Das größte Holzhaus der Welt könnte 20 Stockwerke haben und im Wiener Mexikoplatz am Handelskai entstehen © proHolz Austria
Die Erkenntnisse nach sechzehn Monaten übertreffen die Erwartungen. Wurde bei Projektstart davon ausgegangen, die Grenzen des konstruktiven Hochbaues bei Holz im Bereich zwischen acht und zwölf Geschossen zu finden, so konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Errichtung eines bis zu zwanzigstöckigen Hauses mit Holz als ausschließlich tragendem Element möglich ist.
Holzbau in der Großstadt
„Die Zukunft ist urban - bereits heute lebt die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten”, erklärte Mag. Georg Binder, Geschäftsführer von proHolz Austria. „Für den Ballungsraum Wien, Bratislava und Brünn wird für 2050 eine Bevölkerung von 3 Millionen Menschen prognostiziert. Um künftige Marktpotenziale im urbanen Raum für den Holzbau zu nutzen, müssen Lösungen für Um-, Zubau und mehrgeschossigen Bau forciert werden.”In Deutschland, der Schweiz und England seien bereits mehrgeschossige Holzbauten bis zu neun Geschossen realisiert worden. Das fertiggestellte Forschungsprojekt soll dazu dienen, eine fachliche Diskussion zum Thema anzustoßen, um in der Stadt über fünf Etagen hinaus mit Holz zu bauen. Präsentiert wurde auf der Pressekonferenz ein nach der Studie von schluderarchitektur entwickelter Entwurf für ein 75 m hohes Holzhaus für den Mexikoplatz an der Wiener Donau. Mit Fassadenkorsett, 18 m Breite und 45 m Länge entspricht der Grundriss ungefähr dem Wiener Ringturm. „Bei den reinen Errichtungskosten (Schlüsselfertigpreis) ist Holz um 12 bis 14 % teurer als Stahlbeton”, analysierte DI Hubert Rhomberg, Geschäftsführer von Rhomberg Bau, Bregenz, das Ergebnis der Projektprüfung auf seine Wirtschaftlichkeit. Bei einer gesamthaften Kostenbewertung mit Bauzeit, Vorfertigung, Lebensdauer des Gebäudes, CO2-Speicherung sowie Energieersparnis sei Holz als Baumaterial jedoch im Wettbewerb voll dabei. Rhomberg bestätigte Holz im mehrgeschossigen Bau großes Potenzial.
Die Bestimmungen der ONR 22000 „Gebäude mit besonderen brandschutztechnischen Anforderungen (Hochhäuser)” können laut DI Frank Peter, brandRat ZT, Wien, eingehalten werden. Die Tragfähigkeit des Bauwerks betrage ohne Berücksichtigung der Sprinkleranlage im Falle eines Brandes die erforderlichen 90 Minuten.
Keine Berührungsängste mit Holz zeigte auch Dr. Johannes Hayek, Vorstandsvorsitzende Sachversicherungen der Uniqua Gruppe: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind führende Leitgedanken in der Ausrichtung unserer Versicherungsgruppe, das Interesse für Holz als Baustoff ist daher gegeben.” Die Prämiengestaltung richte sich nach Erfahrungswerten, die bei mehrgeschossigen Holzbauten bisher fehlen.
Behördliche Hürden
Als größtes Hindernis für die Verwirklichung eines derartigen Projekts sieht DI Lothar Heinrich, Ingenieurbüro Vasko und Partner, Wien, die Erfüllung von behördlichen Auflagen, die dem modernen Holzbau nicht mehr entsprechen. „Wahrscheinlich muss man nach Russland gehen, um so ein Projekt zu verwirklichen - erst dann wird es auch in Österreich möglich sein”, wies er auf den Widerstand gegenüber Hochhäusern aus Holz hin.Projekt 8+ Vielgeschossiger Holzbau
Projektstart: Juli 2007Projektende: September 2008
Projektleitung: schluderarchitektur ZT, Wien, Architekt DI Michael Schluder, Projektleiter DI Peter Krabbe
Projektpartner: ITI-Institut für Architekturwissenschaften, Tragwerksplanung und Ingenieurholzbau, TU Wien, Holzforschung Austria, brandRat ZT, Wiehag, Vasko + Partner Ingenieure, PE Central & Eastern Europe, Uniqa Group Austria, arsenal research und Rhomberg Bau