Holtec

50 Jahresringe vollendet

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 19.08.2020 - 07:26

Am 1. Januar 1970 wurde aus dem Verkaufs- und Planungsbüro „Sägewerkstechnik“ von Gölz in Blumenthal/DE das eigenständige Unternehmen Holtec gegründet. Man hatte den Bedarf für Anlagen in der Sägeindustrie erkannt und in dem jungen Peter Klement den richtigen Mann gefunden, zunächst die Abteilung Sägewerkstechnik aufzubauen und ab 1970 die Geschicke des Unternehmens als Gründungsmitglied und späterer Alleingesellschafter voranzutreiben. Gemeinsam mit drei Gesellschaftern entwickelte Holtec mit Stihl die ersten Paketkappsägen. Holtec übernahm die Fertigung im Lizenzauftrag, entwickelte die Sägen eigenständig weiter und verkauft diese bis heute. Die Sägen sind über 10.000 Mal weltweit im Einsatz.

Der unternehmerische Geist hinsichtlich der Anlagenplanung wurde parallel in der Sägeindustrie vorangetrieben und Anlagen für die Manipulation von Rundholz wurden entwickelt. Waren es in den Anfangsjahren eher die deutschen Sägewerke, die man bediente, erforderte der Strukturwandel in der Sägeindustrie ein Umdenken. Holtec konnte sich jedoch auf den internationalen Exportmärkten behaupten und die nationalen Marktanteile verteidigen. Im Laufe der Jahrzehnte bewies Klement ein kontinuierliches Gespür für Entwicklungen und Bedürfnisse am Markt und setzte auf die richtigen Menschen und Partner. So wuchs Holtec zu einem international tätigen, mittelständischen Unternehmen heran, das auf technisch hohem Niveau „made in Germany“ produziert, sowie markt- und kundengerechte Produkte anbietet.

Mittlerweile hat bei Holtec die zweite Generation das Zepter übernommen. 2005 zog sich der Firmengründer Klement aus dem operativen Geschäft zurück: Seine Tochter, Ute Klement, trägt seither als Geschäftsführerin im Management die Verantwortung für Personal und Finanzen. Ihr zur Seite steht Alexander Gebele, Geschäftsführer für Technik, Marketing und Vertrieb.

Weiterer Ausbau

Schon bei der Gründung 1970 war das Ziel, neben dem Vertrieb in Blumenthal auch eine eigene Fertigung aufzubauen. 1972 wurde dieser Gedanke verwirklicht und mit dem Bau des Büros und der ersten Fertigungshalle begonnen, die nach und nach vergrößert wurden. 1991 errichtete Holtec in den neuen Bundesländern im sächsischen Jänkendorf eine Niederlassung und baute dort unter anderem die Schienenfertigung auf. „Weiterhin modernisieren und erweitern wir an beiden Produktionsstandorten kontinuierlich, sodass sich die Gesamtproduktionsfläche heute auf 10.000 m² mit einem modernen Maschinenpark vergrößert hat“, sagt Gebele.

Um dem immer größer werdenden, internationalen Kundenkreis gerecht zu werden, wagte man 1983 den Schritt über den großen Teich und baute die Vertriebsorganisation Holtec USA auf. 1989 wurde in Frankreich die Auslandsvertretung BZH (Baljer & Zembrod, Holtec) gegründet. Heute blickt man stolz auf zahlreiche Vertretungen weltweit.

350 Rundholzplätze realisiert

In den 50 Jahren lieferte Holtec über 350 Rundholzplatzanlagen aus und nahm diese in Betrieb. Lag der Schwerpunkt in den Gründerjahren vor allem auf Schwachholzlinien und Langholzanlagen, so baute das Unternehmen über die Jahrzehnte immer stärker das Handling von Kurzholz und das Hochleistungssegment weiter aus. Die von Holtec vorangetriebene, kettenlose Vereinzelungstechnologie Chainless war einer der Meilensteine in der Entwicklung und hat sich seit über zehn Jahren zu einer Marke in der Branche entwickelt. Aufträge für Branchenriesen, wie Egger oder Klausner, die Anlagenverfügbarkeiten im 24/7-Betrieb forderten, brachten den Durchbruch im Hochleistungssegment. „Der V-Rollengang Log-Runner setzt bis heute Maßstäbe in der Stammbeschleunigung. In Kombination mit der Lückenoptimierung Gap-Control sorgt er für optimale Bedingungen vor den Einschnittlinien“, berichtet Gebele.

