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Podiumsdiskussion: Lädrach, Furrer, Bont, Schweier, Ebner, Russel, Wuarchoz, Gautschi (v. li.) © Holzindustrie Schweiz

Holzindustrie Schweiz

1 Mio. m³/J Rundholz mehr

Ein Artikel von Gerd Ebner | 29.11.2023 - 07:38

Holz drückt in die Schweiz

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Thomas Lädrach, Präsident Holzindustrie Schweiz, begrüßte über 100 Teilnehmer am 2. Holzindustrie Kongress in in Yverdon-les-Bains/CH © Holzindustrie Schweiz

Der Importdruck bei Holzprodukten wird durch zwei Faktoren immer höher:

  • den Preisverfall bei Schnittholz und Leimholz im europäischen Ausland
  • sowie den immer stärker werdenden Schweizer Franken.

Lädrach prognostiziert für 2024 einen Rückgang im Neubau um 0,8 %, während der Umbausektor um 0,7 % wachse. Das Gesamtvolumen des Hochbaus wird voraussichtlich knapp unter 50 Mrd. CHF (52 Mrd.  €) bleiben.

Herausforderungen für alle Schweizer Unternehmen sind die hohen und tendenziell steigenden Produktionskosten, darunter Rohmaterialien, Strom, Transport, Boden und Löhne, verschärft durch den starken Schweizer Franken. Zudem spitzt sich der Fachkräftemangel weiter zu.

Mehr Rundholz soll geerntet werden

Am Holzkongress wurde das Ziel vorgestellt, bis 2030 1 Mio. m³/J Rundholz zusätzlich in der Schweiz mobilisieren zu wollen. Derzeit werden jährlich 5 Mio. m³/J in Schweizer Wäldern geerntet, was nur der Hälfte des jährlichen Zuwachses entspricht. Das Ziel ist, diese Zahl auf 6 Mio. m³/J zu erhöhen.

Strategie für mehr Holzernte

Der Bund entwickelt unter der Leitung des Bundesamtes für Umwelt in enger Zusammenarbeit mit der Branche eine integrale Strategie für Wald und Holz, die Ende 2024 dem Bundesrat vorgelegt werden soll. Trotz des Drucks durch EU-Importe von Schnittholz und Holzbauprodukten bleibt der Produktionsrückgang der Schweizer Sägewerke im einstelligen Prozentbereich. Der Kapazitätsausbau in den Sägewerken (s. Artikel unten) sei im heimischen Markt absetzbar.

Hauptfokus: Rundholzmobilisierung

Das Hauptthema ist in der Schweiz das Rundholzaufkommen. Der Waadtländer Kantonsoberförster Jean Rosset berichtete von sehr effizienten Förderprogrammen für den Bau mit einheimischem Holz.

„Man könnte bei uns um 50.000 bis 100.000 m³ mehr ernten“, sagte Rosset. Didier Wuarchoz, Direktor der Vermarktungsorganisation La Forestière, die für über 80 % des Waadtländer Holzes zuständig ist, präzisierte, dass viel ungenutztes Holz im Schweizer Privatwald brachliege. Wichtig sei deshalb, die höheren Rundholzpreis der vergangenen Jahre zu halten. Wuarchoz warnte jedoch: Wer langfristig denke, müsse den Rückgang der Fichtenvorkommen im Auge behalten.

Straßenqualität wichtiger als -dichte

Eine Strategie ist hierbei, an bisher unerschlossene Fichtenreserven in den Schweizer Voralpen und Alpen heranzukommen. Janine Schweier und Leo Bont von der Forschungsgruppe Nachhaltige Forstwirtschaft der WSL abhänge, dass eine ökonomische nachhaltige Holznutzung insbesondere von der Erschließungsqualität und nicht der -dichte zusammen. Eine optimierte Straßenerschließung erlaubt ressourcenschonendere Holzernteverfahren und senkt auch die Kosten. „Realistisch werden solche Erschließungsprojekte im Einzelfall vor allem dann, wenn solche Projekte gemeinsam mit der Energiewirtschaft, der Landwirtschaft und dem Tourismus aufgesetzt werden“, sagte Schweier. Roland Furrer, Geschäftsführer Forstunternehmer Schweiz, war froh, dass „das Erschließungsthema die Tabuzone verlässt und salonfähig wird“. Laut Lädrach sind nun Bund und Kantone in der Pflicht: „Es braucht hier ein Engagement der öffentlichen Hand. Einige Kantone gehen mit Seilkranbeiträgen in die richtige Richtung. Nun braucht es als Verbundaufgabe zwischen Bund und Kantonen zusätzliche Erschließungsbeiträge“.

Erschließung gemeinsam fördern

Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz, ergänzte: „Wir werden den Dialog suchen mit den Kantonen und Waldbesitzern, um – zusammen mit anderen Interessengruppen und der Forschung – das Erschließungsthema weiter zu vertiefen und zu koordinieren.“