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Massive Holzkomponenten: Ein massives Holzbauelement stellte Karon unter der Marke Novatop vor © DI Martin Heidelbauer

Tschechische Holzbewegung

Ein Artikel von Mag. Georg Binder | 08.03.2010 - 09:49
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In Tschechien wiederentdeckt: Holz als modernes Gestaltungsmaterial im Einfamilienhausbau © Georg Binder

Bauen mit Holz befindet sich in Tschechien langsam aber stetig am Vormarsch. Häuser aus Holz werden immer beliebter, junge Architekten beginnen sich in zeitgemäßer Form an das älteste Baumaterial der Welt heranzuwagen. Vom Rahmenbau springt das Interesse zunehmend auf den massiven, elementartigen Holzbau wie beispielsweise mit Brettsperrholz, X-Lam. Das Interesse an Informationen und Wissen ist groß, Universitäten, Schulen und Unternehmen befinden sich trotz insgesamt schwieriger Marktlage am Bau in positiver Bewegung.

5. Holzbaumesse in Prag

Zum bereits 5. Mal wurde die Fachmesse Drevo­stavby – International Trade Fair of Wooden Building and Construction vom 25. bis 28. Februar in Prag veranstaltet. 180 Aussteller aus 10 Ländern trafen sich zum Thema Holzbau. Aussteller- und Besucherzahlen wachsen laut Meinung von Experten, man sprach von +14 % mehr Ausstellern als bei der vergangenen Messe. Dies, obwohl der Baumarkt derzeit sehr verhalten läuft. Laut tschechischer amtlicher Statistik ging 2009 der Wohnbau im Zentrum Tschechiens um 21 % gegenüber 2008 zurück.

Preis Häuser aus Holz

Im Rahmen der Messe wurde auch der Preis „Häuser aus Holz“ vergeben, verliehen von der Stiftung "Holz für`s Leben", dem Fertighausverband und dem mährischen Holzcluster, unterstützt von Kronospan, Fermacell, Less Timber sowie proHolz Austria. Ausgezeichnet wurden Ideen für Einfamilienhäuser, aber auch realisierte Bauten mit Niedrigenergiestandard. Die eingereichten Projekte zeigten, dass sich Holz am Vormarsch befindet, aber ein moderner Zugang zum Material von Seiten der Planer und Bauherren noch zu wenig stattfindet. Als Hauptpreis wurde ein Einfamilienhaus der jungen Architekten Pavel Griz und Patrik Zamazal, Moloarchitketi, Prag, prämiert. Sie gestalten – ein wenig in Anlehnung an die „Vorarlberger/Österreichische Holzbaukunst“ – Häuser aus Holz in einer zeitgemäßen Formsprache. In diese Richtung versucht auch Architekt Pavel Horak mit seinem Salon Drevostab auf der Messe Impulse zu setzen, er stelle in einer Spezialschau ausgewählte Holzbauten aus dem Jahr 2009 zusammen.

Starke Präsenz der Fertighausindustrie

Dominant war in Messehalle 3 die Präsenz der Fertighausindustrie. Neben den tschechischen Unternehmen waren nahezu alle Fertighaushersteller aus Österreich vor Ort. Jiri Pohoudlek, Leiter von RD Rymarov, freute sich in Prag bereits auf 2012, wenn auch Tschechiens Betriebe direkt ohne Niederlassung in Österreich bauen dürfen. Die Hersteller und ihre Partner aus der Zulieferindustrie haben sich in Tschechien zum Verband ADMD mit Sitz in Brünn zusammengeschlossen und arbeiten an neuen Qualitätsrichtlinien. Vorgefertigte Module für Wände und Decken sind bei den tschechischen Herstellern im Kommen, alles unter dem Thema „energieeffizientes Bauen“.

Großes Interesse an X-Lam

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Massive Holzkomponenten: Ein massives Holzbauelement stellte Karon unter der Marke Novatop vor © DI Martin Heidelbauer

Petr Kuklik, Dozent an der technischen Universität in Prag, bestätigte das große Interesse der Projektanten am X-Lam, ausgelöst durch die proLignum- Veranstaltungen. Er wird nun rasch Bemessungshilfen mit der Technischen Universität (TU) Graz in die tschechische Sprache übersetzen. Kuklik berichtete vom Projekt eines mehrgeschossigen Appartementhotels im Raum Budweis, das in X-Lam errichtet wurde. Mittlerweile ist die Bauordnung in Tschechien für Holzgebäude bis zu fünf Geschossen geöffnet. Dieser Rahmen kann jetzt vom massiven Holzbau genützt werden, erläuterte Kuklik. Dass das massive Holzelement ankommt, zeigte auch die Präsentation des tschechischen Unternehmens Karon, Plumlov, welches ein eigenes massives, verleimtes Holzbauelement unter der Marke Novatop ausstellte.

Böhmens Kuchl

„Vor 14 Jahren haben wir mit knapp 30 Personen unsere Holzbaukonferenz gestartet, heute haben wir fast 600 Interessenten“, sah sich Jiri Homolka, Direktor der Mittel- und Fachschulen Volyne/CZ, in seinen Aktivitäten für den Holzbau bestärkt. Die Konferenz, die das nächste Mal am 31. März und 1. April stattfindet, ist das Aushängeschild der bereits 1864 gegründeten Schulen, die sich zur Gänze in staatlicher Eigentümerschaft befinden.
An der Fachkonferenz Ende März ist auch Österreich präsent, die TU Graz wird über Brettsperrholz (X-Lam) referieren.

Interesse zu Holzbau gedreht

Neben der Mittelschule wird auch eine höhere Berufschule geführt mit den Schwerpunkten Holztechnik, Holzbau und Möbelgestaltung. Zusätzlich bietet Volyne in Zusammenarbeit mit der technischen Universität in Zvolen/SK ein Baccalaureat-Studium zum Thema Holzbau an, das von rund 100 Studenten angenommen wird.
„Waren früher die Studentenzahlen im Verhältnis Möbel zu Holzbau 3 : 1 verteilt, so hat sich das in den vergangenen Jahren komplett gedreht“, zeigte Homolka den Trend zum Holzbau auf. Alle Absolventen finden ohne Probleme Arbeit in den Holzindustrien.
Der Schulkomplex in Volyne umfasst auch ein Internat für 400 Schüler. Investiert wird gerade in einen neuen Werkraum, der naturgemäß als Holzkonstruktion gebaut werden soll, Investitionsvolumen rund 130 Mio. CZK (5 Mio. €).

Vertiefung durch proLignum

Das nächste Fachseminar der proLignum-Plattform zwischen tschechischen Holzpartnern und proholz Austria findet am 29. April in Budweis statt. Neben Produkten für den Holzbau werden Passivhäuser aus Holz sowie auch prämierte Holzbaupreise aus Oberösterreich gezeigt. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit den lokalen Ingenieur- und Architektenkammern sowie der Baufachschule Budweis, der Fachschule Volyne, den technischen Universitäten Prag und Graz sowie der Kunstuniversität Linz, Lehrgang überholz. Am darauffolgenden Tag besteht die Möglichkeit, einer Exkursion zu prämierten Holzbauten in Linz.
Gestartet wurde ebenfalls die Zusammenarbeit zwischen den Technischen Universitäten Graz, Prag und Bratislava zur Ausarbeitung eines modulartigen Fachkurses, der Mitte Oktober in Prag Premiere feiern und anschließend durch Tschechien und die Slowakei touren wird.