Aktuell konnte sich Holtec bei zwei weiteren Großprojekten durchsetzen: „Wir sind stolz, die Sägewerksbeschickungen für die Binder-Gruppe am Standort Baruth sowie für den neuen Greenfield-Standort Schneider in Eberhardzell liefern zu dürfen“, sagt Gebele stolz. Die Messlatte liegt hoch: In Baruth werden Taktleistungen in der Zubringung von 45 Stämmen pro Minute gefordert. Weitere Highlights in Deutschland werden heuer die Anlagen bei GELO in Wunsiedel und Schwaiger in Hengersberg sein.

Durchbruch in der Holzwerkstoff-Industrie

Aus dem Erfahrungspotenzial im Rundholzhandling heraus gelang Holtec Ende der 1990er-Jahre die Produktdiversifikation in die Holzwerkstoff-Industrie. Mit der innovativen Idee des Treppenschiebers, eines zukunftsweisenden Systems zur Vereinzelung und Beschickung von Industrieholz, setzte man sich damals gegen etablierte Techniken durch und schaffte eine erste Referenzanlage bei Kronospan in Sanem/LU. Der Einstieg in die HWS-Industrie war besiegelt. Vor allem in der Planung und Entwicklung von OSB-Holzplätzen konnte man Schwerpunkte setzen und expandierte zum Komplettlieferanten. Mit der eigenen Entrindungsmaschine Variobarker rundete Holtec sein Portfolio in diesem Segment ab.

Zwischenzeitlich lieferte man über 15 Maschinen – Stückgewichte über 100 t – aus. Heute vertrauen die größten Player der europäischen Holzwerkstoff-Industrie auf Holtec. Über 35 gelieferte Anlagen bei den Top 3 der Branche (Kronospan, Egger und Swiss Krono) sind für Gebele klarere Beweise für das Leistungspotenzial des Unternehmens. Aktuell liefert Holtec einen kompletten Holzplatz für den Dünnplattenspezialisten Homanit an den Standort Losheim/DE aus. Es ist bereits der dritte Holzplatz für die Unternehmensgruppe.

Neue Lösungen zur Konditionierung von Rundholz

Die Schwerpunkte der Investitionen im Bereich OSB lagen in der Vergangenheit in Osteuropa und Russland – bis hinein in die Permafrost-Gebiete. Die Aufgabenstellung an Holtec wurde hier um das Auftauen der Stämme erweitert, um diese zerspanen zu können. Hierfür entwickelte Holtec die neue Rundholz-Konditioniertechnik Smartcon, die sich zwischenzeitlich zur Standardlösung beim Auftauen von Stämmen etabliert hat – ein Grund für Holtec, diese Technik nun auch in den wachsenden Markt der Sperrholz- und LVL-Produktion zu übertragen. Erste erfolgreiche Installationen erfolgten bei Steico in Polen und bei Kronospan in Smorgon/BY. Den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte konnte Holtec kürzlich bei der Swiss Krono-Gruppe platzieren – 2022 wird ein Holzplatz mit zwei Konditionierkanälen sowie zwei Entrindungsmaschinen am Standort Scharja/RU installiert.

Erfolgreicher Marktausbau in Österreich

Bei der Wahl der Ausrüstungstechnik rücken die Betriebskosten immer stärker in den Fokus der Betreiber. Die positiven Resonanzen langjähriger Holtec-Kunden gaben jüngst den Ausschlag dafür, dass sich zunehmend auch die traditionellen großen österreichischen Player, wie die Hasslacher-Gruppe, Holzindustrie Stallinger und Mayr-Melnhof Holz, für Holtec-Technologie entschieden. Zudem konnte Holtec das Sägewerks-Start-up Handlos Holzwerke von der Chainless-Technologie und ihren Vorzügen überzeugen. Die Anlage wird aktuell montiert und soll im Herbst in Betrieb genommen werden. Unlängst erhielt man einen Auftrag bei der Pfeifer Group, welcher das Debüt in Österreich abrundet. Holtec wird dort einen Hochleistungsplatz mit zwei parallelen Entrindungslinien sowie Durchlaufkappsägen für Anschnitt und Fixlängen-Schnitt ausliefern.

