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Tischler und Koje-Gründer Christian Leidinger in seinem Wiener Schauraum © Dagmar Holley

Koje

Zirbenbett und Suchmaschine

Ein Artikel von Dagmar Holley | 21.12.2016 - 15:10

„Um heute erfolgreich zu sein, muss man sich spezialisieren, auf einen Begriff festlegen. Wenn jemand ‚Zirbenbett‘ und ‚astfrei‘ auf Google sucht, findet er uns“, erzählt Christian Leidinger beim Besuch der Holzdesign-Redaktion im Wiener Schauraum der Koje.
Unter diesem Namen hat sich Leidingers Tischlerei auf das Thema „gesund schlafen” spezialisiert: Metallfreie Zirbenbetten, auf Wunsch astfrei, sind sein Kerngeschäft. Rund 40 m3 Zirbenholz monatlich verarbeitet das 16 Mitarbeiter starke Unternehmen in der Werkstatt in Bludenz. Schauräume in Dornbirn und Wien, Präsenz im Internet, in Medien und auf Messen bringen Kunden weit über Landesgrenzen hinaus. Das Geschäft boomt. Bald soll die Werkstatt in ein größeres Gebäude übersiedeln. Leidinger freut sich gerade über einen Großauftrag: 124 Hotelzimmer sollen mit Koje-Betten ausgestattet werden.

Um heute erfolgreich zu sein, muss man sich spezialisieren, auf einen Begriff festlegen.


Christian Leidinger, Koje-Gründer und Geschäftsführer

Krisen und Chancen

Vor ein paar Jahren: Christian Leidinger, Tischler in der dritten Generation, wollte zuerst Erfahrung sammeln und erst später das Familienunternehmen übernehmen. Ein Schicksalsschlag zwang ihn, sich von einem Tag zum nächsten zu entscheiden.
Er nahm die Herausforderung an. Zunächst führte der Vorarlberger die Tischlerei als klassischen Dienstleistungsbetrieb weiter. Produziert wurde alles, was gefragt war: Fenster, Türen und Möbel. Viele Aufträge kamen von großen Bauunternehmen, die versuchten den Preis zu drücken. Mit der Wirtschaftskrise blieben Aufträge aus, finanziell wurde es enger. Leidinger erinnert sich: „Es gab immer jemanden, der billiger war als wir. Oft wirtschafteten diese Unternehmen schlecht und gingen pleite, aber andere kamen nach und die Situation änderte sich nicht.

Von der Idee zum Produkt

Dazu kamen gesundheitliche Probleme, die Leidinger dazu bewegten, sich mit dem Thema Schlafen auseinanderzusetzen.
„Die Idee, selbst ein gutes Bett zu entwickeln, ließ mich nicht mehr los. Schnell wusste ich, wie es sein sollte: massiv, geradlinig, metalllos und ohne Werkzeug zu montieren. Außerdem wollte ich nichts
kopieren, was es schon gab“, erzählt der Tischler. Der nächste Schritt war die Entwicklung einer Steckverbindung. Mit ihr kann der Bettrahmen werkzeuglos schnell und stabil zusammengebaut werden.
Leidinger selbst schafft es unter 44 Sekunden – zu sehen auf YouTube.
Da und dort wurde das Bett stolz auf Messen präsentiert und kam gut an. Im Tischlereialltag war es aber nur ein Randprodukt. Ein Projekt, das nicht so recht in die Gänge kam. Etwas fehlte noch.

Unterstützung aus der Kreativwirtschaft

Ein branchenübergreifender Kreativworkshop brachte Leidinger in Kontakt mit der Werbewelt. Dort begann die Zusammenarbeit mit der Kommunikationsexpertin Nicole Herb, die bis heute andauert.
„Damals kam ich auf die Idee mit der astfreien Zirbe und wurde dafür belächelt“, sagt Leidinger. Aber woher kommt die astfreie Zirbe? Aus einem Sortiervorgang: Das Material wird in 5 cm-Lamellen aufgetrennt und so zusammengefügt, dass die Sichtflächen frei von Ästen sind.
Internet und Soziale Medien nutzte man, um die Betten einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Tischlerei bewarb sich bei zahlreichen Wettbewerben, machte so auf sich aufmerksam und wurde mit Preisen dekoriert.

Ich möchte etwas produzieren, was über Generationen hinweg Bestand hat.


Christian Leidinger, Koje-Gründer und Geschäftsführer

Sich auf das Wesentliche besinnen

Von einem eigenen Laden hatte Leidinger schon lang geträumt. Vor vier Jahren ging dieser Traum in Dornbirn in Erfüllung. Unter dem Namen Koje. „Uns war klar, dass wir einen neuen Namen brauchen, wenn wir nicht länger Garderoben und Türen verkaufen wollten“. Ein Schauraum in Wien folgte.
Leidinger will sich weiterhin voll auf das Thema Schlaf konzentrieren.
Passend zu den Betten gibt es Nachtkästchen und Kommoden. Für den Nachwuchs eine Wiege, von Designstudenten entworfen, und ein Ansteckbett, das auch gemietet werden kann. Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Qualität sind dem Unternehmer ein Anliegen: „Ich möchte etwas produzieren, das über Generationen Bestand hat.“

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Die Koje hat sich auf astfreie Zirbenmöbel im Schlafzimmer spezialisiert © Dagmar Holley