Rohstoff bedeutet für den Faserhersteller Lenzing zu 95% Rotbuchen-Faserholz, der Rest ist Fichtenindustrieholz. Die Beschaffung der benötigten 1 Mio. fm Faserholz wird in „Normaljahren” zu 40% aus Österreich bezogen. Der größere Teil stammt aus zwölf Ländern. „Anfang 2007 betrugen die Lagerzeiten nach einjähriger Durststrecke nur eine Woche”, erklärt Einkaufsleiter DI Herbert Grill. Dann kam die Trendwende: Kyrill betraf nicht nur die Fichte, sondern auch einige Rotbuchen-Reviere insbesondere am Alpennordrand. Anfänglich konzentrierte sich die Aufarbeitung auf die Hauptbaumart, aber zunehmend steigerte sich auch der Lieferdruck bei der Rotbuche. Trotz Werkslageraufbau um etwa 65.000 fm in Lenzing reichte das nicht für die angebotenen Mengen aus. So wurde erstmals in der Geschichte von Lenzing, Buchenfaserholz in einem bewässerten Außenlager konserviert.
Langzeitstudie belegt geringe Belastung
Als Grundlage für diese Entscheidung diente eine Langzeitstudie der Lenzinger Forschungsabteilung unter Federführung von Dr. Andrea Promberger. Frisches Buchenholz wurde in drei Versuchsanordnungen trocken, berieselt sowie unter Wasser ein Jahr lang gelagert, ständig untersucht und mit frisch geschlägerten Proben verglichen. Grundsätzlich unterliegt Laubholz während der Lagerung im Freien deutlichen Veränderungen durch abiotische und biotische Vorgänge. Die größten Unterschiede zwischen Nass- und Trockenlagerung zeigten sich in der Konzentration der polaren Extraktstoffe. „Der Befall mit Mikroorganismen war bei Nasslagerung kaum von frischen Proben zu unterscheiden”, informiert Grill. In anschließenden Kochversuchen konnte bei den nassgelagerten Hölzern Weißgrade und Kappawerte erreicht werden, die denen von frischem Holz ähnlich waren. Aufgrund dieser positiven Erkenntnisse wurde das „Außenlager Grünau” nach unkompliziertem Genehmigungsverfahren durch die Bezirkshauptmannschaft Gmunden eingerichtet (Kapazität: 15.000 fm, Erweiterung beantragt) und mit Fichtensägeholz und Buchenfaserholz gefüllt. Im laufenden Betrieb konnte durch permanente Untersuchungen nachgewiesen werden, dass nur eine geringfügige Belastung des Grundwassers entstand. Als Richtwert für die benötigte Wassermenge galt maximal 1 l/sec und 1000 fm.80.000 fm im Nasslager
„Für heuer erwarteten wir Einschlagsrücknahmen in den Kyrill-geschädigten Gebieten, sodass in den Importländern große Mengen Buche unter Vertrag genommen wurden”, schildert Grill. „Dann folgten kurz hintereinander Paula und Emma und die Pläne mussten revidiert und der Import - wo es möglich war - reduziert werden. Alle Maßnahmen erwiesen sich jedoch als nicht ausreichend, um den österreichischen Partnern entsprechend helfen zu können.”In der Folge entschloss man sich Buchen in weiteren bewässerten Außenlagern zu konservieren, um alle Verträge einhalten zu können. Als Partner für die Errichtung eines neuen, zusätzlichen Nasslagers wurde das Habsburgisch-Lothringensche Gut Persenbeug gewonnen. Am ehemaligen Areal eines Sägewerks in Weins entstand laut Grill nach schwierigen Genehmigungsverhandlungen eine Lagerkapazität für 50.000 fm Buche, welche vor Ort gewogen und übernommen werden kann. In Weins werden Buchen von verschiedensten niederösterreichischen Privatlieferanten eingelagert. Diese Fläche könnte bei zukünftigen Kalamitäten auch für Fichtenholz genutzt werden. Zusätzlich wurden mit der Herzog von Cumberlandstiftung und den Österreichischen Bundesforsten Vereinbarungen getroffen, in ihren Wasserlagern Grünau und Offensee beträchtliche Buchen-Mengen zu konservieren.
Die eingehenden Mengen in Grünau und Offensee werden angeschätzt und teilakontiert. Eine genaue Endabrechnung erfolgt beim späteren Werkseingang. In Summe ergeben alle Aktivitäten eine Gesamtlagermenge von bis zu 80.000 fm Buchen-Faserholz. Dies entspricht 20 % der normalen, jährlich in Österreich bezogenen Menge von Lenzing. Die Kosten werden zum Großteil vom Unternehmen getragen. Der Kostenanteil des Holzlieferanten ist abhängig von seiner Liefermenge 2008 im Vergleich zu Normaljahren.