Ist der private Waldbesitz wirklich so klein und schwach, dass er gehegt werden muss? Wer setzt dies angesichts leerer Kassen und Fördertöpfe sowie nach Reformwellen der Landesforstverwaltungen mit ausgedünnter Fachberatung um? Wie wählt er aus dem reichhaltigen Angebot an privaten Dienstleistern so aus, dass auch die gemäß jüngster Bundeswaldinventur besonders vorratsreichen Privatwälder ausreichend genutzt werden? Zum Fachseminar „Der Waldbesitzer als Kunde –welche Dienstleistungen werden nachgefragt und bei wem“, moderiert von AGDW-Geschäftsführerin PD Dr. Ute Seeling, lud die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) am 14. Jänner nach Berlin/DE.
Vielfalt. Wer ist überhaupt der Privatwald? Dessen Spektrum erscheint Univ.-Prof. Dr. Dr. Gero Becker, Direktor des Freiburger Instituts für Forstbenutzung und forstliche Arbeitswissenschaft, sehr vielfältig – es reicht vom Kleinen über den Großen, vom Liebhaber über den stark ökonomisch Interessierten und vom bäuerlichen zum urbanen Waldbesitzer. Ähnlich vielfältig zeigt sich das Angebot forstlicher Dienstleistung. Beckers erste These: Ohne Kenntnis von Struktur und Zielsetzungen seien maßgeschneiderte Angebote sowie differenzierte Aufgabenerfüllung nicht denkbar.Öffentlich oder privat? Vieles, was im Privatwald geleistet worden ist, wäre ohne die Offizialberatung nicht möglich gewesen – diese habe aber auch Nachteile, erläuterte Becker: Sofern die Zielsetzung des privaten Waldbesitzers nicht bekannt sei, orientiere sich deren Beratung an der Bewirtschaftung des staatlichen Waldes. Eine konsequent ökonomische Ausrichtung beinhalte jedoch mehr als nur die kameralistische Betriebsführung. Daher bedarf es vor jeder Beratung zunächst der individuellen Zielsetzung – auch als Basis künftigen Controlings.
Auf der Suche nach der staatlichen Legitimation zur Betreuung privaten Waldes – die in Niedersachsen etwa 6 €/fm oder 22 €/ha kostet – stieß Becker auf zwei Probleme: Adressat und politische Zielgröße seien unklar.Sensibel. Als Lösungsansatz skizzierte er zwei Leistungspakete: Im ersten sollten die zahlreich vorhandenen und bereits mit Steuergeldern gesammelten Informationen verfügbar gemacht werden – niemand wolle mit dem Telefonbuch hausieren gehen, wenn bereits umfassende Datensammlungen existieren. Und: Die allgemeine Ökonomie gebe „Riesensummen für aufbereitete Adressdaten“ aus.
In einem zweiten Schritt könnten darauf aufbauend bis zu zehn Typen von Waldbesitzern stratifiziert werden, die als modifizierbare Basis für Beratungspakete dienen – darüber hinausgehende Lösungen nannte Becker „viel zu teuer“. Zudem existieren solche Beratungspakete bereits erfolgreich in Versicherungsbranche und Vermögensberatung.Ebenes Spielfeld. Während eine erste Beratung einer staatlichen Anschubfinanzierung bedarf, müsse sich die andauernde Beratung wirtschaftlich selbst tragen. Die originäre Rolle der Forstverwaltungen innerhalb dieses Modells sah Becker im Monitoring der Nachhaltigkeit, der Pflege und Verwaltung der Basisdaten sowie der Förderung – dies gelte natürlich für ein „ebenes Spielfeld“ ohne direkte oder verdeckte Subventionen.Verkaufen? FAR Erwin Kruczek vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/DE, beleuchtete die Situation der Dienstleistung nach der bayerischen Forstreform von 2005: So denken nicht wenige Kommunen nach dem plötzlichen Wegfall staatlicher Beratung über einen Verkauf ihrer Waldflächen nach. Der kommunale Bedarf an forstlicher Dienstleistung bewege sich über ein breites Spektrum – derzeit besonders gefragt: Unterstützung bei der Umstellung von kameralistischer zu kaufmännischer Buchführung sowie überregionaler Holzvermarktung und -logistik.Kooperieren. Auf Kooperation statt Fusion setzt Dr. Markus Hecker, Geschäftsführer bei der Waldmärkerschaft Uelzen/DE. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung setzt sich aus acht Forstbetriebsgemeinschaften zusammen. Die Vermarktung des Holzes bis direkt ins Werk erfolgt mit vier eigenen Forstmaschinen, drei Zugmaschinen sowie 35 Trailern. Nach Ansicht von Hecker stellt ein Forstwirtschaftlicher Zusammenschluss einen reinen Dienstleister dar – nur hier befände sich die Logistikkette in einer Hand und ermögliche eine für den Waldbesitzer transparente Kalkulation. Neben fachlichen und ökonomischen Bedürfnissen der Waldbesitzer biete sie ihnen auch eine kulturelle Heimat.
