Das Gastland des IHF hat das Holzbaufieber gepackt
Ein Artikel von Birgit Koller | 13.12.2013 - 09:02
Mit Holz als Baumaterial der Zukunft hofft die norwegische Politik, positiv zum Klimaschutz beizutragen und gleichzeitig die regionale Wertschöpfungskette in Forst- und Holzwirtschaft anzukurbeln, die sich mehr denn je im Umbruch befindet.
Norwegens forsche Natur wurde von jeher durch eine Vielzahl an Fjorden, Europas längste Küste und die in großen Teilen waldbedeckten Gebirge im Landesinneren geprägt. Viele der ältesten Bauten, Booten aber auch einfachsten Alltagsgegenstände sind Zeugnisse einer hoch entwickelten Holzbau- und Handwerkstradition, die in einigen Bereichen bis heute überdauert hat. Der Holzbau dominiert vor allem in den ländlichen Gegenden bei Einfamilienhäusern. Mithilfe moderner Technologie und neuer Methoden findet der Holzbau allmählich Anwendung in immer größeren und höheren Bauwerken.
Aktuellstes Beispiel dafür ist das sogenannte „Trehus“ in Bergen – ein 14-Geschosser in Holzmodulbauweise für 62 Wohnungen, mit dessen Errichtung bereits 2014 begonnen werden soll. Die Bauingenieure holten sich für das Mammutprojekt Inspiration aus dem norwegischen Brückenbau: „Wir haben einfach eine Brücke auf den Kopf gestellt und schon hatten wir ein mögliches Design für unser Trehus“, berichtete Rune Abrahamsen von Sweco, Lillehammer/NO. Gegen das raue Küstenwetter wussten sich die Ingenieure zu wappnen: „Das Hochhaus ist eine Hybridlösung, da ein reiner Holzbau zu wenig Widerstand gegen die kräftigen Winde geboten hätte. In einen Rahmen aus Leimbindern werden jeweils vier aufeinandergestapelte Holzmodule gesetzt. Zwischen jedem vierten Stockwerk wird eine Betondecke eingezogen“, informierte Abrahamsen. Die vorfabrizierten Holzmodule tragen außerdem positiv zu Bauzeit und -kosten bei. „Liftschacht und Balkone werden aus CLT gefertigt. Das Brandschutzkonzept folgt dem Eurocode 5 mit montierten Sprinkleranlagen“, weiß der Sweco-Ingenieur. Das Holzprojekt wird durch ein Monitoring der Universität in Trondheim begleitet.
Einblicke in die neue Holzarchitektur Norwegens gab Reinhard Kropf. Er gilt mit seinem Büro Helen & Hard, Stavanger/NO, als einer der Vorreiter beim Bauen mit Holz und hat mit Schweizer Hilfe renommierte Projekte, wie die Bibliothek in Vennesla (s. Holzkurier Heft 39, S. 35) oder den Eingangsbereich des I-Park in Stavanger (s. Holzkurier Heft 39, S. 30), umgesetzt. „Hermann Blumer hat gezeigt, wie sich mit Holz die Welt verändern lässt. Mit seiner Unterstützung forschen wir weiter, damit der Holzbau in Norwegen vorangebracht wird“, betonte Kropf. Ideen für die Formgebung seiner Planungen holt er sich gerne aus der Natur: „Mit Hermann Blumer verbindet mich außerdem das große Interesse an der Bionik. Wir versuchen, beeindruckende Naturphänomene in die moderne Holzbautechnik einfließen zu lassen“, veranschaulichte der Architekt mit österreichischen Wurzeln. Holz werde als nachwachsender Rohstoff wie eine „grüne Revolution“ eine immer stärkere Rolle in den modernen Volkswirtschaften Europas einnehmen, ist Aasmund Bunkholt von der Informationsplattform TreFokus, Oslo, überzeugt. Er referierte im Zuge des 19. Holzbau-Forums über die politischen Bestrebungen und Förderprogramme zur Ankurbelung der Holzbranche in Norwegen. Für ein „Voranbringen des Holzbaus“ brauche es ein positives Holzumfeld, betonte Bunkholt.
Hat sich die Holzwirtschaft richtig positioniert? Arbeiten ihre Branchenzweige vermehrt zusammen? Und wie sieht die zukünftige Wahrnehmung in der Gesellschaft aus? Diese Kernfragen wurden von Janette Huber, Zukunftsinstitut, Frankfurt, und Dr. Erich Wiesner, Fachverband der Holzindustrie Österreich und Wiehag, Altheim, beantwortet. Wiesner gab einen Einblick in die „Roadmap 2010“ – einen Prozess, der von CEI Bois ins Leben gerufen wurde, um den Marktanteil von Holz(produkten) im Bauwesen zu erhöhen. Bis 2015 sollen neue Forschungsprojekte, wie zum Beispiel das Akustikprojekt „Silent Timber Wood“, umgesetzt und neue Eurocode-Aktivitäten in Angriff genommen werden.
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