Zu Jahresbeginn 2007 blicken die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) auf 10 Jahre Tätigkeit als ausgegliederte Aktiengesellschaft zurück. Durch die Arbeit am Forst- und Immobilienmarkt in Österreich und Europa haben die ÖBf 168 Mio. € zum Bundesbudget beigetragen (50% des Jahresüberschusses müssen als „Fruchtgenuss-Entgeld” abgeführt werden). Zusätzlich zum Kerngeschäft Forstwirtschaft baut das Unternehmen seit der Neugründung die Geschäftsbereiche Immobilien und forstliche Dienstleistungen aus.
10 Jahre Österreichische Bundesforste: Kennzahlen 1996 und 2006
Steigerung des Ergebnisses (EGT vor Fruchtgenuss):1996: -2,3 Mio. €
2006: 25,0 Mio. € Betriebsleistung pro Beschäftigten:
1996: 70.450 €
2006: 169.650 €Personalaufwand (Anteil am Gesamtaufwand):
1996: 67%
2006: 33%Umsatzerlös Geschäftsfeld Immobilien:
1996: 13,2 Mio. €
2006: 28,5 Mio. € (+115%)Wert der Beteiligungen:
1996: -
2006: 54 Mio. €Holzernte-Menge:
1996: 2,25 Mio. fm
2006: 1,72 Mio. fm (-23,5%)Holzernte-Kosten:
1996: 25,0 €/fm
2006: 23,5 €/fm (Ziel 2010: 20 €/fm)
Hin zum Markt
Durch das Bundesforstegesetz 1996 wurden die ÖBf per 1. Jänner 1997 aus dem Staatshaushalt ausgegliedert und als Aktiengesellschaft mit 150 Mio. € Grundkapital und Verpflichtung zum Substanzerhalt neu gegründet. Der Bund ist Alleinaktionär, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) ist Eigentümervertreter. 96,5% der Unternehmensfläche sind im Eigentum der Republik, 3,5% gehören den ÖBf.Der entstandene Betrieb mit Leitfunktion in Österrreich wird häufig als „best practice”-Beispiel für erfolgreiche Reorganisation in der Forstbranche angeführt. Die Unternehmensstruktur wurde auf Kunden- und Marktorientierung neu ausgerichtet und die weiteren Standbeine Immobilien und Dienstleistungen für Waldbesitzer ausgebaut.Ein flacher Organisationsaufbau (Abbau von sieben auf vier Hierarchie-Ebenen) mit dezentralen Entscheidungen kennzeichnet die heutigen Bundesforste. Der Personalaufwand wurde drastisch reduziert von 67% des Gesamtaufwands 1996 auf 33% im Jahr 2006. In diesem Zeitraum stieg die Betriebsleistung pro Beschäftigten von gut 70.000 € auf 170.000 € pro Jahr an.
Durch gezielte Deregulierung fielen 30.000 Seiten Runderlässe weg. Weiters waren die Einführung einer neuen Terminologie sowie die Zusammenarbeit mit NGOs wichtige Bestandteile der neuen Zielorientierung, wie die Bundesforste mitteilten.
Hohe Wirtschaftlichkeit & Trend zur Immobilie
Zehn Jahre nach der Neugründung erwirtschafteten die ÖBf im Jahr 2005 rund 23 Mio. € (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) vor Fruchtgenuss). In die Ausgliederung gestartet war das Unternehmen mit einem negativen EGT von 2,3 Mio. € im Jahr 1996. Dementsprechend zeigten sich die Vorstände Dr. Georg Erlacher und Dr. Thomas Uher besonders stolz, „dass dieser Erfolg bei voller Orientierung am Leitprinzip Nachhaltigkeit möglich war.” Die Holzerntemenge wurde in den vergangenen zehn Jahren um fast ein Viertel reduziert, von 2,25 Mio. fm auf 1,72 Mio. fm pro Jahr. Davon profitiere die nachhaltige Waldentwicklung, und auch der Aufwand für Naturschutzprojekte sei ausgeweitet worden, verlautbarten die Bundesforste.Mit starken Zuwächsen hat sich das Geschäftsfeld Immobilien bei den Bundesforsten entwickelt. Hier konnte der Umsatzerlös seit der Neugründung um 115% von 13,2 Mio. € (1996) auf 28,5 Mio. € (2006) gesteigert werden. Schwerpunkte bildeten Vermietung und Verpachtung, die Forcierung des Baurechts, der Tourismus (Vermarktung von Tauchen, Mountainbiking etc.) und die Seenbewirtschaftung. Großes Potenzial orten die ÖBf-Vorstände auch bei den forstlichen Dienstleistungen wie der Waldpflege, der Holzernte und dem Holzverkauf.Beteiligung mit Verantwortung
