziel dabei ist es, möglichst viel vorzufertigen. Die Marktführerschaft bei Passivhäusern hat man bereits 2005 erreicht.

Schneller Zuschnitt mit Längenoptimierung

1223309527.jpg

Bereits zugeschnittene Träger auf der Speed-Cut SC2: Werkstücke bis 200 mal 450 mm können bearbeitet werden © Müller

Eine zentrale Produktionsanlage ist die Speed-Cut SC2 von Hundegger. Diese ist mit zwei Finger- und einer Revolverfräse bestückt.
„Für uns war wichtig, dass ein schneller Zuschnitt möglich ist und dass die Längenoptimierung und die Beschriftung der Werkstücke automatisch erfolgen”, zeigt sich Müller mit der Investition sehr zufrieden. Durch die Verschnittoptimierung können mehrere verschiedene Bauteile aus einem langen Rohholz vollautomatisch bearbeitet werden. Schrägschnitte können Schnitt in Schnitt gelegt werden.
Für die Speed-Cut ist nur ein Bediener notwendig, der aufgrund der Vollautomatik auch das Beschicken und Stapeln übernehmen kann. Querschnitte von 20 mal 40 mm bis 200 mal 450 mm sind möglich. „In dieser Maschine stecken das Know-how und die Erfahrung, die wir beim Bau von mehr als 3000 Maschinen gesammelt haben”, erläutert Hundegger-Marketingleiter Dietmar Widmann.
Die Speed-Cut wurde speziell für den schnellen und präzisen Zuschnitt von Holzbauteilen entwickelt. Weitere Bearbeitungsmöglichkeiten sind Fräsen, Schlitzen, Bohren, Markieren und Beschriften. Mit der Maschine sind bisher unerreichte Geschwindigkeiten möglich, informiert Hundegger. Um Bohrungen, Ausklinkungen oder Markierungen ausführen zu können, kann ein dreifaches Revolverkopfaggregat mit bis zu drei Werkzeugen eingesetzt werden.
Mit zwei unabhängig voneinander arbeitenden Fördersystemen, Förderrollen und Greifwagen ermöglicht die Speed-Cut eine schnelle Holz-Handhabung und damit kurze Durchlaufzeiten ohne Rüsten und Einstellen. Die Bauteildaten können vom Bediener über das Einzelstabprogramm eingegeben oder über die Datenschnittstelle von Abbund- und CAD-Programmen übernommen werden.

Nicht Häuser, sondern Lebensträume

1223309429.jpg

Gut gedämmt mit kleiner Gebäudehülle: Erste Passivhausproduktionshalle entsteht am neuen Sitz von Weissenseer Holz-System-Bau in Greifenburg © Müller

Innerhalb von 16 Stunden kann ein Haus produziert werden. „Unsere Kunden können bei der Produktion zusehen, denn wir verkaufen nicht Häuser, sondern auch Lebensträume“, so Müllers Philosophie.
Der Markt boomt, seit Produktionsbeginn wurden 70 Passivhäuser verkauft. Müller schätzt, dass Weissenseer Holz-System-Bau in Zukunft 20 % bei Einfamilienhäusern und den Rest im großflächigen Wohnbau sowie bei Produktionshallen tätig sein wird. „Italien entwickelt sich zusehends als interessanter Markt, weil das Thema Kühlen in den Vordergrund rückt“, weiß der Geschäftsführer.

Standortverlegung

1223309464.jpg

Automatische Beschriftung: Geschäftsführer Christof Müller zeigt die bereits mit der Hundegger zugeschnittene und markierte Ware © Dr. Johanna Kanzian

„Die Fertigstellung der Halle an unserem ursprünglichen Unternehmenssitz am Weissensee, Oberdorf, wäre für Ende 2007 geplant gewesen. Es haben jedoch einige wenige Anrainer den Ausbau unseres Betriebes trotz hoher Auflagen und damit verbunden Kosten verhindert”, so Müller.
Umso mehr ist man erfreut, dass die Marktgemeinde Greifenburg das Potenzial erkannt und eine Ansiedelung ermöglicht hat.

Weissenseer Holz-System-Bau

Gegründet:1930
Preise:Grips, Trigos, Holzbaupreis , Gewinn Jungunternehmer des Jahres 2005
Gesellschafter: Geschäftsführender Gesellschafter Ing. Christof Müller, Geschäftsführer Ruben Albrecht Eingärtner
Mitarbeiter: derzeit 53, Plan 2010: 110 Mitarbeiter für die Zweischichtproduktion
Umsatz:5 Mio. €/J, Jahres-Umsatzziel bis 2012: 35 Mio. €/J
Produktion:150 Einfamilienhäuser pro Jahr im Einschichtbetrieb (entspricht 90.000 m2 Gebäudehülle)
Export:50 % (hauptsächlich Italien)
1223309496.jpg

Blick in die Speed-Cut: unter dem Fräskopf befindet sich das Förderband für die Späne und Resthölzer, diese werden in einen Container transportiert © Dr. Johanna Kanzian