Auf der Suche nach der staatlichen Legitimation zur Betreuung privaten Waldes – die in Niedersachsen etwa 6 €/fm oder 22 €/ha kostet – stieß Becker auf zwei Probleme: Adressat und politische Zielgröße seien unklar.Sensibel. Als Lösungsansatz skizzierte er zwei Leistungspakete: Im ersten sollten die zahlreich vorhandenen und bereits mit Steuergeldern gesammelten Informationen verfügbar gemacht werden – niemand wolle mit dem Telefonbuch hausieren gehen, wenn bereits umfassende Datensammlungen existieren. Und: Die allgemeine Ökonomie gebe „Riesensummen für aufbereitete Adressdaten“ aus.
In einem zweiten Schritt könnten darauf aufbauend bis zu zehn Typen von Waldbesitzern stratifiziert werden, die als modifizierbare Basis für Beratungspakete dienen – darüber hinausgehende Lösungen nannte Becker „viel zu teuer“. Zudem existieren solche Beratungspakete bereits erfolgreich in Versicherungsbranche und Vermögensberatung.Ebenes Spielfeld. Während eine erste Beratung einer staatlichen Anschubfinanzierung bedarf, müsse sich die andauernde Beratung wirtschaftlich selbst tragen. Die originäre Rolle der Forstverwaltungen innerhalb dieses Modells sah Becker im Monitoring der Nachhaltigkeit, der Pflege und Verwaltung der Basisdaten sowie der Förderung – dies gelte natürlich für ein „ebenes Spielfeld“ ohne direkte oder verdeckte Subventionen.Verkaufen? FAR Erwin Kruczek vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/DE, beleuchtete die Situation der Dienstleistung nach der bayerischen Forstreform von 2005: So denken nicht wenige Kommunen nach dem plötzlichen Wegfall staatlicher Beratung über einen Verkauf ihrer Waldflächen nach. Der kommunale Bedarf an forstlicher Dienstleistung bewege sich über ein breites Spektrum – derzeit besonders gefragt: Unterstützung bei der Umstellung von kameralistischer zu kaufmännischer Buchführung sowie überregionaler Holzvermarktung und -logistik.Kooperieren. Auf Kooperation statt Fusion setzt Dr. Markus Hecker, Geschäftsführer bei der Waldmärkerschaft Uelzen/DE. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung setzt sich aus acht Forstbetriebsgemeinschaften zusammen. Die Vermarktung des Holzes bis direkt ins Werk erfolgt mit vier eigenen Forstmaschinen, drei Zugmaschinen sowie 35 Trailern. Nach Ansicht von Hecker stellt ein Forstwirtschaftlicher Zusammenschluss einen reinen Dienstleister dar – nur hier befände sich die Logistikkette in einer Hand und ermögliche eine für den Waldbesitzer transparente Kalkulation. Neben fachlichen und ökonomischen Bedürfnissen der Waldbesitzer biete sie ihnen auch eine kulturelle Heimat.
Übergangsphase. Ministerialdirigent Georg Windisch, im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Leiter der Abteilung für Forstliche Verwaltung, erläuterte das staatliche Dienstleistungsangebot nach der Reform vom 1. Juli 2005. Ziel dieser Reform: Hoheit vom Wirtschaftsbetrieb trennen und Eigenverantwortung privater und kommunaler Waldbesitzer stützen. Während vor der Reform ein umfassender Beratungsauftrag bestand, schließt dieser nun einzelbetriebliche Interessen aus. Windischs Empfehlung an die Forstbetriebsgemeinschaften: Sie sollten zu leistungsfähigen Einheiten fusionieren und damit auch eigenes Forstpersonal beschäftigen.
Während einer Übergangsphase arbeiten 141 aus der ehemaligen bayerischen Staatsforstverwaltung stammende Förster als Berater. Lediglich die Rolle der Kleinst-Privatwaldeigner sei noch nicht endgültig geklärt – diese dürften aber keinesfalls „durch das Raster fallen“.
Während einer Übergangsphase arbeiten 141 aus der ehemaligen bayerischen Staatsforstverwaltung stammende Förster als Berater. Lediglich die Rolle der Kleinst-Privatwaldeigner sei noch nicht endgültig geklärt – diese dürften aber keinesfalls „durch das Raster fallen“.
Trimodal. Eine auf dem Holzhandel basierende Dienstleistung skizzierte Dr. Joachim Hug, Key Account Manager beim Logistikverbund Holz, Bad Bentheim/ DE. In diesem Verbund schlossen sich elf Gesellschafter aus ganz Deutschland mit einem Umsatz von 3,5 Mio. fm/J zusammen. 22 eigene Forwarder, trimodaler Transport via Schiff, Bahn oder Straße, 160 Lkw und 384 Mitarbeiter bieten je nach Kundenwunsch ihre Dienstleistung vom Wald bis zum Werk an. Als Vorteile für den Waldbesitzer nannte Hug: Langfristige Verträge, optimierte Kosten, verbesserte Liquidität sowie gleichmäßigere Umsätze im Jahresverlauf.Transparenz. Ebenfalls ein Zusammenschluss mit Waldbesitzern: die am 12. Dezember gegründete NavLog, Groß-Umstadt/DE. Geschäftsführer Bernhard Hauck will binnen drei Jahren eine Datenbasis für alle Lkw-fähigen Forststraßen schaffen sowie an Beteiligte der Logistikkette vermarkten. Waldbesitzer lüften auf diese Weise einen kleinen Teil betrieblicher Geheimnisse, um insgesamt bessere Ergebnisse zu erzielen.