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Die Grundlagenforschung zur Refinertechnologie präsentierte DI (BA) Marco Mäbert, Institut für Holztechnologie Dresden © Seidl

Energieeffiziente Technologien

Ein Artikel von Clemens Seidl | 02.02.2010 - 11:00
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Über die Zukunft der Holzwerkstoff-Industrie diskutierten 120 interessierte Teilnehmer in Dresden © Seidl

Ökobilanzen und Sparpotenziale standen im Mittelpunkt des 8. Holzwerkstoff-Kolloquiums am 10. und 11. Dezember 2009 in Dresden. Mit der Mahnung, dass der wahre und einzige Haushalt die Biosphäre ist, eröffnete der Buchautor und freie Journalist Dr. Andreas Weber die Tagung. „Natur und Industrie müssen voneinander leben und können nicht nebeneinander existieren”, betonte er. „Eine ökologische Analyse leichter Plattenwerkstoffe mit der Identifikation der umweltverträglichsten Platte ist mit der Ökobilanz möglich”, meinte Silke Feifel, Karlsruher Institut für Technologie. Demnach seien Leichtbauplatten mit papierbasierter Mittellage aus Recyclingfasern anderen Mittellagen-Materialien vorzuziehen.
„Eine ökologische Bewertung der Holzwerkstoffe wird zunehmend bedeutender”, ergänzte Dr. Richard van Gelder, BASF, Basel/CH. Er stellte das aus Kaurit-Light-Platten (450 kg/m3) hergestellte Regalsystem Vegas von Nolte einem aus normalen Spanplatten (650 kg/m3) produzierten gegenüber. „Die Ökoeffizienz mit Leichtbauplatten ist besser”, lautete sein Ergebnis. Bewertet wurden unter anderem der geringere Holzbedarf und die damit verbundene Reduktion von Arbeitsunfällen in der Forstwirtschaft. Die Intensität der anschließenden Diskussion unterstrich, wie flexibel die Bewertungsverfahren sind und wie notwendig es ist, dem Konsumenten eine ökologische Bewertungshilfe zu geben.

Bessere mechanische Eigenschaften

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Vortragende des 8. Holzwerkstoff-Kolloquiums: Eingeladen hatte IHD-Institutsleiter Dr. Tobias Steffen (hintere Reihe, 3. v. re.) © Seidl

„MDF-Fasern aus Alt-MDF-Platten, die mit einem Extruder aufgeschlossen sind, weisen bessere mechanische Eigenschaften auf, als jene, die mit einem Refiner produziert wurden”, berichtete Dr. Brigitte Dix, Wilhelm-Klauditz-Institut, Braunschweig/DE, in ihrer MDF-Reycling-Analyse. Die fasermorphologischen Eigenschaften der Extruder- und Refiner-Faserstoffe aus MDF waren ähnlich. Deutliche Unterschiede gab es jedoch in den chemischen verleimungsrelevanten Eigenschaften sowie im verbleibenden Leimgehalt der beiden Faserstoffe. Angaben zum Stromverbrauch und der Verwendbarkeit von beschichteten MDF-Platten liegen noch nicht vor.

Optimiertes Refinerdesign

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Die Grundlagenforschung zur Refinertechnologie präsentierte DI (BA) Marco Mäbert, Institut für Holztechnologie Dresden © Seidl

Die komplexen Prozesse, die während der Zerfaserung im Refiner stattfinden, analysierte DI (BA) Marco Mäbert, Institut für Holztechnologie (IHD) in Dresden. Das Ziel der Forschung ist ein optimiertes Refinerdesign. Um den Zerfaserungsprozess zu beobachten, wurde neben verschiedenen neuen Messverfahren auch eine rotierende Gamma-Tomografieeinheit installiert. So können die Prozesse im Refiner während des Betriebes abgebildet werden.
Um die Platz- und Personaleffizienz in der Plattenproduktion zu steigern, schlug DI Ulf Könekamp, Dieffenbacher, Eppingen/DE, die Verwendung von Großbildschirmen (4 mal 1,5 m) vor. Er zeigte sich überzeugt, dass solche Systeme nach den Kraftwerken nun auch in der Holzwerkstoff-Industrie Einzug halten werden. Die Hauptersparnis liege vor allem in der besser verfügbaren Information und dem halben Platzbedarf.

Flüchtige organische Verbindungen

„Mit dem Einsatz von Antioxidanzien bei der OSB-Plattenherstellung erreicht man eine sofortige Halbierung der Emissionen von bestimmten flüchtigen organischen Verbindungen (VOC)”, erläuterte Dr. Katharina Wiegner, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin. Aus ihrer Sicht sei die Zugabe dieser in der Lebensmittelindustrie verwendeten Antioxidantien und Konservierungsstoffe, der beste Weg, OSB Platten sofort und gesichert unter die VOC-Grenzwerte zu bringen.