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ODK Design

Tanz mit dem Roboter

Ein Artikel von Dagmar Holley | 01.04.2019 - 17:26

„Mir ist es wichtig, den Prozess zwischen Werkzeug und Material direkt erlebbar zu machen“, erklärt Oliver David Krieg. Was würde sich dafür besser eignen, als das Video des Herstellungsprozesses auf die Produkt-Website zu stellen?  

Traditionell und digital zugleich

Der Designer ist besonders vom Kontrast zwischen traditionellem Werkstoff und modernem Herstellungsprozess angetan: „Das Verhältnis zwischen der wissenschaftlichen, mathematischen Präzision des Roboters, und dem natürlichen – und manchmal unkontrollierbaren – Material Holz hat mich schon immer fasziniert“.

Der Architektur- und Designforscher, wie er sich selbst bezeichnet, beschäftigt sich seit rund zehn Jahren mit der digitalen Bearbeitung von Holz. Nach dem Architekturstudium an der Universität Suttgart und anschließenden Forschungsprojekten in Europa und Kanada widmet er sich nun unter seiner Marke odk.design dem Produktdesign. „Ich komme aus der Architektur und dem Forschungsfeld der digitalen Fertigung. Ich habe viel Zeit damit verbracht robotische Fertigungstechniken zu entwickeln, die neue Konstruktionen im Holzbau ermöglichen. Während die Architektur viele Anforderungen hat, ist im Produktdesign die Freiheit größer. Die Vase ist für mich eine pure Form, sie ist Ausdruck der Ästhetik eines modernen Herstellungsprozesses und zugleich Statement für zeitgenössisches Holzdesign“, beschreibt Krieg seinen Gestaltungsansatz.

Mensch und Maschine

Vor dem robotischen Verfahren werden die ausgewählten Schichten mit einem Lasercutter vorgeschnitten, um einen Stahlzylinder aufeinandergestapelt und zu einem massiven Block verleimt. Vom Laserschneiden stammt auch die angesengte Oberfläche des Rohlings. Der Roboter fräst nur die letzten 20 mm weg. Ein gebürsteter Edelstahleinsatz im Innern der Vase dient als Wasserbehälter. An der Basis endet er als erhobene Plattform. Ein Wachs-Finish sorgt für den Oberflächenschutz.

Der digitale Entwurfsprozess sowie die komplexe Kinematik eines 7-achsigen Industrieroboters eröffnen neue Möglichkeiten. „Neben der Gestaltung von neuen Formen und Konstruktionen entsteht eine direkte Verbindung zur Fertigung. Das Design der Vasen ist in der Tat so eng mit der Fertigung verknüpft, dass ich das robotische Fräsen in meinem selbst programmierten Entwurfswerkzeug simulieren muss, um die resultierende Form überhaupt visualisieren zu können“, gibt Krieg Einblick in den Entstehungsprozess. Das Programm mit dem er hauptsächlich arbeitet ist Rhinocerus, ein CAD-Tool.

Handwerk als Basis

Obwohl das Programmieren einen großen Teil der täglichen Arbeit ausmache, spiele auch das Handwerk eine wichtige Rolle: „Nach meiner Erfahrung ergänzen digitale Technologien das Handwerk anstatt es zu ersetzen. Ich glaube sogar, dass sie das Handwerk noch wichtiger machen. Denn viele Aspekte meiner Vasen sind ohne hochqualitatives Handwerk nicht möglich.“ So entstand die Serie in enger Zusammenarbeit mit der Schreinerei Ackermann, Wiesenbronn/DE. Viele Herausforderungen lösten Designer und Tischler gemeinsam.

Rillen für Lampen und Schüsseln

Die Vasen sind erst der Anfang. Seit dem Sommer sind sie am Markt, die Nachfrage läuft langsam an: „Ich erhalte viel positives Feedback. Mir ist aber auch klar, dass die Vasen aufgrund ihrer hohen Fertigungskosten ein Nischenprodukt bleiben werden. Deshalb möchte ich versuchen, in Zukunft auch kleinere und günstigere Produkte herzustellen. Viele weitere Ideen warten darauf umgesetzt zu werden – etwa Lampenschirme, Schüsseln, oder Teller. Das erkennbare Thema soll dabei das digitale Schneiden, Schnitzen oder Fräsen bleiben. Ich kann mir außerdem gut vorstellen, das dynamische Rillenmuster auf Wanddekorationen oder anderen Elementen anzuwenden.“