Sägewerk Herbert Hanger

Qualität vor Quantität

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 23.08.2017 - 15:14

Das Sägewerk Herbert Hanger in Ybbsitz hat sich vor über 40 Jahren auf den Einschnitt von Laubholz spezialisiert. Einen Großteil des Rundholzes kauft man im Umkreis von bis zu 150 km selbst ein und liefert das erzeugte Schnittholz zumeist an den Holzgroßhandel. Hanger bietet aber auch Lohnschnitt an. Außerdem produziert er retrobehandeltes Nadelschnittholz für seinen Bruder, Alfred Hanger. Dieser ist gemeinsam mit Stefan Fritz Geschäftsführer von Retrotimber in Zirl.

Hangers Bandsäge war schon 30 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäß. Gemeinsam mit seinem Sohn Richard machte er sich auf die Suche nach einer neuen Blockbandsäge. Die beiden haben sich viele Werke von verschiedenen Ausrüstern angesehen. Die Wahl fiel schließlich auf eine um 17° geneigte Blockbandsäge samt Blockbandsägewagen und Trennkreissäge von EWD aus Altötting/DE. Im September 2016 starteten umfangreiche Umbauarbeiten in Ybbsitz. Mitte Januar lief die Anlage bereits im Vollbetrieb.

„Die EWD-Technik, die wir gesehen haben, hat uns vollkommen überzeugt“, sagt Herbert Hanger. „Große Vorteile sind neben der geografischen Nähe zu Altötting unter anderem die gleiche Sprache und die ähnliche Mentalität. Dies erleichtert die Zusammenarbeit unserer Unternehmen sehr.“

Ablauf neu organisiert

Beim Neu- beziehungsweise Umbau strukturierte Hanger auch den internen Ablauf im Sägewerk um. So entschied sich der Geschäftsführer, den separaten Rundholzplatz abzubauen. „Unsere bisherigen innerbetrieblichen Wege waren zu weit. Außerdem ist es beim Laubholzeinschnitt üblich, die Entrindung erst direkt vor dem Einschnitt durchzuführen“, weiß Hanger. Jetzt sind Wurzelreduzierer, Entrindung und Metallsuchgerät unmittelbar vor dem Einschnitt installiert. Der Part von EWD beginnt mit der Übergabe auf den Blockbandsägewagen. Hanger schneidet Rundholz von 2 bis 6,5 m – dementsprechend sind der Blockbandsägewagen und die nachfolgenden Anlagen ausgelegt. Durchmesser von 25 cm bis maximal 1,1 m gelangen zur Blockbandsägeanlage. Die Vorschubgeschwindigkeit lässt sich je nach Stärkeklasse stufenlos regeln.

Sanftes Holzhandling

Die geneigte Blockbandsäge bringt laut EWD große Vorteile: „Die Beladung ist schonender und schneller. Während der Stamm auf den Blockbandsägewagen rollt, werden zum richtigen Zeitpunkt die Spannhaken geschlossen und der Stamm eingespannt. Ein zusätzliches Eindrehen kann somit meist entfallen. Des Weiteren ist das Abrutschen der geschnittenen Bretter auf den Rollengang durch die Neigung deutlich sanfter“, erklärt Frank Rasimowitz. Er ist für den EWD-Vertrieb in Österreich und Bayern zuständig. Der Blockbandsägewagen ist mit vier Spannböcken samt Einzelbockverstellung ausgerüstet. Sämtliche Bewegungen erfolgen servohydraulisch. Das Hydraulikaggregat dazu befindet sich im Nebenraum und versorgt zudem das Hydrauliksystem der Schnittholzabtransporte. EWD war auch für die professionelle Gleisverlegung zuständig.

Bei Hanger ist kein Zerspaner für die Schwarten im Einsatz. „Beim Zerspaner müsste die Bedienkabine in einem größeren Abstand zur Bandsäge sein. Das wollten wir nicht. Dafür haben wir einen besseren Blick auf die Anlage und speziell auf die Schnittfläche“, führt Hanger aus. Eventuell höhere Energiekosten des Spaners wollte Hanger vermeiden. Integriert ist eine horizontale Trennkreissäge.

Kombination aus Technik und Können

Kameras erfassen das Rundholz am Blockbandsägewagen. Die EWD-Optimier- und Anwendungssoftware eWood ermittelt das bestmögliche Schnittbild und zeigt dieses grafisch auf dem zu schneidenden Stamm in Echtzeit an. Der Bediener kann dieses akzeptieren oder in den Vorschlag eingreifen. „Im Endeffekt entscheidet der Bediener über die Qualität oder das Sortiment“, bestätigt Richard Hanger. Und er weiß, wovon er spricht, denn er beherrscht die EWD-Blockbandsäge aus dem Effeff. Aufgrund der Kameraoptimierung erfolgt der Einschnitt mit dem Zopf voraus. Die Optimierungs- und Anwendungssoftware eWood von EWD ist modular aufgebaut und für alle Technologien aus Altötting verfügbar. Nach der 1600er-Blockbandsäge ermöglicht ein verfahrbarer Rollengang, dass die abgetrennte Schwarte gleich in Richtung Entsorgung fallen kann. Das Schnittholz gleitet auf den Rollengang, welcher die Ware durch eine Bürstmaschine zur nachfolgenden Kappanlage fördert.

Hanger hat auf einen neuen Schärfraum verzichtet: „Bei uns sind Bandsägeblätter von Forézienne im Einsatz. Der von Forézienne angebotene Fullservice bietet uns eine optimale Verfügbarkeit unserer Bandsägeblätter“, erklärt der Geschäftsführer.

Die Hangers sind mit der neuen Anlage sehr zufrieden. „Die bis ins Detail durchgeplante Montage und Inbetriebnahme ermöglichte uns, sehr schnell wieder für unsere Kunden zu produzieren. Im Vergleich zur alten Maschine können wir mit der neuen EWD-Blockbandsäge um 20 bis 30 % mehr schneiden. In Spitzenzeiten – also im Winter – haben wir mehr Leistung und erreichen dadurch beim Schnittholz eine höhere Qualität“, bringt es Richard Hanger auf den Punkt.

Dies sei auf mehrere technische Neuerungen zurückzuführen: höhere Vorschubgeschwindigkeit, größere Antriebsleistung an den Hauptmaschinen oder zeitsparende und optimale Manipulation der Stämme auf dem Blockbandsägewagen sowie einfache Bedienbarkeit der Anlage. Eine Mehrmenge steht in Ybbsitz nicht im Vordergrund – ganz nach dem Motto: „Qualität vor Quantität“.

Sägewerk Herbert Hanger

Standort: Ybbsitz
Gegründet: 1933
Geschäftsführer: Herbert Hanger
Mitarbeiter: 15
Einschnittkapazität: 12.000 fm/J Einschichtbetrieb
Holzarten: überwiegend Laubholz, auch etwas Lärche und Fichte
Absatz: hauptsächlich an den Holzgroßhandel in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz