COP26.jpg

Vertreter aus 110 Nationen trafen sich im Zuge der UN-Klimakonferenz in Glasgow © Crown Copyright

Klimagipfel

„Beispiellos“ viel heiße Luft?

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 04.11.2021 - 12:21

Vonseiten der britischen Regierung fielen Schlagworte, wie „Meilenstein“ oder „beispiellos“, die das Abkommen der Staaten beschreiben sollten. Vielerorts stellt man sich nun die Frage, wie ernst dieser Höhepunkt des Klimagipfels zu bewerten ist – wurde doch bereits 2014 im Rahmen der UN-New York Declaration einer Beendigung der globalen Entwaldung zugesagt. Damals als Durchbruch gefeiert, steigerte sich die Abholzung im Amazonas-Regenwald um beinahe 40%.

Brasilianisches Greenwashing?

deforestation_amazonas_gettyimages.jpg

Das Waldabkommen soll der globalen Zerstörung des Regenwaldes entgegenwirken © LeoFFreitas

Auffallend sei, wie die FAZ berichtete, dass unter den Unterzeichnerstaaten des neuen Abkommens nun auch ausgerechnet Brasilien zu finden ist. Ein Land, dem aufgrund seiner staatlichen Agrar- und Industriepolitik nicht zum ersten Mal „Greenwashing“ vorgeworfen wird. So berichtet die britische BBC, dass im Jahr 2020 unter dem als Sympathisant der Agrarwirtschaft geltenden brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro die Entwaldung des Amazonas ein Zwölf-Jahre-Hoch erreichte.

Die neuen Klimaziele Brasiliens beinhalten eine Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 – verglichen mit den Zahlen aus 2005. Ein sehr engagiertes Vorhaben, das die Vereinten Nationen bereits ankündigten, überprüfen zu wollen.

Von Viehzucht bis Palmöl

cowfarm_brasil_gettyimages.jpg

Die brasilianische Agrarwirtschaft ist, bezogen auf die Entwaldung des Amazons, einer der Hauptverantwortungsträger © Paulo Hopper

Laut BBC sind unter den weiteren neuen Mitgliedern des Abkommens auch Russland und Indonesien. Der südostasiatische Inselstaat ist der weltweit größte Exporteur von Palmöl – einem Produkt, das aufgrund der ständigen Expansion der Anbauflächen erheblich zur Rodung der Regenwälder entlang des Äquators beiträgt.

Aus den Daten der FAZ geht hervor, dass rund 31% der weltweiten Landfläche mit Wald bedeckt sind. 85% davon entfallen auf die 110 Unterzeichnerstaaten. Steigt die Waldfläche in Europa (+9,1%) seit 1990 konstant an, so verzeichnen die Kontinente Südamerika (–13,3%) und Afrika (–14,3%) hingegen einen deutlichen zweistelligen Rückgang. Besorgniserregend – man denke nur an die bedeutenden klimatischen Funktionen der Regenwälder in diesen Gebieten.

Finanzspritze zur Waldrettung

Obwohl mehr als 100 Staaten das Waldabkommen unterzeichneten, wird die Initiative zum Schutz der Wälder nur von zwölf Geberländern finanziert. Laut FAZ werden unter anderem von Norwegen, Deutschland und Großbritannien bis 2025 rund 12 Mrd. US-$ an öffentlichen Geldern zum Schutz der Wälder bereitgestellt. Komplettiert wird der Waldrettungsfonds von rund 7,2 Mrd. US-$, finanziert von privaten Investoren.

Prof. Simon Lewis, Experte für Klima und Wälder am University College in London, äußerte sich gegenüber der BBC folgendermaßen: „Die Tatsache, dass sich so viele Länder der Beendigung der globalen Entwaldung verschrieben haben und erhebliche finanzielle Mittel bereitstellen, ist eine gute Nachricht. Jedoch stand die Welt 2014 schon einmal an diesem Punkt und mit der Erklärung aus New York konnte die Entwaldung des Regenwaldes überhaupt nicht verlangsamt werden.“