Holz Hahn

Umbau, Neubau oder zusperren?

Ein Artikel von Martina Nöstler | 18.12.2018 - 08:19

„Wir kommen eigentlich aus dem Sägewerkssektor, haben unseren Fokus aber in den vergangenen 15 Jahren auf die Weiterverarbeitung gelegt“, eröffnet Günther Hahn das Gespräch. Er leitet mit seinen Brüdern, Gernot und Georg, das Unternehmen Holz Hahn im Waldviertel. Seit einem halben Jahr unterstützt Martin Lemp die drei als Sägewerksleiter. Das alte Sägewerk mit Gatter und Nachschnittkreissäge war zu unflexibel geworden. „Hier bestand Handlungsbedarf“, erklärt Günther. Zuerst dachte man an einen Umbau. Dieser wäre aber zu aufwendig und im Verhältnis zu teuer geworden. Holz Hahn produziert jährlich 34.000 m³ BSH, KVH und Duobalken. Um die eigene Weiterverarbeitung selbst versorgen zu können, wollte man auf das Sägewerk aber nicht verzichten. Das war der Startschuss zum Neubau.

Bereits vor drei Jahren begannen quasi die „Vorbereitungsarbeiten“ dazu: Auf einem Areal vis-á-vis dem Betriebsgelände errichtete man 2015 einen neuen Rundholzplatz mit dem steirischen Maschinenbauer Mayrhofer aus Wenigzell (s. Link „Vier gute Gründe“). Damit war ein erster wichtiger Schritt getan.

Neubau auf der grünen Wiese

Anfang 2017 fiel dann die endgültige Entscheidung für das neue Sägewerk. Mit dessen Ausstattung setzten sich die Brüder intensiv auseinander und besichtigten mehrere Sägewerke. „Das Gatter ist zu starr, die Bandsäge bringt zu wenig Leistung. Darum sind wir letztlich bei einer Spaner-Kreissägen-Kombination gelandet“, erklärt Gernot Hahn, der für das Sägewerk zuständig ist. Die Vorteile: Diese Konstellation bietet eine hohe Flexibilität im Bauholzeinschnitt, denn aufgrund der raschen Umstellung der Linie ist Losgröße 1 möglich.

Rund 50 % der erzeugten Menge will man für die eigene Weiterverarbeitung schneiden, den Rest am freien Markt verkaufen. „Bisher haben wir den Großteil der Mengen für das eigene Leimholzwerk zugekauft. Jetzt haben wir die Qualität und die Dimensionen selbst in der Hand“, führt Günther aus. Den Zieleinschnitt beziffert er mit 80.000 fm/J im Einschichtbetrieb. Diese Menge werde man wohl schon im nächsten Jahr erreichen, ist man optimistisch. Ein Grund dafür ist die derzeit gesicherte Rundholzversorgung durch die Schadholzkalamitäten. Andere Riesen in der Holzindustrie würden den Einschnitt wahrscheinlich als „überschaubar“ bezeichnen. Im Vergleich zum bisherigen Sägewerk von Holz Hahn mit einer Menge von 12.000 fm/J ist der Sprung aber enorm. Die Investitionssumme für das gesamte neue Werk – inklusive des Rundholzplatzes vor drei Jahren und der neuen Fahrzeuge – beziffert Gernot mit 15 Mio. €.

Mit dem neuen Sägewerk sind wir bei Bauholz schneller lieferfähig und können flexibel die eigene Weiterverarbeitung bedienen.


Geschäftsführer Günther Hahn

Auf bewährte Ausrüster vertraut

Bei den Hauptausrüstern setzte Holz Hahn und bewährte und bekannte Unternehmen: Die Rundholzaufgabe lieferte Mayrhofer, Wenigzell. Die komplette Sägelinie (Doppelwellenkreissäge im Rundholz) sowie die Besäumkreissäge stammen von EWD, Altötting/DE (s. Link „Mit Kreissägentechnologie zum Erfolg“). Das nachfolgende Sortierwerk inklusive der Paketierung kommt von TC Maschinenbau, St. Veit/Glan (s. Link „Alle Wege führen in die Sortierung“). Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, ebenfalls langjähriger Partner der Waldviertler, lieferte die Entsorgung samt Siebanlage und Hacker. Mit der Abwicklung der Lieferanten sind die Brüder zufrieden. „Wir fühlten uns bei allen gut aufgehoben: Wenn es mal Fragen oder technische Probleme gibt, sind die Ausrüster zur Stelle.“

Mitte 2017 starteten in Rappottenstein die Bauarbeiten. Die neuen Maschinen sind nun – stilgerecht – in einer 85 mal 30 m großen Halle mit 7,5 m Dachvorsprung und einem Leimbinderdach, das von Betonstützen getragen wird, untergebracht. Am 12. Juli dieses Jahres konnte der erste Stamm geschnitten werden.

Holz Hahn ist – als eines der wenigen Sägewerke – auf Bauholz bis 13 m Länge spezialisiert. Der Betrieb liefert, was gefragt ist: Listenbauholz, auch getrocknet oder imprägniert, Schnittholz in allen gängigen Dimensionen, Tischler- und Hobelware sowie Leimholz. „Mit dem neuen Sägewerk sind wir in der Lage, noch schneller auf die Anfragen zu reagieren beziehungsweise die Bestellungen auszuliefern. Und das bei einer hohen Flexibilität und gleichzeitiger hoher Verfügbarkeit“, meint Günther Hahn. Er spricht dabei etwa die zwei Rundholzaufgabe an: Während Sägewerksleiter Martin Lemp etwa Massenware schneidet, kann nebenbei die Bauholzliste vorbereitet werden. Und wenn es wo klemmt, lassen sich die Dimensionen leicht wechseln. „Das bringt sehr viel Ruhe in den Ablauf“, weiß Martin. Eine weitere Besonderheit macht das Unternehmen aus: Einen Großteil setzt man in Niederösterreich und Wien ab. „Künftig werden wir aufgrund der Mehrmengen auch neue Märkte bedienen“, meint Georg Hahn. Er ist für den Verkauf verantwortlich.

Holz Hahn kann mit dem neuen Sägewerk also flexibel Massenware und Bauholz bis 13 m Länge schneiden. Den Mut zum Neubau, einhergehend mit einer Vervielfachung des Einschnittes, und das Engagement der drei Brüder würdigt der Holzkurier mit der Auszeichnung als „Sägewerk des Jahres 2019“.

Holz Hahn

Standort: Rappottenstein
Gegründet: 1948
Geschäftsführer:
Günther und Gernot Hahn
Umsatz: 12,5 Mio. € (2017 mit 23 Mitarbeitern)
Mitarbeiter: 29
Einschnitt: 80.000 fm/J (Plan ab 2019)
Leimholzverarbeitung: 34.000 m³/J (KVH, BSH, Duobalken)
Holzarten: 95 % Fichte, 5 % Tanne und Kiefer
Absatz: 90 % der Menge im Raum Niederösterreich und Wien