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Preisrelation Rund- zu Schnittholz und BSH (100% = Januar 2014)

Analyse BSH-Markt

BSH-Preis nun minus 250 €/m³

Ein Artikel von contentWriter | 04.10.2023 - 08:18

Nach den letztwöchigen Marktgesprächen kann die Holzkurier-Redaktion bei Brettschichtholz für September eine leichte Preiserhöhung erkennen. Im Mittel sind es in Italien 5 €/m3 mehr als noch im August, in Deutschland sind es rechnerisch sogar +10 €/m3. Das neue Preisniveau für Deutschland macht der Holzkurier mit 433 bis 453 €/m3 fest, jenes in Italien mit 440 bis 460 €/m3 (ausschließlich Stangen-Großmengen, Sichtqualität, frei Abnehmer bzw. franko Norditalien).

Damit ist seit dem Preishoch vom Mai 2022 erstmals ein echtes Ende der Preistalfahrt erkennbar. Der Preissturz um ein Drittel von 700 €/m3 im Mai 2022 auf nunmehr rund 450 €/m3 ist aber beispiellos.Der BSH-Preis war von 2007 bis 2020 mit 400 €/m3 faktisch konstant.

14 Jahre, ein Preis – das war einmal

Trotz der Preiserhöhungen bei Energie, Personal, Klebstoff, Transport liegt das Preisniveau für BSH-Stangennur noch knapp über den Vor-COVID-19-Niveaus. 

Preisdämpfend wirkt die BSH-Lamelle. Diese verlor vom Rekordniveau (April 2022: 405 €/m3) noch mehr als das Fertigprodukt: nämlich rund 45% an Wert auf nur noch rund 219 €/m3 (frisch, Großmengen). Das wiederum ist möglich, weil auch der Rundholzpreis zuletzt stark nachgab.

Ausschläge der Vergangenheit

Betrachtet man die Zehn-Jahre-Performance von Rundholz, BSH-Lamelle und Endprodukt, so sind die Ausschläge teilweise enorm. Die Lamelle sprang 2021 auf den 2,5-fachen Wert des Januars 2014. BSH schaffte eine Verdoppelung, während Rundholz im August 2022 maximal auf 118% zulegen konnte (s. Grafik oben). Jetzt im September liegt der indizierte Rundholzpreis in Österreich und Süddeutschland faktisch am Durchschnittswert von 2014 bis Februar 2020 (= Vor-COVID-19-Niveau): 90 %. Im selben Zeitraum notierte die Lamelle bei 98 % – im September 2023 waren es auch nur noch 107 %. Beim Endprodukt ist die Relation ähnlich: Vor-COVID-19 100 %, jetzt 111 %.

Über 300.000 m³ Minderbedarf

Die Redaktion des Holzkurier schätzt, dass der Bedarfsrückgang in Italien und Deutschland heuer zwischen 10 % (Italien) und 25 % (Deutschland) liegen wird. Das wäre allein in diesen beiden Ländern ein geringerer Absatz von rund 340.000 m3. In Deutschland sind die Produzenten derzeit mit dem Absatz „nicht unzufrieden“. Die Nachfrage passt zu dem um eine Schicht reduzierten Output. Da der Bedarfsrückgang ja schon im 2. Halbjahr 2022 einsetzte, beurteilen viele die Marktlage mit „auf Vorjahresniveau“.

Preiserhöhungen, weil Sichtlamellen rar?

Das eingangs skizzierte Missverhältnis von Kostensteigerungen zu sinkenden Endproduktpreisen schmerzt die BSH-Hersteller. Erste Unternehmen haben für Oktober aber Preiserhöhungen in der Größenordnung von 10 bis 25 €/m3 angekündigt. Ob und wie hoch diese umsetzbar sind, werden wir bald sehen. Aber: Sichtware ist aufgrund des verfügbaren Schnittholzes knapp. Von hier könnten der Druck und die Rechtfertigung höherer BSH-Preise kommen.

BSH-Käufer anerkennen die jüngsten leichten Erhöhungen. Diese glauben, dass das Septemberniveau nun der Basispreis für die kommenden Monate sei.

Andere Baustoffhersteller stellen ab

Produzenten wie Käufer sind ob der Rasanz der Preisveränderungen der vergangenen beiden Jahre erstaunt. Das war bei anderen Baustoffen nicht ganz so ausgeprägt und bei diesen kam es nicht zu ähnlich starken Preisrückgängen. Die Ziegelindustrie plant zur Preisstabilisierungetwa, ihre Produktion um die Hälfte zu reduzieren. Zahlreiche Werke haben bereits ihre Produktion eingestellt und Kurzarbeit beantragt. Im Holzbau dürften kleinere Unternehmen wohl noch bis Anfang 2024 Aufträge haben. Die Neuaufträge nehmen allerdings ab. Für eine echte Erholung ist in Deutschland und Österreich die Politik gefragt. Zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009 gab es etwa in Österreich eine Kindergartenoffensive, die dem Holzbau damals sehr geholfen hat.