Ein hochkarätiges Publikum fand sich am 17. Oktober in der Dependance der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Tulln zur Feier, organisiert und moderiert von Dr. Ulrich Müller, ein. Laut Einladung feierte man „40 Jahre Holzforschung und Lehre an der BOKU“. Ein Mann stand aber im Mittelpunkt des Tages: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Teischinger, der im März seinen 60. Geburtstag feierte. 1974 startete der Studienzweig „Holzwirtschaft“ an der BOKU. Teischinger, damals 20 Jahre, war einer der ersten Studierenden. Vor 15 Jahren wurde er an den Lehrstuhl berufen. Zugleich übernahm er die Funktion des wissenschaftlichen Leiters des Kompetenzzentrums Holz (Wood Kplus).
Würdigung für Engagement
Überreichung der proHolz-Hommage: Lechner, Wiesner, Teischinger und Binder (v. li.) © Martina Nöstler
Der Ehrengast selbst sprach über die akademische Holzforschung in Österreich: „Die Ausbildung ist ein Maßstab für die Volkswirtschaft und ein Schlüsselfaktor für deren Entwicklung.“ Die Fachausbildung für Holz habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Dies zeige aber die Leistungsfähigkeit der Holzindustrie. „Stahlbeton ist der Super-GAU in der Baustoffökologie. Wir brauchen zwar den Baustoff, dennoch kann im Hochbau vieles durch Holz ersetzt werden“, sagte Teischinger. Bei der Ausbildung müsse man beachten, welche Veränderungen in der Holzwirtschaft zu erwarten sind.
Quo vadis, Holzbau?
Wussten Sie, dass 1906 Karl Friedrich Otto Hetzer aus Weimar das Deutsche Reichspatent für gebogene, verleime Brettschichtträger aus zwei oder mehr Lamellen erhielt? Wiesner erläuterte in seinem Vortrag die Ursprünge des modernen Holzbaus sowie dessen Entwicklung und Bedeutung für die Holzwirtschaft Österreichs. 1910 wurde zur Weltausstellung in Brüssel eine Holzhalle mit 43 m freier Spannweite errichtet. Wiehag, Altheim, baute 1965 die Messehalle in Klagenfurt mit einer freien Spannweite von 100 m – die damals größte in Europa. 1941 entwickelten Konrad Wachsmann und Walter Gropius ein Fertighaussystem, welches unter „Packaged House System“ bekannt wurde. Sie gelten als Väter des modernen Holzbaus.Aber zurück in die Gegenwart: „Der Holzbauanteil bei öffentlichen Bauten beträgt 2 %. Das ist zu wenig“, sagte Wiesner und forderte mehr Aufmerksamkeit seitens der Politik. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, meint der Wiehag-Geschäftsführer über die Entwicklung in der Holzindustrie und zählte einige außergewöhnliche Holzbauten auf, die jüngst errichtet wurden oder in Planung sind. Wiehag baut etwa die Bahnstation Canary Wharf in London in Holz (Planung: Norman Foster). In Abu Dhabi gibt es einen Wettbewerb für den Bau des Guggenheim-Museums. Typisch Emirate: Es soll der weltweit größte Holzbau werden.