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Symbolbild Eiche © Martina Nöstler

Laubholzsägersitzung Österreich

Herausforderung Laubholz

Ein Artikel von Martina Nöstler | 13.12.2022 - 13:31

Die EOS-Vizepräsidentin brachte eine Zusammenfassung über die Laubholzkonferenz im Oktober in Lyon (s. Beitrag Hartholz: weniger Rohmaterial, höhere Energiekosten). „Während 2021 und das 1. Halbjahr 2022 noch positiv verlaufen sind, herrscht derzeit eine große Verunsicherung am Markt. Speziell die steigenden Energie- und Rohstoffpreise stellen eine große Herausforderung dar. Hinzu kommen die steigenden Zinsen, welche absatzseitig ein Problem sind. Derzeit befinden sich alle im Stand-by-Modus – sämtlichen europäischen Ländern geht es gleich.“

Ein Dorn im Auge sind der Branche die Rundholzexporte nach Asien. Allein im Vergleich 2020 zu 2021 exportierte die EU mit 702.000 m³ um 25 % mehr Eichenrundholz nach China. „Wir müssen die Wertschöpfung bei uns steigern. Wenn die Kunden in Asien das Laubrundholz aus Österreich bekommen, kaufen sie von uns kein Schnittholz. Im Gegenzug dazu importieren wir dann wieder Holzprodukte, wie Fertigparkett, aus China. Diese Vorgehensweise kann nicht die richtige Lösung sein“, meinte Kiefer-Polz.

Der Absatz muss bei der Inneneinrichtung gesteigert werden – da stimmt zwar der Trend, aber die Holzmöbelhersteller und Parkettindustrie haben kurzfristig schwache Absatzwerte. Hier muss rasch gehandelt werden – umgekehrt müssen die Sanktionen gegen russische Ware streng kontrolliert werden.

Wie geht es 2023 weiter?

Das war die große Frage in Heiligenkreuz, die keiner zu beantworten vermochte. Beim Eichenrundholz seien die guten Qualitäten zu hohen beziehungsweise steigenden Preisen nach wie vor gefragt. Im Gegensatz dazu gebe es Probleme bei den B/C-Qualitäten. „Wir dürfen jetzt aber keine Preisschlacht antreten“, warnte ein Teilnehmer. China sei als Rundholzeinkäufer derzeit komplett vom Markt verschwunden, Vietnam stehe ebenfalls.

Vor großen Problemen stehe auch die Parkettindustrie und deren Zulieferer. „Die Ukraine liefert mehr denn je“, bemerkte einer. Der Absatzmarkt für Parkett sei aber speziell seit September „katastrophal“, da vor allem der private Wohnbereich weggebrochen, der Preis für das Endprodukt aber gestiegen sei. Zudem drücken die Asiaten, wie schon seit Jahren nicht mehr, verstärkt mit Fertigparkett nach Europa. „Wir sind gut dabei, alles in den Boden zu fahren“, urteilte ein Teilnehmer. Da die europäische Eiche hochpreisig ist, wurde die Roteiche aus den USA als Alternative genannt. Zudem versuche man, die Esche zu propagieren. „In großen Mengen ist deren Beschaffung aber ebenfalls nicht günstig“, hieß es.

Ruhe zu bewahren, sei das oberste Gebot. „Wichtig ist, dass wir alle die richtige Kalkulation finden und lieber zwei Mal nachrechnen, um den Mengendruck aus dem überhitzen Markt zu nehmen“, meinte ein Laubholzsäger.

Trotz der schwierigen Aussichten, vor allem aufgrund der steigenden Energiepreise, herrschte bei der Laubholzsägersitzung keine Trauerstimmung. „Es war alles schon mal da – nach einem hohen Aufstieg kommt ein tiefer Fall. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, hieß es. Sehr gute Qualitäten werde man zu hohen Preisen auch weiterhin verkaufen können. Die Mittelschicht werde aber wegbrechen.

Aktuelle Laubholzprojekte

Dr. Christian Hansmann, Bereichsleiter Massivholz und Holzverbundwerkstoffe bei Wood K Plus, berichtete über Projekte bei der Laubholzforschung in Kooperation mit Unternehmen. Aufgrund der klimatischen Veränderungen und des damit einhergehenden Anstiegs von Laubholz in den Wäldern sollte künftig verstärkt das Augenmerk auf Eiche, Buche & Co. gelegt werden. So analysiert das Wood K Plus beispielsweise Schnittprozesse, um Schnittkraftmodelle zu erstellen, mit deren Hilfe sich in weiterer Folge Schnittfugen reduzieren lassen. Ein weiteres Projekt ist die hydrothermische Behandlung, um die Dauerhaftigkeit mittels einer wasserabweisenden Oberfläche temporär zu erhöhen. Zudem betreibt man Forschung bei Verklebung, Emissionen oder Trocknung. „Um das Potenzial von Laubholz zu fördern, braucht es gemeinsame Projekte mit der Industrie“, betonte Hansmann.

Mit der Laubholzforschung, speziell in Hinblick auf neue Produkte, beschäftigt man sich auch am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität für Bodenkultur (BOKU). Dr. Maximilian Pramreiter stellte in Heiligenkreuz mögliche neue Laubholzprodukte mit erhöhter Wertschöpfung vor, wie etwa Holzhybridbauteile für Autos oder den Einsatz beziehungsweise die Verarbeitung von nicht sägefähigen Sortimenten. „Bis 2100 werden die Fichten- und Kiefernvorkommen deutlich zurückgehen, während Eichenarten zunehmen. Der Klimawandel stellt auch eine Chance für die Laubholzindustrie dar“, sagte Pramreiter. Im Sinne der Steigerung der Wertschöpfung meinte in Teilnehmer: „Wenn wir allein das Holz nutzen würden, das wir in den Hacker werfen müssen, wären wir schon glücklich.“

Handl präsentierte den in Heiligenkreuz anwesenden Sägern ebenfalls laufende Laubholzprojekte und verwies speziell auf die Forschungsterrasse bei der Garten Tulln. Dort sollen in einer Dauerausstellung ab 2023 verschiedene Laubholzarten eingesetzt werden. Über 200.000 Besucher bewegen sich pro Jahr über das Gelände und sollen vom Holzeinsatz im Garten überzeugt werden. Eiche und thermisch modifizierte Laubhölzer, wie Esche und Robinie, sind auch prominent vertreten. Franz Schrimpl, Obmann von proHolz Niederösterreich, freute sich, dass das Nachbargelände von proHolz Niederösterreich in das gesamte Konzept integriert wird.

Wir sind gut dabei, alles in den Boden zu fahren.


Ein Laubholzsäger

Bei der Eiche ist der Peak erreicht.


Ein Laubholzsäger

Die Reklamationsfreudigkeit der Kunden nimmt zu.


Ein Laubholzsäger

Es war alles schon mal da.


Ein Laubholzsäger

Gute Qualitäten sind nach wie vor gefragt.


Ein Laubholzsäger

Alle guten Sitten sind derzeit ad absurdum geführt.


Ein Laubholzsäger

Wir müssen die Wertschöpfung in Europa halten. Der Rundholzexport verzerrt zusätzlich unsere Märkte.


Ein Laubholzsäger