Unternehmerischer Weitblick und qualifizierte Mitarbeiter

Wenn ein Unternehmen 50 Jahre so erfolgreich am Markt positioniert ist, müssen sich der Mut der Firmengründung, der unternehmerische Einsatz und der Weitblick in den nachfolgenden Jahren, gepaart mit Sachverstand und Fachkompetenz, bewährt haben. Einen großen Anteil daran haben die 180, teils hochqualifizierten Mitarbeiter, auf die Holtec zählen darf. Klement und Gebele leiten die Geschicke des Unternehmens durch ruhige und raue Zeiten: Krisen, wie die aktuelle Coronapandemie, lassen das Unternehmen nicht wanken, sondern wachsen, weil man die Zeichen der Zeit erkannt und frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt hat.

„Mit einer gesunden Auslastung, dem Vertrauen, das uns Kunden täglich schenken, und bestens ausgebildeten Mitarbeitern, die sich engagiert neuen Herausforderungen stellen und loyal hinter dem Betrieb stehen, dürfen wir auf die Zukunft und weitere interessante Jahre(sringe) gespannt sein“, freuen sich die beiden Holtec-Geschäftsführer.

Gedanken des Unternehmensgründers

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Unternehmensgründer Peter Klement © Holtec

Von Anfang an punktete Holtec mit seiner Innovationskraft. Der erste Verkaufsschlager war die Paketkappsäge. Nach mehreren Entwicklungsstufen stellte Holtec 1975 auf der Ligna in Hannover erstmals eine stationäre Paketkappsäge vor, die auf den Exportmärkten schnell Aufmerksamkeit fand. 

Mit den Paketkappsägen begann die Automatisierung. Vor der Erfindung dieser Sägen mussten Bretter Stück für Stück gekappt werden. Aber auch andere Produkte von Holtec ersetzten in den Sägereien die schwere Handarbeit. Holtec erfand erstmals Anlagen, die auf den Rundholzplätzen Stämme maschinell transportieren und bearbeiten konnten. „Bevor wir kamen, musste das Rundholz mühsam mit Menschenkraft bewegt und verarbeitet werden“, erinnert sich Seniorchef Klement. Holtec habe den Startschuss für die Technisierung der Sägewirtschaft gegeben. „Die weitgehende Automatisierung der Branche begann mit unserem Auftritt.“ Sein Unternehmen erfand Anlagen, die das Rundholz vermessen, entrinden, kappen, den Erdstamm reduzieren und der Säge zuführen konnten. Holtec konstruierte Schwenk- und Kreissägen, Sortier- und Vereinzelungsanlagen und erfand die Bandkapplinie. Die Entwicklung der elektrischen Steuerung brachte den Durchbruch bei der Vollmechanisierung der Rundholzplätze. Dank vieler Patente ist Holtec heute in vielen Bereichen Technologieführer.

Dass Holtec so erfolgreich ist, liegt an der Fähigkeit, für jede Anforderung und jeden Kunden das optimale Konzept zu entwickeln. „Als mittelständisches Familienunternehmen haben wir gelernt, den Kunden ausgiebig zuzuhören“, sagt Klement. „Und dann suchen wir gemeinsam Lösungen – mit Herz und Verstand.“

Dass Holtec auf technisch sehr hohem Niveau produziert, ist nicht zuletzt den hochqualifizierten Mitarbeitern zu verdanken. Das Unternehmen ist ein engagierter Ausbildungsbetrieb. Neben fünf verschiedenen Ausbildungsberufen bietet Holtec in Zusammenarbeit mit den technischen Hochschulen in Mannheim und Aachen auch duale Studiengänge an. „Wir legen großen Wert auf die Weiterbildung der Beschäftigten“, sagt Klement. „Darum fördern wir den Aufstieg unserer Mitarbeiter, etwa vom einfachen Schrauber zum Ingenieur mit Führungsposition.“ Dass Holtec die Karriere seiner Mitarbeiter im Auge hat, liegt auch daran, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt. „Wir handeln werteorientiert“, sagt Klement. Als guter und fairer Arbeitgeber fühle man sich für die Mitarbeiter verantwortlich. Der Leitgedanke seiner Mitarbeiterführung und letztlich die Grundlage seines Erfolgs seien die drei Werte: Verantwortung, Wertschätzung und Anerkennung.