INITIATIVE MASSIVHOLZPLATTE

Mit Flexibilität der Bauflaute trotzen

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 29.08.2024 - 12:49
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Jochen Lenge © Schwörer Holz

Wie ist das vergangene Geschäftsjahr für die Massivholzplatten-Hersteller gelaufen?

Wir haben große Herausforderungen bei der Rohstoffbeschaffung, stark gestiegene Kosten für Energie und Vormaterialien sowie einen volatilen Markt. Trotz alldem ist das Vorjahr durchaus zur Zufriedenheit der Branche verlaufen. Allerdings sehen sich die Hersteller dieses Jahr mit einem zunehmend ­schwieriger werdenden Marktumfeld konfrontiert. 

Wie beurteilen Sie die aktuelle Auftragslage der Massivholzplatten-Hersteller und welche Entwicklung erwarten Sie in naher Zukunft?

Man kann sicherlich feststellen, dass es in den vergangenen Jahren schon bessere Auftragslagen gegeben hat, was in Anbetracht der aktuellen Situation in der Bauwirtschaft aber nicht verwunderlich ist. So gesehen ist die Produktionsauslastung auf etwas geringerem Niveau durchaus gut. Die Lieferzeiten sind im 2. Quartal sogar wieder etwas angestiegen, was auf eine sich stabilisierende Nachfrage hindeutet.

In naher Zukunft sehen wir also keine ­größeren Absatzprobleme. In die etwas ­fernere Zukunft blickt die Branche aber sorgenvoller, denn die Baukrise ist noch lange nicht überwunden und die aktuell schlechten Zahlen werden sich erst zeitverzögert auf die Betriebe der Holzindustrie auswirken.

Wie beurteilen Sie die Lage betreffend die Rohstoffversorgung?

Allgemein kann von einer ausreichenden Rohstoffversorgung gesprochen werden, wenngleich die besseren Qualitäten nicht im Übermaß vorhanden sind. So kam es bei frischem, qualitativ hochwertigem Schnittholz temporär zu gewissen Engpässen.

Was sind derzeit die größten Schwierigkeiten, mit denen die Plattenhersteller konfrontiert sind?

Der rückläufige Bau und eine gewisse Konsumzurückhaltung werden sich auch auf die Nachfrage nach Massivholzplatten auswirken. Daher liegt die größte Herausforderung darin, die Balance zu halten. Dies bedeutet, dass die Branche auch weiterhin auf die jeweilige Situation reagieren muss. Die Mitgliedsbetriebe der Initiative Massivholzplatte erwarten aus jetziger Sicht keine großen Sprünge in der Nachfrage.

Wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen für Ihre Branche?

Die Branche muss flexibel auf die Entwicklung des Marktes reagieren, neue Märkte erschließen und die Produkte in weiteren Anwendungsbereichen etablieren. 

Im Tagesgeschäft bereitet der Fachkräftemangel große Probleme. Maßnahmen, um diesem entgegenzuwirken, können beispielsweise eine interessante Arbeitsplatzgestaltung oder weitere Automatisierung sein. Alle diese Maßnahmen, wie auch jegliche Art von Investitionen, kosten Geld und sind nur möglich, wenn profitabel gearbeitet wird. 

Welche Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken sehen Sie für das Produkt Massivholzplatte?

Der Werkstoff Holz, somit auch die Massivholzplatten, bietet eine Reihe positiver Aspekte – Stichwort: Holz rettet Klima. Diese lassen erwarten, dass die Verwendung weiter steigen wird. Das betrifft speziell auch die Bereiche Sanierung und Renovierung, wo auch die Massivholzplatten von großer Bedeutung sind. Insofern sind wir der Meinung, dass wir mit unseren Produkten von der Baukrise weniger betroffen sind als Hersteller anderer Werkstoffe. Allerdings gilt es weiter, am positiven Image zu arbeiten. Wir haben deshalb mit der Holzforschung Austria ein größeres Forschungsprojekt, ­MassStab!L – Massivholzplatten für stabile Innenraumluft, gestartet. In diesem werden die  Auswirkungen der in Zukunft zu erwartenden, gesteigerten Schwankungen der Feuchte und der Temperatur auf Massivholzplatten im Hausbau untersucht. Betrachtet werden das Risiko von Rissbildung im Material, eventuelle Veränderung der Emissionen und das Potenzial der Materialien zur Stabilisierung der Innenraumluftqualität durch ihre Puffereigenschaften (Luftfeuchtigkeit, VOC). Abschließend wird ein Simulationsmodell erstellt, welches die Nutzung des vollen Potenzials der Massivholzplatten für die Abmilderung der Auswirkungen der Klimakrise und zur Steigerung der Wohn- und Lebensqualität ermöglichen soll.