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Sig-Ma-Design

Hundezone mit Stil

Ein Artikel von Dagmar Holley | 04.06.2020 - 16:06

Als Nachkommen des Wolfes haben die meisten Hunde ein natürliches Höhlenbedürfnis. Die Höhle ist ein Raum, der Geborgenheit und Sicherheit bietet. Im Wohnraum möchte der Hund einen Rückzugsort haben, an dem er in aller Ruhe entspannen, schlafen und sich erholen kann“, weiß Sigrid Mantsch. Die Designerin und Hundebesitzerin entwirft und fertigt seit rund zehn Jahren multifunktionelle Möbel für Menschen mit Haustieren.
„Kurz vor dem Abschluss meines Architekturstudiums inspirierte mich meine eigene Hündin aus dem Tierschutzheim, mich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Am Markt fand ich nur Gitter- und Transportboxen aus Kunststoff und Blech – vom Design her wenig ansprechend. Ich setzte mich also an einen eigenen Entwurf. Dieser sollte neben seiner Funktion auch den ästhetischen Ansprüchen zeitgemäßer Innenarchitektur entsprechen“, erzählt die Steirerin.

 

Offen und geschlossen zugleich


Schon im ersten Ansatz war klar, dass das Möbel aus einem offenen und einem geschlossenen Bereich bestehen sollte. Bald kam Mantsch auf die Idee, einen fixen Korpus mit einem herausziehbaren Gitterteil zu kombinieren. Durch diese Konstruktion kann die Liegefläche je nach Hundegröße schnell angepasst werden. Der flexible Teil ist innen auf der Korpusoberseite geführt. Um ihn vollständig zu lösen, reicht ein kurzes Anheben. Natürlich ist die Box nicht dazu gedacht, Hunde einzusperren. Mit etwas Kraft kann das Tier selbst von innen den flexiblen Teil verschieben.
Das Grundkonzept des Schlafplatzes „Stockholm“ ist über die Jahre verfeinert worden. So ist Stockholm 2.0 etwa im Gegensatz zur ursprünglichen Version vollständig schließbar und fügt sich so besser in den Wohnraum. An den Details von Stockholm 3.0 feilt Mantsch bereits.

 

Alles aus einer Hand

Bereits während des Architekturstudiums hat die Designerin sich mit Möbelbau und Holzbearbeitung auseinandergesetzt, Workshops besucht, um die Grundlagen zu erlernen. Nach einer kurzen, erfolglosen Suche nach einem geeigneten Partnerunternehmen, entschied sie sich für eine eigene kleine Werkstatt am Stadtrand von Graz: „Gestaltung und Produktion sind eng miteinander verzahnt. Dass ich alles selbst mache, bringt in jeder Hinsicht Vorteile.“
Seit 2017 änderte sich viel in der Vertriebsstruktur. Lief anfangs viel über Händler, gewann zuletzt der eigene Shop an Bedeutung. Das ist vor allem Joachim Steinmair zu verdanken. „Durch den direkten Kundenkontakt erkennen wir die Bedürfnisse besser und können darauf eingehen“, sagt Steinmair, Geschäftspartner und außerdem Onkel von Sigrid Mantsch.

 

Ehrliche Materialien

Steinmair hat lange in der Automobilbranche gearbeitet und beschreibt den Wechsel zum Holzhandwerk als therapeutisch. Was die Werkstoffwahl betrifft, kommen für das Sig-Ma-Team nur „ehrliche“ Materialien infrage: Heimisches Massivholz sowie durchgefärbte MDF-Platten, meist grau oder schwarz. Weitgereiste Tropenhölzer sind ebenso tabu wie beschichtete Spanplatten. Die Holzoberfläche sind mit für Kinderspielzeug geeignetem Hartöl veredelt und somit auch hundetauglich.
Zur Ehrlichkeit gehört auch die kompetente Beratung zum Thema Holz und Hund. „Verschüttete Flüssigkeiten perlen zwar ab, bleiben sie jedoch länger auf der Oberfläche stehen, durchdringen sie die Ölschicht. Das kann zu Wasserflecken und rauen Stellen führen. Die Nutzung durch den Hund hinterlässt eine Patina“, weiß Mantsch.

 

Zwischen zwei Branchen

Ein wesentlicher Teil des Vertriebs ist das Ausstellen auf Messen, wie etwa der Designmesse Blickfang. In der Aufbauphase des Unternehmens präsentierte Mantsch ihre Möbel sowohl auf Haustier- als auch auf Designmessen. Inzwischen wendet man sich fast ausschließlich an das designinteressierte Publikum. Der Anteil an Haustierbesitzern unter Designfreunden sei größer als jener an Designaffinen unter den Tierliebhabern, so die Erfahrung der Steirer.
Obwohl sie sich im Vertrieb hauptsächlich auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren, gibt es Anfragen aus aller Welt. „Neben den Messen ist das vor allem auf die Online-Präsenz bei Plattformen wie Instagram und Pinterest zurückzuführen. Eine Hütte haben wir nach Belgien verkauft, eine andere sogar nach Litauen“, schwärmt Mantsch.
Ihre Kollektion umfasst nicht nur Indoor-Hundehütten in verschiedenen Größen und Materialien, Varianten und Sonderanfertigungen, sondern auch edle Futternäpfe. „Wir wissen von Kunden, die sie als Suppenschüsseln oder sogar für Teezeremonien verwenden“, erzählt Steinmair schmunzelnd.
Gerade vor Beginn der Coronakirse lief das Geschäft gut, viele Maßnahmen der vergangenen Jahre begannen zu fruchten. Dennoch sind die beiden optimistisch, gut durch die Situation zu kommen. Neben geschäftlichen Erfolgen freut sie natürlich eines immer ganz besonders: Wenn ein begeisterter Kunde erzählt, wie überschwänglich sein Hund auf sein Haus im Haus reagiert hat.