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BauBuche-Projekt der ersten Stunde: Die Tischlerei Mohr in Andelsbuch wurde mit dem Vorarlberger Holzbaupreis ausgezeichnet © Christian Grass

POLLMEIER

Eine Erfolgsgeschichte in Buchenholz

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 29.11.2023 - 09:30
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Erstes Holzhochhaus der Schweiz: 2016 entstand der erste hölzerne Mehrgeschosser des Landes in Rotkreuz/CH. Das 36 m hohe Gebäude wurde unter anderem mit dem Schweizer Holzbaupreis Prix Lignum ausgezeichnet © Markus Bertschi

„Der Beginn war fürchterlich in jeglicher Hinsicht. Wir haben das ganze Thema völlig unterschätzt. Sowohl bei der Produktion als auch Vermarktung“, eröffnet Geschäftsführer Ralf Pollmeier das Holzkurier-Interview. „Wir hätten nicht gedacht, dass der Markt bei einer neuen Produkteinführung so träge reagiert, und auch nicht, dass die Verarbeitung von Buchenholz zu einem Produkt für den konstruktiven Holzbau so herausfordernd sein wird. Beharrlichkeit hat sich in beiden Fällen rückblickend jedoch bezahlt gemacht“, erklärt der Unternehmer weiter.

Das alles liegt nun bereits zehn Jahre in der Vergangenheit. Die BauBuche hat mittlerweile ihren Platz am Markt gefunden und wird, geht es nach Pollmeier, noch etliches an Zuwachs erfahren. Die Vorteile sind klar ersichtlich. In puncto Leistungsfähigkeit, Optik und Möglichkeiten zur schlanken Konstruktion ist die BauBuche der Fichte und auch etlichen anderen Holzarten klar überlegen. In Kombination mit der durchaus hohen Verfügbarkeit in den Wäldern Mitteleuropas ist die Buche somit nach vielen Gesichtspunkten eine hervorragende Wahl für den Einsatz im konstruktiven Holzbau.

Diese positiven Argumente braucht es oftmals jedoch auch, um den höheren Preis und die anspruchsvolle Verarbeitung der BauBuche zu rechtfertigen. „Viele Verarbeiter denken heute noch, dass die BauBuche gleich zu handhaben sei wie ein gewöhnlicher BSH-Träger aus Fichtenholz. Für Spezialprodukte braucht es jedoch auch Spezialwerkzeuge. Dann gibt es auch keine Probleme“, sagt Patrik Rodlberger, Geschäftsführer beim Pollmeier-Furnierschichtholzwerk, angesprochen auf die anspruchsvolle Bearbeitung des Buchen-FSH. Pollmeier vergleicht diese Thematik treffend mit dem Vergleich von Bau- zu Edelstahl: „Unsere BauBuche ist ein Hochleistungswerkstoff, der dem Holzhochbau neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet und gar nicht jede Standardanwendung bedienen kann und will.“

Mit der BauBuche haben wir vor zehn Jahren einen Hochleistungswerkstoff auf den Markt gebracht, der neue Maßstäbe setzt. Sowohl bei der Performance als auch Ästhetik.

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Ralf Pollmeier
© Pollmeier

Alternative zum klassischen Massivholz gesucht

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Lokale Rohstoffe: Beim Bau des neuen Forstamtes in Thüringen wurde auf die Verwendung heimischer Laubhölzer gesetzt. Neben dem Tragskelett und den Holz-Beton-Verbunddecken wurde auch die gesamte Möblierung mit BauBuche ausgeführt © Thomas Eiken

