Unternehmensgründer Hans Hundegger (2. v. re.) und Arno Gaggl (1. v. re), Repräsentant von Hundegger in Österreich, im Gespräch © Plackner
Ein paar Wertschöpfungsstufen weiter ist der Abbund der finale Schritt vor der Holznutzung in Wänden, Decken und Dächern. Beim CNC-Abbund kommt zumeist eine Anlage von Hundegger, Hawangen/DE, zum Einsatz. Über die Jahre haben die Allgäuer eine beeindruckende Vielfalt auf den Markt gebracht: die klassische Abbundanlage K2i, die Speedcut SC-3 für den schnellen Zuschnitt, die SPM-2 als Konfektionieranlage für alle Holzwerkstoffe und die PBA für Massivholzplatten und Brettsperrholz. Von 17. bis 23. Januar wurden in Hawangen zwei neue Typen präsentiert. Diese haben bereits die neue Softwaregrundlage „Cambium“, welche ebenfalls bei den Innovationstagen den über 1000 Besuchern nähergebracht wurde.
Eier legende Wollmilchsoftware
Wer die Hundegger-Maschinen in Augenschein nimmt, bemerkt zunächst massive Rahmen oder durchdachte Aggregate unter den blaugelben Abdeckungen. Unsichtbar, aber mindestens ebenso wichtig ist die Software in der Maschine und im Büro. Bislang hat Hundegger für jede Anlage eine eigene Steuerung programmiert. Acht Maschinentypen bedeuten acht Softwareversionen. Damit ist jetzt Schluss. In den vergangenen Jahren stellte die 20-köpfige Softwareabteilung ein komplett neues System auf die Beine, welches künftig auf allen Hundegger-Maschinen laufen wird.„In Cambium stecken bereits unglaubliche 120 Mannjahre Entwicklerarbeit“, schilderte Vertriebsgeschäftsführer Walter Fahrenschon bei den Innovationstagen. Angesichts des Ergebnisses zeigte sich Fahrenschon „glücklich und stolz. Wir werden in fünf Jahren auf die Cambium-Einführung zurückblicken und sagen: ,Hier hat für Hundegger eine neue Ära begonnen‘.“
Cambium hat den Anspruch, alle Aufgaben ab der Konstruktion ohne zusätzliche Schnittstellen zu übernehmen. Die Konstruktionsdaten kommen von einem der etablierten CAD-Softwareanbieter. Dann führt Cambium folgende Schritte durch:
- Geometrische Optimierung (Nesting)Berechnung der nötigen BearbeitungszeitSimulation der Bearbeitung (auf Wunsch)Ansteuerung der Maschine
Der Franz im Büro und an der Maschine
Diese „Eier legende Wollmilchsoftware“ schafft laut Software-Entwicklungschef Manuel Stürminger den Spagat zwischen höchstmöglicher Automation und gleichzeitiger Anpassungsfähigkeit.Was das heißt, zeigt folgendes Beispiel: Eine Pfette wird als Teil eines Dachstuhls aus dem CAD-Programm übernommen. Der Arbeitsvorbereiter (nennen wir ihn Franz) kann nun die erforderlichen Bearbeitungsschritte (zum Beispiel einige Kerven und Bohrungen sowie eine Schäftung) automatisch vorgeben lassen. Cambium schlägt vor, in welcher Reihenfolge und mit welchem Werkzeug die Arbeitsschritte erledigt werden. Dieser Vorschlag wird in der Regel ausreichen. Wenn Franz den Kappschnitt aber lieber geräumt und nicht gesägt haben will, kann er das jederzeit ändern. Manuell eingestellte Arbeitsweisen kann er abspeichern und bei Bedarf wieder aufrufen.
Franz ist auch für die Bedienung der Hundegger-Anlage zuständig. Dort läuft dasselbe Programm wie im Büro. Als er den Auftrag aufruft, überrascht ihn eine Bohrung, die bei Pfetten eher unüblich ist. Der gelernte Zimmermann kann nun über Cambium direkt an der Maschine nachsehen, wo jedes Einzelteil im Dachstuhl platziert ist, und vergewissert sich, dass die Bohrung so in Ordnung ist. Was dann kommt, kennen die Hundegger-Kunden gut: Man drückt auf „Play“ und das Werk läuft.
Alles viel flexibler
Cambium wird künftig das komplette Hundegger-Sortiment ansteuern. Das sind neben den Abbund- und Zuschnittanlagen auch die Mechanisierungslösungen sowie die Massiv-Holz-Mauer-Fertigungslinie und die Profilholz-Elementenlinie. Anstatt acht Maschinen- und zahlreiche Dateitypen pflegen zu müssen, konzentrieren sich die Entwickler nun allein auf Cambium. Die existenten „Einzelstab-Konstruktionsprogramme“ der bestehenden Anlagen werden indes natürlich weiter gepflegt.Reihe von Vorteilen
Die Vereinheitlichung hat für die Anwender eine Reihe von Vorteilen. Die Implementierung einer zweiten Hundegger-Anlage ist nun wesentlich einfacher, weil die Bedienung gleich bleibt. Mitarbeiter sind flexibler einsetzbar, weil die AV mit demselben Programm arbeitet wie der Bediener an der Anlage (s. das Beispiel von Franz). Der Austausch von Anlagen ist softwareseitig kein Problem mehr. Und: „Updates können nun viel schneller umgesetzt werden“, versprach Stürminger beim Vortrag während der Innovationstage.Mammutaufgabe bewältigt
"Was ist denn das?", fragten sich manche einer angesichts der neuen PBA-Drive, die BSP-Platten erstmals mit einem stehenden Portal bearbeitet © Plackner
So wurde etwa die Abbundanlage „Robot-Drive“ (s. Link) anlässlich der Innovationstage präsentiert. Zudem war ein Prototyp der „PBA-Drive“, eines Bearbeitungszentrums für BSP mit fixem Portal und höherer Kapazität als die klassische PBA, im Einsatz zusehen.
Die neuen Hundegger-Anlagen werden bereits mit Cambium ausgeliefert. Abhängig vom Typ kann das System auch nachgerüstet werden. Um die wachsende Zahl von Cambium-Nutzern zu vernetzen, organisiert Hundegger ab dem III. Quartal regionale Anwendertreffen.
HUNDEGGER
Gründung: 1978Geschäftsführer: Hans Hundegger, Otto Nothelfer, Walter Fahrenschon, Hans Schillmeier
Standort: Hawangen/DE, weltweit 26 Niederlassungen und Vertretungen
Mitarbeiter: 400, davon 300 in Hawangen
Sortiment: Abbundanlagen, Zuschnitt, Portalbearbeitungsanlagen, Plattenkonfektion, Hobelmaschinen, MHM- u. PHE-Linien