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96 Hotelzimmer stehen bei Kaufmann am Lager © DI Christoph Pfemeter

Hotel - vom Fließband

Ein Artikel von DI Christoph Pfemeter | 25.11.2008 - 14:14
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96 Hotelzimmer stehen bei Kaufmann am Lager © DI Christoph Pfemeter

Es war nicht einfach, an den Auftrag zu kommen, da wir uns gegen Großunternehmen mit konventionellen Bauweisen wie Element- und Fertigbau durchsetzen mussten”, erzählte Michael Kaufmann, Geschäftsführer von Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe. Der Auftraggeber des Hotels - ein deutscher Automobilhersteller - hatte einen Architekten-Wettbewerb ausgelobt, den das Architekturbüro von Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf im Dezember des Vorjahrs für sich entscheiden konnte. Das Wettbewerbsprogramm sah ein 3-Sterne-Hotel mit 200 Betten sowie dazugehörige Infrastrukturbereiche wie Hallenbad mit Wellness, Seminar-, Schulungs- und Aufenthaltsräume vor. Nach den üblichen Überarbeitungsphasen wurde das Projekt im Juli gewerbe- und baurechtlich genehmigt. Die Ausschreibung der Bauausführung erfolgte österreichweit, und Kaufmann konnte sich aufgrund schneller Lieferzeiten und günstigem Preis durchsetzen. Da das Projekt den Jahresumsatz des mittelständischen Unternehmens bei Weitem übersteigt, bildete man mit Kaufmann Bausysteme eine Arbeitsgemeinschaft: ARGE Kaufmann/Kaufmann. Die Zimmerei übernimmt dabei die Technische Bauleitung und Produktion, Kaufmann Bausysteme kümmert sich um den kaufmännischen Teil des Projekts.

Fließbandproduktion

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Ein Hallendurchbruch schafft Platz für die Boxen © Kaufmann

„Unser Geheimnis liegt in der Produktion am Fließband“, verriet Kaufmann. „Wir konnten bereits auf langjährige Erfahrungen im Bau von Hotels in Boxenbauweise zurückgreifen. Dieses Projekt übertraf aber alle bisherigen in der Anzahl der Module. 96 fix und fertige Boxen inklusive Elektroinstallation und Leuchten, Möbeln, Nasszellen mit Verglasung, Fenster, Türen, Spiegel, Warmwasserradiatoren und Key-Card-System konnten in der vorgegebenen Zeit nur am Fließband produziert werden. „Dazu bauten wir in unserer Produktionshalle eine Gleisanlage mit zwölf Bearbeitungsstationen und durchbrachen die Hallenwand, um im Freien weiterarbeiten zu können. Auf diese Weise konnten wir drei Boxen am Tag fertigstellen“, informierte Kaufmann. Eine große Herausforderung war die Just-in-Time-Anlieferung der Boxenteile, die dank der Lieferanten sehr gut funktionierte.

Fast alles aus der Umgebung

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Fließband: KLH-Elemente werden montiert © Kaufmann

Die Boxen selbst sind 25m2 groß und aus KLH gebaut. „Ein besonderer Dank gilt KLH Massivholz, Katsch an der Mur. Jeden zweiten Tag kamen die fertig gefrästen Teile für sechs Boxen. Wir hatten keine einzige Lieferung zu reklamieren. Ohne die passgenau gefrästen Teile und die termingerechte Lieferung wäre das Projekt nicht möglich gewesen”, schwärmte Kaufmann. Die für den Nassraum verwendeten Dreischicht-Platten von Haas, Falkenberg/DE, wurden mit Bootslack behandelt, so konnte auf Fliesen verzichtet werden. Alle anderen Oberflächen wurden gewachst. Die Inneneinrichtung aus Spanplatten stammt wie die Maler- und Installateursarbeiten von Unternehmen in der Nachbarschaft. Um die geforderten Schall- und Brandschutzauflagen zu erfüllen, wurden zwischen die einzelnen Boxen Gipskartonplatten und Steinwolle eingearbeitet.

Montage in vier Wochen

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Lagerlogistik: ein wichtiger Faktor für das Projekt © Kaufmann

„Wir warten nur noch auf den Betonbau, dann können wir beginnen“ meinte Kaufmann schmunzelnd. Für die Montage rechnet man mit vier Wochen. In den ersten zwei Wochen werden die Boxen montiert, zwei weitere benötigt man für Feinarbeiten. Jede Nacht sollen fünf Sondertransporte mit je zwei Hotelzimmer-Boxen angeliefert werden. Mittlerweile befindet sich der zweigeschossige Unterbau des Hotels in der Fertigstellung. Jeweils 32 Boxen werden nach der Montage ein Stockwerk bilden. Drei der fünf Stockwerke werden so als reiner Holzbau, abgesehen von drei Stiegenhäusern, ausgeführt. Sind alle Boxen installiert, werden sie mit einer hinterlüfteten Metallfassade versehen. Eine Erweiterung des Hotels um ein „Boxen-Stockwerk“ ist jederzeit möglich. „Die Auftragsvergabe erfolgte Mitte August. Die Fertigstellung ist Mitte Dezember geplant. Wir haben also nur drei Monate für Produktion und Montage. Bis jetzt sind wir voll im Zeitplan“, freute sich Kaufmann sichtlich stolz.

Kaufmann Zimmerei und Tischlerei

Gründung:1932
Geschäftsführer:Michael Kaufmann
Standort:Reuthe
Mitarbeiter:23
Umsatz:2Mio.€/J
Geschäftszweige:Haus-, Hallen- und Hotelbau, Dachstühle