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Zur Expo 2010 in Shanghai: der Schweden-Pavillon aus Brettschichtholz © August Wikl

Holzbau in China

Ein Artikel von Mag. Georg Binder | 29.06.2009 - 14:10
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Zur Expo 2010 in Shanghai: der Schweden-Pavillon aus Brettschichtholz © August Wikl

Nach fast zehnjähriger Informations- und Lobbyingarbeit werden mit Ende 2009 die wesentlichen Normen für den Einsatz von Holz am Bau in China geschaffen sein. Damit wurde das primäre langfristige Ziel der European Wood Initiative (EWI) - Kooperation zwischen Schweden, Norwegen, Frankreich, Deutschland und Österreich (proHolz Austria) - erreicht. Nach den technischen Nennwerten und Sortierungsregeln für europäische Holzarten - visuell bereits gültig, maschinell vor Fertigstellung - und dem Einsatz in Wandsystemen werden auch die rechtlichen Regelwerke für den Einsatz von Holz am Dach verbindlich. Ebenso werden Normen zum Brandverhalten und zum Brettschichtholz in Kraft treten.

50 Mio. m3 Potenzial

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Importe Nadelschnittholz nach China 2006 bis 2008: Chile, Neuseeland, Kanada und Russland (in 1000 m3) © ISI Bois

Die nächste Phase zur Öffnung des chinesischen Marktes, mit einem errechneten Potenzial von bis zu 50 Mio. m3, ist die Einführung der Holzbauprodukte und Anwendungen für die lokalen Anforderungen. Dafür wurden erste Kooperationsprojekte von EWI mit der kanadischen Exportvereinigung Canada Wood begonnen. Geprüft wird, wie durch gezielte Maßnahmen der Holzbau in den chinesischen Markt eingeführt werden kann. Um die europäischen Märkte mittel- und langfristig zu entlasten, soll ein neuer Markt für Schnittholz und Halbfabrikate aufgebaut werden.

Suzanne Williams von Strategic Analysis, Pennsylvania/US, präsentierte die Analyse. Tragkonstruktionen aus Brettschichtholz sind für die chinesischen Fachleute optisch attraktiv und neu, müssen sich aber preislich mit Stahl messen. Ein Ingenieurholzbau in der Region Shanghai könnte für Holz Türen öffnen, dort zeigen sich die Befragten offener für die Technologie. Für Wandsysteme wäre aufgrund vergangener Erdbebenkatastrophe die Region Mianyang interessant.

Paul Newmann bestätigte die Einschätzung. Canada Wood investiert in dieser Region 4 Mio. € für Referenzbauten. Die Entwicklung der Exporte von Nadelschnittholz nach China zeigt, dass Kanada in den vergangenen drei Jahren seine Schnittholzexporte verdreifachen konnte. Neben Russland gilt es als Hauptlieferanten von Nadelschnittholz nach China.

Auch Österreich konnte seine Exporte verdreifachen, allerdings auf einem geringen Niveau von 3000 auf 9000 m3 (s. Grafiken).

Generell wird der Trend zur Urbanisierung weiter gehen. Neben den Hochhäusern - über zehn Geschosse - werden sich auch Gebäude unter neun Geschossen stark entwickeln. Die Zentralregierung will Städte im Inneren des Landes fördern, um die Bevölkerungsströme besser zu verteilen. Normalerweise sind Stahl und Beton die eingesetzten Materialien in China.

Die finanzierenden Regionalregierungen stehen dabei dem Baumaterial Holz wegen seiner Brennbarkeit negativ gegenüber. Auch liegt das Wissen im Land der aufgehenden Sonne über Holzbautechniken nahezu bei Null. Wichtigster Entscheidungsträger im Bauprozess ist der Immobilienentwickler. Ihm folgen die Architekten.

Hohe Errichtungskosten

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Importe Nadelschnittholz nach China 2006 bis 2008: Österreich, Deutschland, Schweden und Finnland (in 1000 m3) © ISI Bois

Schlüsselkriterium sind die kurzfristigen Errichtungskosten pro Quadratmeter. Hier ortete die Studie die größten Nachteile für Holz. Laut den Erhebungen sind die Errichtungskosten pro Quadratmeter für Wandsysteme und Dächer aus Holz je nach Region zwischen 20 und 70 % teurer als Beton und Ziegel. So liegen diese für Wandsysteme aus Holz in der Region Peking laut Studie bei 65 RMB/m2 (6 €/m2) hingegen für Ziegel und Beton werden nur 45 RMB/m2 (4 €/m2) angegeben. Eine Ausnahme bilden die „infill wall systems”, also Rahmensteher aus Holz für Wände, die mit Beton gefüllt werden können. Diese Systeme sind wirtschaftlich überall wettbewerbsfähig.

Bis September prüfen die Initiativen European Wood und Canada Wood eine vertiefende Kooperation für gemeinsame Informationsarbeit in China. Durch Zusammenarbeit auf Projektbasis und Zusammenführen von finanziellen Mitteln könnte der Hebel vergrößert werden, prognostiziert man. Dafür soll ein Aktionsprogramm ausgearbeitet werden.

Für die Weltausstellung 2010 in Shanghai wird der schwedische Pavillon eine Konstruktion aus Brettschichtholz von Moelven und Martinsson erhalten. Der Pavillon wird dabei als Holz-Botschafter für China genutzt.