Update, 12. Dezember
„Nach unserer aktuellen Einschätzung werden vorerst keine weiteren Insolvenzanträge mehr folgen“, erklärte Böhm in einem Pressegespräch. Damit sei auch ein weiterer Betrieb, insbesondere der Rumänien- und Schwedentöchter, vorerst sichergestellt. Insolvenzanträge in den jeweiligen Ländern seien derzeit nicht geplant, heißt es vonseiten des Insolvenzverwalters.
Hinsichtlich potenzieller Käufer äußerte sich Böhm dahingehend, dass ein Verkauf sowohl als Gesamtgruppe als auch in kleineren Tranchen denkbar sei. Interesse verortet er dabei sowohl aus dem In- als auch Ausland. Darunter finden sich neben Finanzinvestoren auch Unternehmen, die in Zieglers einzelnen Gesellschaften sinnvolle strategische Erweiterungen ihrer eigenen Geschäfte sehen. „Der Bieterprozess wurde jedenfalls dahingehend strukturiert, dass auch ausländische Käufer infrage kommen“, informiert Böhm. In erster Linie geht es nun aber um eine genaue Entflechtung der Gruppenstruktur, um zu erkennen, welche Gesellschaften einzeln verkauft werden können und wo es sinnvoll ist, Pakete zu bilden. Als Beispiel wurde hier das Sägewerk in Plößberg inklusive des Pelletswerks genannt. Im Fall von Naturheld, dem Dämmfaserplattenwerk, sei jedoch auch ein Einzelverkauf denkbar, so Böhm. Ein Teil seiner Arbeit bestehe daher aktuell darin, die einzelnen Gesellschaften voneinander abzunabeln und alleinstehend überlebensfähig zu machen. In jedem Fall sei Zieglers Firmengeflecht „ungewöhnlich und nicht alltäglich“, auch wenn einige Geschäftsbereiche durchaus „einer industriellen Logik folgen und nachvollziehbar sind“.
Bei den ausländischen Sägewerken in Rumänien und Schweden sei ein Anteilsverkauf der Ziegler Holding und Ziegler Holzindustrie im Rahmen eines Asset-Deals denkbar. Die operativen Verflechtungen mit den insolventen Deutschlandgesellschaften haben sich laut Böhm „lösen lassen“, sodass es aktuell keine negativen Einflüsse auf die lokalen Geschäfte gebe.
Noch in der kommenden Woche will man laut dem Insolvenzverwalter einen Prozessbrief versenden und mit der Erstansprache potenzieller Investoren beginnen, um in der Folge die Due-Diligence-Phase anzubieten. „Wir wollen noch im Januar die ersten indikativen Angebote abgeben, um folglich schnellstmöglich in die weiterführenden Gespräche und Detailverhandlungen zu kommen“, informiert Böhm.
Ziel sei es, noch innerhalb des 1. Quartals 2025 für nahezu alle insolventen Gesellschaften Klarheit über die Fortführung des Geschäftsbetriebes zu erhalten respektive eine Investorenlösung gefunden zu haben. Erste Lösungen und Konzepte müssten zudem bis Ende Januar gefunden werden, da zu diesem Zeitpunkt auch das Mitarbeitergehälter deckende Insolvenzgeld ausläuft. Potenzielle Kündigungen innerhalb einzelner Gesellschaften stehen jedoch nicht im Raum, heißt es weiter.
Zu einer erneuten Aufnahme des Sägewerksbetriebs in Plößberg blieb Böhm verhalten. „So wie das Sägewerk aufgebaut ist, ist nur ein Betrieb unter Volllast wirtschaftlich sinnvoll“, erklärt Böhm. Der Rundholz- und folglich Working Capital-Bedarf seien daher enorm.
Update, 4. Dezember
Volker Böhm von Schultze & Braun, vorläufiger Insolvenzverwalter der Ziegler-Gruppe © Schultze & Braun
Im Insolvenzverfahren über die Ziegler-Gruppe hat der vorläufige Insolvenzverwalter, Volker Böhm von Schultze & Braun, für die Unternehmen der Ziegler-Gruppe die Suche nach Investoren eingeleitet. Der Insolvenzverwalter sieht ein großes Interesse an vielen Ziegler-Unternehmen.
Böhm nutzt dazu einen sogenannten „strukturierten Investorenprozess“. Dabei werden mögliche nationale und internationale Käufer identifiziert und gezielt angesprochen. „Wir starten den Investorenprozess jetzt komplett neu“, erläuterte ein für die Ziegler-Insolvenz zuständiger Sprecher.
„Seit Beginn der vorläufigen Insolvenzverwaltung haben sich bereits einige Interessenten an einer ganzen Reihe von Ziegler-Gesellschaften bei uns gemeldet. Dies ist ein wichtiges Indiz für den weiteren Investorenprozess, zeigt es doch das grundsätzliche Interesse, das im Markt besteht“, berichtet der Insolvenzverwalter.
Parallel zur Ansprache neuer Investoren werden die Gespräche mit bestehenden Interessenten fortgesetzt. Es sind also doch nicht alle potenziellen Ziegler-Übernehmer der vergangenen Wochen abgesprungen. Im Gegenteil – nun wurde das renommierte internationale Beratungsunternehmen PWC als sogenannter „M&A-Berater“ damit beauftragt, die derzeitigen Bieter und weitere Unternehmen anzusprechen, den Gesamtkonzern oder Teile davon zu übernehmen. „Sie werden international auf die Suche gehen“, meint der Sprecher. Er geht davon aus, dass das in den kommenden Wochen und Monaten entschieden werde. Frühestens Anfang Februar, nennt er als möglichen Horizont.
Definitiv kann eine potenzielle Unterschrift erst geleistet werden, wenn alle Insolvenzverfahren eröffnet sind – und das kann noch dauern. Nach diesem Prozess wären die Unternehmen ohne Altlasten, das heißt, ohne Verbindlichkeiten zu übernehmen. Allerdings gilt es, auch die Gläubiger zu bedienen.
Die Karten würden also nochmals neu gemischt, nennt es sinngemäß der Sprecher.