Ein besonderes Wachstumsfeld ist die Beteiligung an Unternehmen, die mit dem Kerngeschäft der ÖBf verbunden sind. Sie haben mittlerweile ein Volumen von 54 Mio. €. Die Bundesforste sind am Biomassekraftwerk Wien Simmering ebenso beteiligt wie an der Mayr-Melnhof Holz Holding, Leoben, an der Betriebsgesellschaft der Dachstein-Eishöhlen, an der für die Errichtung und den Betrieb von mehr als 20 Biomasse-Kraftwerken verantwortlichen SWH oder am Regionalen Zukunftsmanagement Ausseerland (RegioZ). „Dadurch entwickeln die Bundesforste ihre Kernkompetenzen optimal weiter und übernehmen im Sinne der Nachhaltigkeit gleichzeitig auch Verantwortung für gesellschaftlich wichtige Bereiche wie die Regionalentwicklung und erneuerbare Energie”, kommentierte Erlacher.Auf „Mut zu Veränderung und Innovation” verweisen die Bundesforste beim Management. Das derzeit gängige Instrument zur Unternehmenssteuerung, die Balanced Scorecard (BSC), entwickelte man weiter zur Sustainability Balanced Scorecard, die neben wirtschaftlichen auch ökologische und gesellschaftliche Kennzahlen enthält. Uher: „Damit ist es erstmals gelungen, die Dimensionen Umwelt und Gesellschaft als Parameter für Zieldefinitionen und Leistungsbewertung in ein Managementsystem zu integrieren.”Öffentlichkeit erzeugen
Auch das Image der Bundesforste hat sich in den letzten 10 Jahren gewandelt. Das Unternehmen wird laut einer von den ÖBf in Auftrag gegebenen Studie des Instituts Integral, Wien, von den Österreichern heute als verantwortungsvolles Unternehmen mit ökologischer Kompetenz wahrgenommen. Die intensive Öffentlichkeitsarbeit zeigt offenbar Wirkung, der einstige Ruf als schwerfälliger, staatlicher Forstverwalter könnte bald abgeschüttelt sein. Entsprechend hoch seien die Ansprüche an die Mitarbeiter, heißt es bei den Bundesforsten: „Sie müssen für die naturverträgliche Nutzung von Wäldern, Bergen und Seen sorgen und den freien Zugang der Bevölkerung für Sport und Erholung gewährleisten. Und all das sollte mit einem unternehmerischen Geist verknüpft sein.”Dynamik im Kerngeschäft
Im Kerngeschäft Forst und Holz soll der Frei Werk-Verkauf den Verkauf „am Stock” vollständig ablösen. Aktuell beträgt der Frei Werk-Anteil am Gesamtverkauf 77% (2006). Mit modernisierter Forsttechnik und optimierten Holzernte-Verfahren versucht die ÖBf-Leitung, die Erntekosten von derzeit 23,5 € je Efm auf 20 € je Efm weiter zu senken. Vor der Neugründung lagen die Kosten für die Holzernte noch bei 25 € je Efm (1996). In den vergangenen Jahren haben laut ÖBf umfangreiche Katastrophen-Nutzungen den Aufwand für die Holzernte erhöht. Der Ausbau der Biomasse-Nutzung und des Dienstleistungsangebots für private Waldeigentümer zählt zu den weiteren Zielen im Forst-Holz-Bereich.Bündnisse im Osten
Ende 2006 beschlossen die ÖBf, ihre Zusammenarbeit mit den finnischen Staatsforsten Metsähallitus zu beenden und zogen sich damit vom 50:50-Joint-Venture-Projekt in Russland zurück, wie die Forstzeitung (12/2006, S. 30) berichtete. Als Hauptgrund führte der Vorstand „spürbar veränderte Rahmenbedingungen” an, unter denen nicht mehr wirtschaftlich gearbeitet werden könne. Anstelle der Beteiligung am Modellbetrieb nach westlichen Standards, für das die beiden Unternehmen 2002 nördlich von Moskau 176.000 ha Wald gepachtet hatten, wollen sich die Bundesforste bei ihren Osteuropa-Engagements künftig auf Beratungstätigkeiten konzentrieren.Doch die Bündnisse mit der Holzindustrie sind für die ÖBf vielversprechend: Unweit von St. Petersburg/RU sollen rund 50 Mio. € in ein Großsägewerk investiert werden, für dessen Versorgung Mayr-Melnhof 230.000 ha Nutzwald im Umland gepachtet hat - sicherlich Anlass genug, erneut die Geister in der Branche und der Öffentlichkeit zu scheiden. So darf sich der österreichische Forst-Riese auf weitere kontroverse Jahrzehnte einstellen.