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Standort von Pölkky in Kuusamo, Finnland © Pölkky Oy

Analyse des Pfeifer-Deals und seiner Folgen

Das war nicht die letzte Übernahme in Skandinavien

Ein Artikel von Gerd Ebner | 30.12.2022 - 08:45
  • 2016: Binderholz kauft Vapo.
  • Im Dezember 2020 erwirbt Mayr-Melnhof Karton den finnischen Kartonhersteller Kotkamills samt einem Sägewerksstandort.
  • 2021/22: Mayr-Melnhof Holz bekommt die drei Sägewerke von Bergkvist Siljan.
  • 2022: Am 29. April erwirbt HS Timber das Sägewerk Luvian Saha.
  • 2022: Mitte Mai kauft die Ziegler Group die Sägewerksstandorte Balungstrands Sagverk und Backebrons Sagverk.
  • 2022: Im Dezember kündigt die Pfeifer Holding den Erwerb der vier Standorte von Pölkky an.

Von der Revolution zur Normalität

Als Binderholz 2016 nach Skandinavien ging, kam das einer Revolution gleich. Niemals zuvor investierte ein Österreicher aus der Sägewerksbranche so weit im Norden. Seither hat sich viel getan. Mittlerweile gehören zumindest 15 % der finnischen Einschnittskapazität österreichischen Unternehmen. 

Der Beweggrund, skandinavische Sägewerke zu kaufen, war zunächst primär die Erweiterung des eigenen Portfolios um top  Schnittholzqualitäten. Mittlerweile sind die gesicherte Zukunftsverfügbarkeit und der kalkulierbare, tiefere Rundholzpreis (80 bis 85 €/fm) die Hauptanreize. Der Holzkurier ist daher überzeugt, dass bald weitere Übernahmen folgen werden.

Leimholz wichtiger als Hackgut

Die mitteleuropäischen Sägewerke investierten schon vor zwei Jahrzehnten in die Weiterverarbeitung. Das zahlte sich sukzessive mehr aus. Die integrierten Standorte hatten Jahre, in denen alle Produkte gutes Geld brachten. Zusätzlich gab es die Schadholzjahre (2018 bis 2020) mit günstigem Rohstoff. Selbst im 2. Halbjahr 2022, als die Nachfrage und die Preise abrutschten, verdiente man zumindest durch die gestiegenen Sägerestholzpreise und ganz besonders am Pelletsboom.

Während sich die Skandinavier lange darauf fokussierten, gutes Hackgut zu erzeugen, gingen wir voll in die Weiterverarbeitung. Das ist jetzt ein Vorteil.


Ein mitteleuropäischer Holzindustrieller

Kaufpreis minus Investmenthöhe

Die Pfeifer Holding musste für Pölkky geschätzte 200 bis 250 Mio. € bezahlen – abzüglich eines 100 Mio. €-Investmentprogramms. Was erhält man dafür? Zwei Sägewerke und zwei Weiterverarbeitungsstandorte! Während die Sägewerke bald über zwei neue Veisto-Schwachholzlinien verfügen werden, wird die Tiroler Holzindustrie insbesondere ihr Weiterverarbeitungs-Know-how gen Norden transferieren. 

Schon vor dem Deal war Pfeifer ein Umsatzmilliardär. Mit Pölkky macht man 2023 vermutlich bereits 1,4 Mrd. € Umsatz. Diese Unternehmensgröße bedingt auch weiteres Wachstum. Die zuletzt erzielten Margen nahe 30 % werden wohl bald auf übliche 15 % zurückgehen. Doch auch damit wird man Investments in die Rohstoffsicherung tätigen können.

Daheim fehlen Holz und Mitarbeiter

Pfeifer könnte den Weg für weitere Holzindustrien aufzeigen: Das verdiente Geld wird in zusätzliche Standorte gesteckt. Daheim fehlen neben dem Rohstoff vielfach auch bereits die Mitarbeiter. Nicht die Sägewerke der Papierkonzerne, sondern die Hidden Champions in Skandinavien – also KMU-Unternehmen wie Pölkky – stehen im Fokus. Reine Sägewerke sind eher den Unbilden der volatilen Weltmärkte ausgesetzt. Deshalb fokussiert sich das Interesse auf Unternehmen samt Hobel- und Verleimanlagen.

Nicht mehr jede Länge nehmen

Binderholz, der Pionier in Skandinavien, leistete Vorarbeit bei der Reduzierung etwa der zugekauften Stammlängen. Die Skandinavien-Newcomer geben an, mehr Rücksicht auf nordische Traditionen und Mentalitäten nehmen zu wollen.

USA und Südamerika auch interessant

HS Timber kam nach Finnland und baut parallel ein Sägewerk in Argentinien auf. Auch das könnte beispielhaft sein: Neben Skandinavien werden die großen Holzindustrien auch nach Nord- und Südamerika schauen.

Speziell in den USA könnten noch weitere Übernahmen folgen. „In Kanada sind die Sägewerke teilweise alt und im Westen fehlt der Rohstoff. Der US-Süden lockt hingegen Kanadier und Europäer mit seinem Plantagenholz“, erfährt man bei Markttelefonaten.

Arbeiten in der Ferne

Die großen Mitteleuropäer haben mittlerweile alle guten Leute, die man zu solchen Übernahmestandorten schicken kann. Das ist eine Grundvoraussetzung für Wachstum in der Ferne.

Die vermehrten Übernahmen skandinavischer Holzindustrien durch mitteleuropäische ist ein Zeichen fundamentaler Veränderungen. Verdientes Geld wird investiert, um sich den Rohstoff zu sichern.


Ein skandinavischer Marktanalyst