„Wir dachten ursprünglich, dass Massivholz ein Auslaufmodell sei und uns dieser Markt in Zukunft komplett wegbrechen wird. Zu jener Zeit mussten wir auch die Säge in Malchow/DE zwischenzeitlich stilllegen. Die BauBuche sollte somit auch ein Produkt für eine Holzart werden, die damals abseits vom Brennholz niemand wirklich haben wollte. Rückblickend lagen wir dabei glücklicherweise falsch, die BauBuche ist aber geblieben“, erklärt Pollmeier und fährt weiter fort: „Am Beginn hatten wir nur den Einsatz als Träger im Kopf. An schlanke und feste Stützen für den Holzhochhausbau hatten wir noch gar nicht gedacht. Heute liegt unter anderem in dieser Anwendung unser großer Erfolg.“

Tatsächlich bringt speziell der Einsatz als Stütze immense Vorteile mit sich. Im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen aus Fichtenholz, kann bis zu 60 % an Querschnittsfläche gespart und somit etliches an wertvoller Fläche gewonnen werden. „Mit jedem m2 an zusätzlicher Nettogeschossfläche lässt sich eine Menge an Geld verdienen. Der höhere Preis der BauBuche relativiert sich da sehr schnell. Besonders bei Immobilien in Toplagen, wo unsere Produkte oft Anwendung finden“, unterstreicht Rodlberger die Vorteile der vergleichsweise schlanken Bauteildimensionen der BauBuche.

„Nichts war für Laubholz ausgelegt“

„Am Anfang kauften wir eine Furnierholzanlage, die für Nadelholz konzipiert war. Um Hartholz zu verarbeiten, mussten wir neben etlichen Anpassungen und Adaptierungen auch eine Menge an Lehrgeld bezahlen und Know-how aufbauen. Die Markteintrittsbarrieren sind in diesem Segment als besonders hoch zu bewerten, da kaum einer über industrielle Laubholzkompetenz verfügt“, sagt Pollmeier und Rodlberger ergänzt: „Auch wenn wir den Prozess heute gut im Griff haben, stoßen wir ständig auf neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.“

Ein bunter Fächer an neuen Möglichkeiten

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Ein weiterer Preisträger: Die mehrfach ausgezeichnete Produktionshalle in Probstzella/DE besticht mit ihrem besonders filigranen Tragwerk © Michael Christian Peters

Bei Architekten und Tragwerksplanern wird die BauBuche immer beliebter. Sie kombiniert hochfeste Eigenschaften (Festigkeitsklasse bis zu GL75) mit ansprechender Ästhetik und der Möglichkeit zu schlanken Konstruktionen mit besonders großen Spannweiten. Künftig wird es auch möglich sein, Stützen mit Trägerquerschnitten bis zu 900 mal 900 mm einzusetzen (s. Beitrag "Wir bauen Zukunft"), um so den Holzbau mit Buchenholz in noch höhere Sphären zu bewegen, ohne auf eine Blockverleimung zurückgreifen zu müssen.

„In den vergangenen Jahren haben wir aus Kapazitätsgründen nur wenig Marketing betrieben. Wenn wir heute damit beginnen würden, die Werbetrommel für unsere BauBuche zu rühren, könnten wir den Absatz mit Sicherheit weiter steigern. Wir sind sicher, dass, wenn der Trend zum Holzbau weiter bleibt, wovon aktuell klar auszugehen ist, wir mit Stützen und Trägern aus BauBuche auch in den kommenden Jahrzehnten Erfolg haben werden“, zeigt sich Pollmeier zuversichtlich.

Dies kann der erfolgreiche Unternehmer auch sein, hat man mit der BauBuche ein industriell erzeugbares Produkt geschaffen, das es möglich macht, Stahl im Hochbau zu substituieren und sich damit zurecht als hölzerner Hochleistungswerkstoff bezeichnen lässt. Am Ende bleibt die Tatsache, dass die BauBuche eine beeindruckende Pionierleistung im Bereich der konstruktiven Laubholzverwendung ist. Um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können, wird es davon noch etliche mehr benötigen. Die BauBuche ist jedoch heute bereits seit Jahren Realität und findet in vielen erfolgreich abgeschlossenen Projekten Anwendung, die zumeist auch das Prädikat architektonische Meisterleistung verdienen.