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Gut gefüllt bis auf den letzten Platz: der Holzbau-Workshop auf der Made Expo, veranstaltet vom forum-holzbau © Hugo Karre

Holzbau (fast) grenzenlos!

Ein Artikel von Hugo Karre | 24.03.2017 - 07:58
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Gut gefüllt bis auf den letzten Platz: der Holzbau-Workshop auf der Made Expo, veranstaltet vom forum-holzbau © Hugo Karre

Die Krise in Italien hat im Baubereich tiefe Spuren hinterlassen. Umso erfreulicher ist es, dass der Holzbau als einziges Bausegment in Italien wieder Wachstumsraten verzeichnet. Dies wurde auf der Made Expo in Mailand, der italienischen Leitmesse für Architektur und Bau, spürbar. 1060 Aussteller präsentierten ihre Produkte den rund 110.000 Fachbesuchern. Österreichische Aussteller, wie Hasslacher Norica Timber, KLH, Mayr-Melnhof Holz oder Pfeifer, zeigten sich mit den Besucherzahlen zufrieden. Der Trend hin zum Verkauf ganzer Holzbaulösungen setzt sich fort. „Für uns zählt vor allem Imagewerbung, um im richtigen Moment in den Köpfen der Fachbesucher präsent zu sein“, brachte einer der Aussteller seine Messemotivation auf den Punkt.

Im Einklang mit der Natur

„Grenzenlosen Holzbau“ rückte die Made Expo in einem Workshop von forum-holzbau in den Mittelpunkt, bei dem geballtes Fachwissen zu Architektur und Holzbau 280 Teilnehmer begeisterte. Der junge Architekt Torsten Herrmann von Reitter Architekten aus Innsbruck stellte zu Beginn der Vortragsreihe das Gradonna Mountain Resort mit 41 Chalets und einem Viersternehotel vor. Dieses vielfach ausgezeichnete Projekt in Kals am Fuße des Großglockners steht – trotz seiner Größe – in besonderer Weise im Einklang mit der Natur und zog gerade deshalb die Kongress-Teilnehmer von Beginn an in den Bann moderner Holz-Architektur.
Für Staunen über Holzbauvielfalt und kreative Lösungen sorgten die Vorträge „Art déco oder: die Kunst der integrierten ökologischen Architektur“ des niederländischen Architekten Boris Zeisser von Natrufied Architecture aus Rotterdam und „Holzarchitektur aus dem Hohen Norden“ der norwegischen Architektin Siv Helene Stangeland von Helen & Hard Architekten aus Stavanger.

Kreative Möglichkeiten

Mit der Präsentation spektakulärer Projekte, wie des Bürogebäudes Rijkswaterstaat, des Zentrums für nachhaltige Lösungen in Assen/NL oder des der Form eines Rochens nachempfundenen Schulgebäudes im thailändischen Koh Kood, wies Zeisser auf die kreativen Möglichkeiten im Holzbau hin. Detailreich konnte Stangeland mit dem in Bau befindlichen Bjergsted Financial Park in Stavanger oder dem Library and Cultural Center in Vennesla/NO zeigen, wie grenzenlos in Holz gebaut werden kann. Bei vielen ihrer Projekte wirkte der Holzbauingenieur Hermann Blumer mit, der mit seinem anschließenden Vortrag „Holzbau unter extremen Bedingungen“ zum Technikblock überleitete. Die Realisierung beeindruckender Gebäude, wie der Antarktisstation Princess Elizabeth oder des in Zusammenarbeit mit dem Stararchitekten Shigeru Ban entstandenen Projektes Centre Pompidou in Metz/FR, wurde erst durch eigens von ihm dafür geschaffene, technische Lösungen möglich.
Ivan Giongo von der Universität Trento beschäftigte sich mit technischen Aspekten im Holzbau in Erdbebenzonen und Prof. Andrea Bernasconi beantwortete in seinem Vortrag „Die fünf wichtigsten technischen Fragen bei einem Neubau aus Holz“. Er ging dabei auf Problemlösungen im Hinblick auf Feuer, Wasser, Erde (Erdbeben) und Wind sowie auf realisierbare Architektur ein.
Viele Fragen aus dem Publikum spiegelten das hohe Interesse am Holzbau wider und forderten den Moderator, Prof. Maurizio Piazza. Die erfolgreiche Veranstaltung beendete Sebastiano Cerullo, der neue Generaldirektor des Holzindustrieverbandes FederlegnoArredo, mit positiven „Holzbau-Aussichten“.