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Raumkonflikte: Durch die beengten Verhältnisse in den Städten wird der dringend benötigte Ausbau der Radinfrastruktur erschwert © Tony Webster

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Holzhighways in luftigen Höhen

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer (für holzkurier.com bearbeitet) | 10.06.2022 - 08:31

Was auf den ersten Blick an eine Spielzeugrennbahn erinnert, könnte die Zukunft des städtischen Verkehrs entscheidend verändern und beeinflussen. „Bike Highways“ nennt das Schweizer Unternehmen urb-x seine Produkte, die den Radverkehr in die Lüfte heben sollen.

Über den Verkehr hinweg

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Ohne Stau durch die Stadt: Die hölzernen Radhighways würden ein schnelles und sicheres Vorankommen im urbanen Raum ermöglichen © urb-x

Bei dem Projekt handelt es sich um hölzerne Radwege, die den Radverkehr in rund 5 m Höhe über bestehende Wege und Straßen hinwegführen sollen. Auf zwei Spuren in jede Richtung soll man so als Radfahrer die Städte der Zukunft schnell und einfach durchqueren können – ohne die Belastungen des tagtäglichen Verkehrs oder zeitraubende Kreuzungen und Staus. Für Klaus Kirchmayr, Geschäftsführer von urb-x, ist die Lösung des Problems klar. Es müsse mit der benötigten Radinfrastruktur „ab nach oben gehen“.

Schnelle Modulbauweise

In der Materialwahl waren sich die Tüftler aus Birsfelden/CH schnell einig: „Holz ist wiederverwendbar und nachhaltig. Pro Kilometer Strecke können wir im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen bis zu 3000 t CO2 einsparen“, erklärt Kirchmayr. Die geplante Modulbauweise bringt zudem zusätzliche Vorteile mit sich. Zum einen erhöht man die Flexibilität in der Streckengestaltung und zum anderen lassen sich einzelne, beschädigte Komponenten schnell ausbauen und reparieren oder auch ersetzen.

Ausgefeilte Technik

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Ein- und aussteigen: Die in Helix-Form ausgeführten Rampen können platzsparend an strategischen Punkten in der Stadt errichtet werden © urb-x

Das Konzept der Radschnellwege in luftigen Höhen wurde bereits weltweit beim Patentamt hinterlegt und könnte ein essenzieller Bestandteil der bereits viel besungenen 15-Minuten-Stadt werden. Nach dem Konzept sollen in den Städten der Zukunft mit Wohnen, Arbeit und Freizeit die wichtigsten Bedürfnisse der Bewohner innerhalb eines 15-Minuten-Radius möglich sein. Hauptverkehrsmittel der modernen urbanen Lösung soll dabei das Fahrrad sein. Hierfür entwickelte das Team aus ETH-Ingenieuren und erfahrenen Managern einen Radweg, der mit Technik nahezu vollgestopft wurde. Das modulare, hölzerne Leichtbausystem lässt sich in beinahe beliebiger Reihenfolge aneinanderstückeln und anordnen. Als Hauptmaterial kommen Träger aus Brettschichtholz zum Einsatz.

 

Durch den Einsatz von Holz wiegt ein einzelnes Fahrbahnelement nicht mehr als rund 700 kg. Über den Trägern befindet sich ein Fahrbahnelement mit jeweils zwei Spuren für jede Richtung. Diese sind mit einem Spezialbelag ausgestattet, der eine besonders gute Bodenhaftung mit niedrigem Rollwiderstand kombiniert. Im Winter können die einzelnen Bahnen zusätzlich beheizt werden, um auch in der kalten Jahreszeit eine sichere Verwendung zu ermöglichen. Eingerahmt werden die Elemente von einem Geländer, das zusätzlich mit PV-Modulen ausgestattet ist. Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, befinden sich neben Leuchtmasten auch Leitsignale am Boden der Fahrbahn. Anstelle zeitintensiver Kreuzungen sind im Konzept eigene Kreisel vorgesehen, welche die gleiche Funktion eines Kreisverkehres im herkömmlichen Straßenverkehr einnehmen. Der Ein- und Ausstieg des Radhighways sollen über lang gezogene Rampen oder an die Bahnen angedockte Helices erfolgen.

Für die Zukunft gerüstet

Europas Städte erfahren seit Jahren einen stark wachsenden Zulauf. Um auch in Zukunft dem Mobilitätsbedürfnis der Bewohner nachzukommen und die Verkehrsemissionen weiter zu verringern, braucht es innovative und neue Konzepte. Radschnellwege können hier einen bedeutenden Beitrag leisten.