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Quelle: Holzkurier-Markterhebung © holzkurier.com

Österreich/Deutschland

Jahresschluss deutlich unter Vorjahr

Ein Artikel von Gerd Ebner | 22.12.2022 - 09:11

Ruhiger Markt bis 2021

Wie volatil der Markt geworden ist, zeigt die Grafik unten. Selbst im Wechsel von der Hochkonjunktur zur Finanzkrise 2008 kam es niemals zu zweistelligen Preisveränderungen innerhalb eines Monats. Die mittlere Differenz lag bei 1,1 %. Monatspreise wurden im einstelligen Prozentbereich angepasst.

Plus, minus 9 % im Monat

Mit dieser Preiskonstanz ist seit dem 1. Quartal 2021 Schluss. Seither ändern sich die Preise monatlich um 9 %. Mit allen negativen Folgen – wie dem gebremsten Holzeinsatz angesichts schwer kalkulierbarer Preise. Doch nicht nur die Preisausschläge waren zuletzt unvorteilhaft, sondern es gibt zumindest zwei Folgeprobleme:

  • Die gewohnten und logischen Preisrelationen gibt es teilweise nicht mehr.
  • Die Preisspannen zwischen Tiefst- und Höchstpreis sind enorm.

Preisrelationen passen nicht

So ist die Seitenware immer noch teurer als gewisse Hauptwarensortimente. Dass Brettsperrholz lange Zeit günstiger als Brettschichtholz war, ist ein weiteres Beispiel. Außerdem sind derzeit skandinavische BSH-Lamellen günstiger als solche von österreichischen Anbietern – was eigentlich auch nicht sein kann.

Belebung spürbar

Wird es konstanter weitergehen? Das lässt sich für 2023 so nicht vorhersagen. Seit Anfang Dezember sind zumindest der österreichische und italienische Markt etwas belebt, 14 Tage später zog auch Deutschland nach. Der viel beschworene Preisboden sollte nun endgültig erreicht worden sein.

Die Schnittholzpreise sind zum Jahreswechsel deutlich tiefer als noch vor zwölf Monaten. Bis zu 40 €/m3 fehlen im Vergleich zum Vorjahr. Umgekehrt ist der Rundholzpreis in Österreich und Süddeutschland annähernd am Niveau des Dezembers 2021.

Bei Hauptwarensortimenten hört man von großen Anbietern und Nachfragern, dass die Preise im 1. Quartal 2023 monatlich um 20 €/m3 zulegen werden. Hält dieser Fahrplan, hätten die Säger im Februar die Preise, die man 2022 sechs bis acht Wochen früher lukrierte.

Verarbeiter fragen stark nach

Die Weiterverarbeiter fragen große Mengen nach. Hier schwingt irgendwo die Sorge mit, dass die Rundholzknappheit zu einem entsprechenden Mindereinschnitt im 1. Quartal 2023 führen könnte. Bei Brettschichtholz gab es im Dezember nochmals einen bis zu 20 €/m3-Abrutsch in Italien und Deutschland. Das Preisniveau lag in Deutschland etwa bei 465 bis 486 €/m3. Damit notiert das Produkt um gut 70 €/m3 unter dem Niveau des Jahreswechsels 2021/22.

Die Angst vor einem unsicheren Jahr 2023 (Vertrauens-, Zins- und Inflationskrise) weicht zusehends der Sorge um eine auskömmliche Versorgung. Das Oberkärntner Schadholzgebiet, woraus sich alle Sägewerke von Niederösterreich bis Tirol eindeckten, ist eingeschneit. Ähnlich ist es mit den höheren Lagen in anderen österreichischen Bundesländern.

Wenig Rundholz

Aus Tschechien kommt sehr wenig Rundholz. Die Waldbesitzer verdienten 2022 gut – und setzen derzeit höhere Preise an als die in Österreich und Deutschland.

In Österreich und Süddeutschland sorgen die stark gestiegenen Brenn- und Faserholzpreise für einen „Durchforstungsboom“. Lang Versäumtes kann nun gewinnbringend nachgeholt werden. Es wird also weniger stärkeres Rundholz angeboten – mit entsprechenden Anpassungen beim Schnittbild. So sind die stärkeren, breiteren Seitenwarensortimente knapp.