Holzbau Schmid

Wahrzeichen wird saniert

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 18.12.2019 - 11:49
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Der Uhrenturm ist das Wahrzeichen der Technischen Universität München © Hoba

Als Universitätsprofessor und Rektor der Technischen Universität München (TUM) von 1879 bis 1908 verstand er es, seine Schüler mit seinem hervorragenden Zeichentalent zu begeistern. Es handelt sich um ein dreigeschossiges Eckgebäude und beeindruckt trotz seiner 8800 m2 großen Hauptnutzfläche mit seinen stimmigen Proportionen. Gemäß dem damaligen Stand der Bautechnik sind die Stahlbetondecken durch Stahlträger verstärkt. Die versetzbaren Zwischenwände erlauben eine flexible Nutzung des Gebäudes.

Der alles überragende „Uhrenturm“ mit seiner Natursteinfassade und grünen Kupferverkleidung ist das heutige Wahrzeichen der TUM.

1907 begann man mit der Errichtung des Thierschbaus und wurde knapp zehn Jahre später fertig. Danach wurde er mehrfach neu genutzt und im Gebäudeinneren wiederholt verändert. Dennoch entsprach er 2013 nicht mehr den Anforderungen, da er hinsichtlich des Brandschutzes und der technischen Ausrüstung erhebliche Mängel aufwies. Das staatliche Bauamt München entschied sich zur Sanierung des Thierschbaus und Überarbeitung des Uhrenturmes. Die Verantwortlichen wünschten sich, die Räume zukünftig als würdigen Rahmen für hochschulinterne Ereignisse zu nutzen. Das Bauamt schrieb einen Wettbewerb aus, welchen die Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner aus München/DE gewannen. Gemeinsam mit den Fachplanern erstellte das Architekturbüro ein mit den Behörden abgestimmtes Brandschutzkonzept. Danach standen sie vor der Aufgabe, geeignete Brandschutztüren für das denkmalgeschützte Gebäude zu finden.

Das auf hochwertige Brandschutzelemente aus Holz, Glas und Edelstahl spezialisierte Unternehmen Holzbau Schmid (Hoba), Adelberg/DE, bekam den Auftrag. Namhafte Architekturbüros, wie zum Beispiel Zaha Hadid, Behnisch & Partner sowie Daniel Libeskind, vertrauen oft der Expertise der schwäbischen Brandschutzspezialisten. Auch bei dem Münchener Projekt standen die Hoba-Mitarbeiter den Architekten bereits in der Planungsphase beratend zur Seite. Sie erarbeiteten Detailpläne, wie Fenster und Türen an den historischen Bestand angeschlossen werden. Das offene Vergabeverfahren entschied Karl Westermann aus Denkendorf/DE für sich. Das Unternehmen übernimmt die Projektabwicklung, Terminkoordination und führt ein digitales Aufmaß durch. Nach der Übermittlung der Aufmaßdaten an die Hoba fertigt diese die Brandschutzelemente und liefert sie auf die Baustelle.

 

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Die Brandschutztüren nehmen die angenehmen Proportionen des Thierschbau auf
© Hoba

Es wurden in das Gebäudeensemble insgesamt 82 Oberlichter und 17 Türen eingebaut. Für den Uhrenturm entwarfen die Architekten feuerhemmende Brandschutzfenster und eine Außentür. Die tannengrün lackierten Außenseiten der Elemente nehmen die grünliche Patina der Kupferverkleidung des Turms auf. Im darunterliegenden, mit Naturstein verkleideten Bereich sind die Elemente weiß lackiert. Dank dieser Farbgebung, den Sprossenfenstern und den Kassettenelementen in den Hoba-Typ-8-Türen fügen sie die Hoba-Produkte hervorragend in die Architektur des Gebäudes ein. Beim Münchener Hochschulgebäude wurden die Türen zweiflügelig mit zwei stehenden Elementen und einem Oberlicht ausgeführt. Die Oberlichter waren aufgrund der Brandschutzanforderungen (F90) bis zu 43mm dick und über 300 kg schwer. Aufgrund des hohen Eigengewichtes wurden die Oberlichter manuell mittels eines Flaschenzuges angehoben.

Eine weitere Herausforderung war, dass die historische Bausubstanz Stahlträger an Stellen zutage förderte, wo niemand damit gerchnet hatte. Aufgrund der großen Elementdimensionen waren für die Hoba-Brandschutzeinbauten Zustimmungen im Einzelfall erforderlich. Diese wurde von der Obersten Baubehörde Bayerns ohne Einschränkungen erteilt. Es gibt vier Bauabschnitte, von denen drei im Sommer abgeschlossen wurden. Der Universitätsbetrieb konnte ungestört fortgeführt werden. Der Turm wurde bereits im Oktober 2017 fertiggestellt.