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Rund 350 Teilnehmer kamen zum Deutschen Holzkongress 2024 nach Düsseldorf © DeSH

Holzkongress 2024

USA könnten 2025 retten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.12.2024 - 08:02
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Videointerviews in Düsseldorf

Die weitere Marktentwicklung bei Schnittholz und die teilweise prekäre Rundholzversorgung dominierten den Holzkongress 2024 in Düsseldorf. Der Holzkurier bat gemeinsam mit dem Kongressorganisator, dem Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH), zehn Gesprächspartner vor die Kamera, um insbesondere diese Themenschwerpunkte zu diskutieren. Fast 350 Besucher kamen dieses Mal auf den Kongress.

Rundholz: zu wenig, zu unregelmäßig

Faktisch alle Gesprächspartner merkten die heuer deutlich erschwerte Versorgung. Die jahrelang vom Schadholz betroffenen deutschen Waldbesitzer brachten 2024 deutlich weniger Rundholz auf den Markt – hauptsächlich aus phytosanitärer Vorsicht. Die so fehlenden Mengen wurden im Schlussquartal nicht mehr nachgeholt.

Die Nutzung aller Marktchancen 2025 sah Jörn Kimmich, Vizepräsident des DHWR und Geschäftsführer von ante-holz, gefährdet: „Im 4. Quartal hat der US-Markt wieder Fahrt aufgenommen und die Nachfrage nach Schnittholz steigt erneut. Sollte weiterhin so wenig Holz aus den Wäldern kommen, könnte die Versorgungssicherheit ab 2025 ernsthaft gefährdet sein. Die Lieferanten müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, sonst drohen Schwankungen in den Lieferketten.“ Die wechselhafte Versorgung stelle die Holzindustrien vor Schwierigkeiten, weil man konstant die Märkte versorgen müsse. „Wir können nicht beliebig Schichten rein- und rausnehmen“, meinte Kimmich.

Inkonstante Versorgung 2024

„Selbst bei gedämpfter Schnittholznachfrage wird es zunehmend schwieriger, die Rundholzversorgung sicherzustellen“, ergänzt Dr. Stephan Lang, Präsident des DeSH und CEO der Rettenmeier-Gruppe. Auch er meint, dass „wir Personal nicht immer vorhalten können, bis wieder ausreichend Rundholz da ist“. „Wir waren heuer nicht so gut und konstant versorgt wird gewohnt. Es gab Dellen in der Versorgung“, fand auch Dr. Carsten Merforth, COO Mercer Timber und DeSH-Vorstandsmitglied.

USA trendbestimmend für 2025

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Nach harten Diskussionen durfte der Holzkurier das Feierabendbier offerieren © DeSH

Alle Nadelholzsäger freut der Marktaufschwung in den USA. Von Ende Juli bis Ende November stiegen die Preise mittlerweile auf das Niveau, das für Europäer als auskömmlich bezeichnet wird: rund 600 US-$/1000 bft oder rund 370 €/m3 (frei US-Ostküste). „Die USA könnten erneut den Startschuss für einen Marktaufschwung abfeuern“, urteilte Lang. „Das Marktgeschehen 2025 wird definitiv in den USA entschieden.“ Lang meinte damit, dass die USA trendbestimmend für die übrigen Überseemärkte seien. Erholt sich dort der Preis, ziehen andere Märkte nach.

Das heurige Jahr war für viele eine „wilde Wiederholung von 2023. Wenn wir 2025 das Ruder herumreißen wollen, dann nur im Export“, ist Langs Überzeugung. „Die Baugenehmigungen lassen auch 2025 in Deutschland keine Besserung am Bau erwarten“, sieht es Merforth ähnlich. „Die Exportmärkte sind die Ventile, über die wir das Schnittholz vermarkten können.“ Die USA haben einen zu großen Bedarf, als dass europäische Ware dort den Markt überlasten könnte. „2025 sind die Marktaussichten überall anders besser als in Deutschland“, machte sich DeSH-Vizepräsident Lutz Schmelter, wenig Hoffnung für das kommende Jahr.

2025 Ball weiterhin flach halten

„Dass wir heuer unsere Mitarbeiter voll beschäftigen konnten – ist schon ein Privileg. Wir werden auch 2025 den Ball flach halten. Eine leichte Steigerung ist möglich, aber zaubern kann keiner“, blickte Claudia Hirschbach, Eigentümerin und Geschäftsführerin Hirschbach GmbH, Sulzbach, auf 2024 zurück und auf 2025 voraus. 

2025 wird in Deutschland gewählt. Unabhängig davon, wer Deutschland regiert, ein Regierungswechsel könnte einen motivierenden Aufschwung bringen. DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus betonte: „Ab der zweiten Jahreshälfte 2025 ist ein Aufschwung möglich. Wir werden darauf hinwirken, dass die neue Regierung den Fokus auf den Bau legt.“

Haben Wohnbaulösung, dürfen aber noch nicht!

„Wir haben die Lösungen für einen effizienten Wohnungsbau: modulares Bauen in Holz“, meinte Larissa Kuntz. „Gleichzeitig wäre das eine Superlösung für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Es geht aber noch nicht so rasch voran, weil den Modulbauunternehmen vielfach die lokalen Baugenehmigungen fehlen.“ Da sich die meisten Anbieter mittlerweile auf den geringeren Bedarf eingestellt haben, wird 2025 etwas besser als das heurige Jahr.

Minimal  entspannter als bei Nadelholz ist die Versorgungslage bei Laubholz. Speziell Standardbuchenholz ist verfügbar. Es gebe zu viel minderwertiges Rundholz, das als Schnittholz schwer absetzbar ist. Während es wiederum von gut absetzbaren Qualitäten eher zu wenig gebe. Das erklärte Patrik Rodlberger, Geschäftsführer Pollmeier Furnierwerkstoffe und DeSH-Laubholzsprecher.

„Bei der Eiche sind Topqualitäten entweder nur sehr teuer auf Submissionen zu erhalten oder vom Eichenkernkäfer bedroht“, zählte Steffen Rathke, Holzwerke Keck, auf.