1130597841.jpg

Nadelschnittholz-Marktpreise in Italien - erhoben vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs © Holzkurier

Suche nach Marktgleichgewicht

Ein Artikel von DI Gerd Ebner, Neu-Anif/S | 29.10.2005 - 17:17
1130597841.jpg

Nadelschnittholz-Marktpreise in Italien – erhoben vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs © Holzkurier

Neu-Kalkulation notwendig. „Wir steuern auf eine schwierige Situation zu. Viele Betriebe hatten in den vergangenen Jahren die Möglichkeit, mit günstigem Import-Holz die durchschnittlichen Rohstoffkosten zu drücken. Das fällt jetzt weg, die Kalkulation muss komplett umgestellt werden.” Was Offner aber bereits weiß, ist, dass „es praktisch keine weitere Möglichkeit gibt, im Inland Preiszugeständnisse zu machen.”
Die Rundholz-Preise haben einer Fachverbands-Erhebung zufolge seit dem Frühsommer um 3 bis 4 €/fm zugelegt. Bis zur Jahresmitte 2006 werde die Versorgung wie immer laufen, erst dann starten die neuen Produktionen. „Es braucht also niemand hysterisch zu werden”, beruhigt Offner.

Produktion eher geringer. Die österreichische Nadelschnittholz-Produktion schätzt Offner am Vorjahresniveau ein - also knapp 11 Mio. m³. Eher könnte es nach dem langen Winter und Rundholz-Unterversorgung gleich nach dem Sommer ein leichtes Minus geben.
Als Resümee von der Nadelschnittholz-Konferenz am 20. und 21. Oktober in Rom/IT nahm Offner mit, dass Europa mehr denn je von den Absatzmöglichkeiten in den USA abhängig ist. Was den nordamerikanischen Markt massiv beeinflussen wird, ist die Käferkalamität in Britisch-Kolumbien. Mehrere 100 Mio. fm Käferholz werden dort laut kanadischer Delegation in den nächsten Jahren anfallen - mit noch schwer abschätzbaren Folgen auf den globalen Markt.

Auch Finnland nimmt Produktion zurück. Der Nadelschnittholz-Bedarf in Europa wird am Niveau von 2005 erwartet. Kommt es - wie in Rom angekündigt - auch auf finnischer Seite zu Produktionsrücknahmen, so wird das laut Offner nicht ohne Einfluss auf die Schnittholzpreise bleiben.
Anziehende Preise ortet man laut der jüngsten Marktpreis-Erhebung in Italien. Erhöhungen konnte man bei guter Ware - etwa Rohhoblern - ebenso erkennen, wie bei Spaner-Seitenware. Von prismierten 10er, 12er, 15er ist zuwenig am Markt. „Wer jetzt noch zu billig verkauft, stört die Marktbalance”, betont Offner.

Fast 1 €/m3 für Werbung. Für die insgesamt aber steigende Einschnittkapazität in Europa gäbe es laut Offner eine primäre Antwort: gemeinschaftliche Holzwerbung. Er will sich dabei nicht von Ländern bremsen lassen, die derzeit noch sehr wenig zu einer solchen beitragen. Österreich sei Vorbild. „Wir zahlen 22 Cent/fm, also etwa 32 Cent/m³. Dazu kommen nochmals 22 Cent/fm von der Forstwirtschaft. Mitsamt dem Werbeaufkommen der nachgelagerten Industrie wird nicht viel auf 1 €/m³ fehlen”, rechnet er vor. „Wir von der Europäischen Sägewerksvereinigung wollen 1 Cent/m³ einheben - das wäre 1 Mio. € für gemeinschaftliche Holzaktivitäten wie Road-Map  2010 und European Wood Initiative (EWI)”.
Nach Japan und China, die dieser Tage von der EWI umworben werden, stünden etwa Länder wie Indien und Pakistan auf der Werbeagenda.
Auch in Europa müsste man ansetzen. "A la promo_legno wo der italienische Delegationsleiter und promo_legno-Präsident Dr. Roberto Tengg auf der Nadelschnittholzkonferenz die Verbrauchsverdoppelung in Italien von 2000 bis 2010 für möglich erachtete. In Europa werden wir heuer 106 Mio. m³ Nadelschnittholz verbrauchen, aber 124 Mio. m³ produzieren. Würde man den Pro-Kopf-Verbrauch von 0,2 m³/J nur um 5% steigern, wären das sofort 5 Mio. m³. „Die EU-Präsidentschaften von Österreich und Finnland wären einmalige Gelegenheiten, hier Impulse zu setzen”, meint Offner.

Bald Usancen da. Die endgültige Finalisierung der ÖHHUneu war ein weiteres Thema in Neu-Anif. Hier holte sich Offner von seinen Kollegen Rückendeckung, dass man möglichst rasch zu einem Abschluss kommen sollte - noch vor der FHP-Gründungsfeier am 10. November.

Industrie erntet. Angesichts der für Österreich nachteilig veränderten Rundholzströme findet Offner auch für Waldbesitzer neue Töne. „Wir müssen dem Forst mehr Service bieten. Bei aller Wertschätzung der WWG - Holzmobilisierung ist auch ein Thema der Industrie.”
Am-Stock-Käufe wären laut Offner eine Lösung. „Pauschalierten Betrieben können wir günstige Angebote legen. Diese profitieren vom österreichischen Steuergesetz, dass für die Erntearbeit durch Schlägerungsunternehmer 20% Umsatzsteuer anfallen, bei Am-Stock-Verkäufen aber nur 12%. 8% Ersparnis sind bei 20 €/fm Erntekosten 1,6 €/fm.”

Waldpflege inklusive. Außer Holzernte kann er sich auch Waldpflege als Serviceleistung vorstellen.