Eine Reise zum Obdacher Sattel war schon immer interessant für Holzfreunde. Von Norden kommend, passiert man die Werke von Schaffer und Pabst, von Süden Stora Enso und Offner. Seit 2011 gibt es mit Hage Sondermaschinenbau aber ein weiteres lohnendes Ziel. Die Steirer haben damals mit Hagewood ein eigenes Geschäftsfeld für die Holzbranche aufgebaut. In Zusammenarbeit mit dem Holzcluster Steiermark entwickelten sie eine Abbundanlage für den Ingenieurholzbau. Zum Einsatz kommt diese Anlage bei Graf Holztechnik, Horn (s. Holzkurier Heft 34/12, S. 18). Doch die Ingenieure von Hage denken bereits an die nächsten Anwendungen für die Holzindustrie. Deren Umsetzung scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Denn bauen kann Hage so ziemlich alles, was vorstellbar ist. Warum das so ist, wird bei einem Lokalaugenschein deutlich.
Holzbauherausforderung ist angenommen
Hage wurde 1982 gegründet. In gut 30 Jahren machte man sich einen guten Namen, etwa im Automotivebereich. Für die Verarbeitung von Aluprofilen wurde in Obdach 2001 ein Portalbearbeitungszentrum entwickelt: Hagematic. Damit machte man sich im CNC-Bearbeitungssektor einen guten Namen.Eines Tages landete eine Anfrage von Graf Holztechnik am Tisch des kaufmännischen Geschäftsführers Florian Hampel. Nach Vermittlung der Steuerungsspezialisten von Num, Teufen/CH, fragten die Holzbauspezialisten aus Horn nach, ob Hage nicht auch ein Abbundzentrum bauen könnte. „Diese Herausforderung haben wir angenommen und sind in den Markt eingestiegen“, erinnert sich Hampel.
Graf Holztechnik ist weithin bekannt für ambitionierte Holzbauprojekte, etwa das G3-Shoppingcenter in Gerasdorf. Die Waldviertler brauchten eine neue Anlage für den Abbund von bis zu 20 m langen Leimbindern. „Wir erkannten, dass unser Hagematic-Portal dafür nur begrenzt geeignet ist. Unser Ziel war es, eine Maschine zu entwickeln, die den Träger in einer Aufspannung, also ohne Wenden bearbeiten kann“, erinnert sich Hampel. Die Lösung war ein massiver Vierachsarm, an dessen Ende eine 30 kW-starke Spindel mit Wasserkühlung arbeitet. Da der Binder während der Bearbeitung in Längsrichtung bewegt wird, ergeben sich in Summe fünf Bearbeitungsachsen.
Das illustriert die Stärke eines erfahrenen Sondermaschinenbauers. Da wird in ein paar Monaten einfach ein ganz neues Maschinenkonzept entwickelt, das dann auch funktioniert. Wenn Hampel an die Entwicklung zurückdenkt, sagt er Sätze wie: „Ach, der Maschinenbau war für uns kein Problem“, oder: „Im Automotivebereich sind ja auch hohe Präzision und sehr geringe Vibrationen nötig“, und: „Ob jetzt Holz oder Metall bearbeitet wird, ist nicht der riesige Unterschied. Wir hatten bei der Entwicklung einen Zimmermeister eingebunden. Der hat uns alles Notwendige erklärt.“
War also alles einfach? Nun, nicht ganz. Während die Hardware tadellos läuft, ist die Steuerung wesentlich anspruchsvoller. „Da sind die Ansprüche der Holzbranche weit voraus. Bei Stahl wird meist ein Teil nach dem anderen eingegeben und bearbeitet. Holzbaubetriebe wollen ein komplettes Objekt abbinden, das oft aus über 200 Teilen besteht. Das wird dann einmal eingegeben, automatisch optimiert und selbsttätig abgebunden“, betont Hampel. Hagewood setzt bei seinen Maschinen CAD/CAM-Software von DDX, Almé/IT, ein und macht damit gute Erfahrungen.
3D-Drucker und Rührreibschweißen
Markus Fasch plant eine Fertigungsstraße, die Sägetechnik mit Industrierobotern kombiniert © Johannes Plackner
Als Fazit bleibt: Mit Hage hat ein Unternehmen den Holzbereich entdeckt, welches neue Impulse in die Branche bringen kann. Es wäre nicht das erste Mal, dass Holzinnovationen ihren Anfang in der Steiermark nehmen.