Tilly Holzindustrie

Brand- und Explosionsschutz sind vorrangig

Ein Artikel von Philipp Matzku | 06.10.2021 - 07:36

In den vergangenen acht Jahren hat Tilly die Produktion der ein- und mehrschichtigen Naturholzplatten stark ausgebaut. Allein in den Jahren 2013 bis 2018 wurde die Produktion um die Hälfte auf heuer 10 Mio. m2 erhöht. Das Werk 1 umfasst vier Produktionshallen mit drei bis vier Großanlagen. „Die alten Anlagen waren nicht mehr am Stand der Technik und sowohl die Anforderungen an den Brandschutz als auch die Ansprüche unseres Unternehmens an die Maschinenausstattung haben sich im Laufe der Jahre erhöht“, erklärt Mario Wagner, kaufmännischer Geschäftsführer der Tilly Holzindustrie.

Vorbeugendes Brandschutzkonzept

Mit dem vom VdS anerkannten Hersteller von Funkenlöschsystemen, T&B electronic, pflegt das Kärntner Familienunternehmen bereits eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit, da im Stammwerk einige Anlagen mit Technik der deutschen Brandschutzspezialisten ausgestattet waren. „T&B electronic ist beim Thema Brandschutz der ideale Partner für uns. Wir hatten anfangs an eine einfache Lösung gedacht. 2016 wurde gemeinsam ein Brandschutzkonzept inklusive Funkenlöschanlagen für unser Werk erarbeitet. Das Auftragsvolumen betrug 500.000 € inklusive des kompletten Wartungspaketes“, informiert Tilly-Einkaufsleiter Karl Ebner. „Wir haben eine neue Zentrale und eine Druckerhöhungsanlage konzipiert. Es wurde für jede einzelne Anlage ein Schutzkonzept erstellt. Kenngrößen sind dabei der Querschnitt der Rohre, was wiederum von der Luftgeschwindigkeit und der Absaugleistung abhängt. Je nach Querschnitt der Absaugleitungen baut die Funkenlöschanlage einen wirksamen Löschwassernebel teilweise innerhalb von 80 m/s auf“, betont Christian Weber, Gebietsverkaufsleiter bei T&B electronic.

„Aufgrund der Vorgaben der Versicherung entscheidet sich sowohl, was wir bauen, als auch, wie wir bauen dürfen. Eine frühzeitige Koordinierung mit der Versicherung, welche die Anlagen am Ende abnimmt und überprüft, ist deswegen sehr wichtig“, ergänzt Wagner.

Modernisierung der Anlagen

Die Inbetriebnahme von drei Anlagen mit weit über 25 Überwachungsbereichen erfolgte bereits Ende der 1980er-Jahre. 2018 modernisierte T&B electronic zwei Anlagen mit 15 Überwachungsbereichen, ein Jahr später folgte die dritte Anlage mit insgesamt 10 Überwachungsbereichen inklusive des Schutzes der bislang ungeschützten Bereiche. 2021 wurde eine zusätzliche Bandsägenlinie in den Altbestand integriert und um eine Späneverladestation erweitert. Insgesamt installierte man zehn Brandschutzlinien mit jeweils zwei bis drei Strängen.

Die niedersächsischen Brandschutzexperten verlegten dabei rund 500 m Löschwasser-, 4 km Elektroleitungen sowie ein 400 m langes Heizband. „Wir gewährleisten einen Schutz aller pneumatischen Leitungen gemäß dem Schutzkonzept nach VdS 2106 für ortsfeste Funkenerkennungs-, Funkenausscheidungs- und Funkenlöschanlagen in Betrieben. Der Versicherungsschutz wird meist nur durch VdS-konforme Funkenlöschanlagen aufrechterhalten“, informiert Weber. „Der Explosionsschutz ist für uns vorrangig“, fügt Wagner hinzu. Die geschützten Anlagen umfassen unter anderem eine Bandsäge, Schleifmaschinen, einen Besäumer, eine Decklagenproduktion, Leitungen zum Spänesilo, mehrere Filter, eine Handkappsäge sowie den Trockenspansiloaustrag.

Vollumfänglicher Schutz

Die neue Verladestation mit einer Kapazität von 200 t Trockenspänen pro Tag ist komplett eingehaust. Die Austragung samt Silo stammt von Knoblinger, die Absaugung von Scheuch Ligno. Das Material wird an Pelletsproduzenten in der Region geliefert. „Basierend auf unseren Erfahrungswerten bei Sägespänen, wird bei einem Funken ein Löschstoß von fünf Sekunden aktiviert, was einer Wassermenge von gerade einmal 5 l entspricht. Sollten mehr als vier Funken innerhalb von 20 Sekunden auftreten, wird die gesamte Anlage abgeschaltet“, erklärt Weber. „Wichtig war uns, dass der Betrieb im Falle eines Störfalles möglichst ohne Unterbrechung in vollem Umfang weiterläuft“, betont Ebner. „Unsere Zentrale dokumentiert jedes Ereignis, jeden Funken oder Löschwasserschwankungen. Wir hatten seit den Inbetriebnahmen im Sommer keinen einzigen Vorfall. Alles läuft komplett störungsfrei“, ergänzt Weber.

Bis 2023 sollen noch eine Knoblinger- und Salmatec-Pellets-, eine KWK (Kraft-Wärme-Kopplungs)-Anlage von Urbas sowie eine weitere Produktionshalle mit einer Bandsägenlinie in Betrieb gehen.

Tilly Holzindustrie

Standort: Althofen
Gegründet: 1985
Geschäftsführung: Gerd Tilly, Mario Wagner
Mitarbeiter: 380
Produkte: ein- und mehrschichtige Naturholzplatten in diversen Nadel- und Laubholzarten
Produktion: bis 10 Mio. m2
Umsatz: 160 Mio. € (Plan 2021)
Absatz: ausschließlich an den Handel, weltweit