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Zimmermeister Sonntag und MHM-Projektleiter Ludewig vor der Portalbearbeitungs-Anlage (PBA), einem Kernstück der MHM-Linie (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

Massivholzmauer

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 31.01.2006 - 00:00
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Zimmermeister Sonntag und MHM-Projektleiter Ludewig vor der Portalbearbeitungs-Anlage (PBA), einem Kernstück der MHM-Linie (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

Die Vorzeichen sind gut”, gibt sich Zimmermeister Patrick Sonntag, Holzbau Mayer-Sonntag, Legau/DE, über die Zukunft des Allgäuer Holzbaus kurz aber bestimmt. Der innovative Zimmermeister steht einem 250 Jahre alten Traditionsbetrieb vor und investierte 2004 in eine neue Betriebshalle, die er mit einer Massivholzmauer-Linie (MHM-Linie) von Hundegger, Hawangen/DE, bestückte.

Holzbau hinkt nach. „Bei uns im Allgäu hinkt die Akzeptanz des Holzbaus noch etwas hinten nach”, so Sonntag, aber man verzeichne stetige Zuwächse und in der Region hätten einige Holzbaubetriebe ihre Hausbau-Position gefestigt. Sonntag leitet einen acht Mann starken, klassischen Zimmereibetrieb, der vom Balkon und Dachstuhl, bis hin zu Holzhäusern alles abwickelt. Das Konzept des Generalunternehmers für den Bau schlüsselfertiger Häuser werde im Schwabenland nicht angenommen. „Nicht umsonst gibt es in unseren Breiten die höchste Dichte an Baumärkten”, merkt MHM-Projektleiter Andreas Ludewig an. „Wenn der Kunde heute mit Holz bauen will, hat er meist nur die Wahl zwischen Holz-Rahmenbau oder Blockhausbau”, so Ludewig, was mit ein Grund für die Entwicklung eines neuen Systems war. Sonntag streicht heraus, dass er sich keiner der möglichen Holzbauvarianten verschließt.

Konkurrenz liegt in Massivbauweise. „Unser Mitbewerb liegt in der Massivbauweise und der Ziegelindustrie”, ist sich Sonntag sicher. Das sei genau die Richtung, wo man Marktanteile dazu gewinnen möchte. „Wenn einer den massiven Bau gewohnt ist, wird man mit Holzrahmenbau nicht punkten”, unterstreicht der Projektleiter. Diese Kunden wollen oft kein „hohles Haus”, wie es  Sonntag beschreibt. Mit der Massiv-Holz-Mauer habe man den Holzbau-Unternehmen ein weiteres Geschäftsfeld eröffnet, was die Argumentation für einen Holzbau erleichtern soll, ist man sich von Seiten Hundegger sicher.
Das erklärte Ziel - dem Massivbau Anteile abzunehmen - will man unter anderem durch eine Kooperation mit lokalen Holzbau-Unternehmen erreichen. So lastet Sonntag seine Anlagen, eine K2-Abbundanlage und eine MHM-Linie mit bis zu zwei Drittel durch Lohnarbeiten für regionale Zimmereipartner aus. „Die Kooperation bringt Synergien für den gesamten Holzbau”, so Sonntag.
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Die Bauweise mit Massivholzwänden ermöglicht die Fertigung gängiger Bauarten - Rundungen und Sonderanfertigungen inklusive © Mag. (FH) Hubert Burböck

Investition in die Zukunft des Holzbaus. „Ich hab die Entwicklung des Konzeptes von Anfang an mitverfolgt. Mich hat das von Hundegger entwickelte und patentierte MHM-Konzept angesprochen”, so Sonntag. Somit gab es für den Legauer, der schon seit Jahren auf Produkte von Hundegger vertraut, 2004 eine logische Erweiterung: „Nur wer technisch optimal ausgestattet ist, wird am Markt mitmischen können”, ist sich Sonntag seiner Verantwortung gegenüber Qualitätsstandards für seine Zunft bewusst. Die erste MHM-Serienanlage wurde in Legau aufgestellt. Der Unternehmer streicht hervor, dass die Fremdüberwachung für das angestrebte Ü-Zeichen derzeit in Beantragung sei.
Als Rohmaterial sieht das Konzept die Verwendung von bis zu 24 mm starker, getrockneter Seitenware vor, die bei Sonntag von der regionalen Sägeindustrie bezogen wird.
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Schematische Anordnung der MHM-Anlage: Nut, Falzautomat, Wandmaser und PBA (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

Maschinenkonzept auf Wand-System abgestimmt. Zur Herstellung des MHM-Systems hat Hundegger die erste automatisierte Fertigungsanlage auf den Markt gebracht.
Die Produktionsanlage besteht aus einer Nut- und Falzfräse, einem Wandmaster und Portalbearbeitungszentrum PBA. Mit der Nut- und Falzfräse werden getrocknete, 24 mm-Seitenware-Bretter in beliebiger Breite zwischen 10 bis 30 cm unsortiert profiliert und genutet sowie beidseitig mit einem Wechselfalz versehen. Anschließend werden die Bretter am Wandmaster computergesteuert zu Rohwand-Elementen in Größen von 1,5 mal 1,5 m bis zu 3,25 mal 6 m und einer Dicke von sieben bis 36 cm kreuzlagig verpresst und mit eigens dafür entwickelten Alu-Rillen-Stiften schichtweise vernagelt. Die Rohwand-Elemente werden anschließend von der PBA in der benötigten Größe und Form einschließlich Tür- und Fensteröffnungen zugeschnitten. Nuten und Aussparungen für Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallationen werden, so bekannt, bereits in der Vorfertigung berücksichtigt.
Eine komplette MHM Fertigungslinie benötigt bis zu 40 mal 10 m Platz und kann im Einschichtbetrieb bis zu 6000 m²/J Wandelemente produzieren. Durch den hohen Automatisierungsgrad lässt sich die Anlage mit einem Maschinenbediener betreiben - bei Sonntag sorgen in der Halle drei Mitarbeiter für den reibungslosen Ablauf bei Abbund und Produktion der MHM-Elemente. Sie fertigen bis zu 25.000 m²/J.
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Installationskanäle werden bereits in der Vorfertigung berücksichtigt - "eine nachträgliche Einarbeitung jederzeit möglich" © Mag. (FH) Hubert Burböck

Eine Frage der Kosten. „Unsere Anlage rentiert sich bereits ab einer Produktion von 12 Häusern pro Jahr”, so Ludewig. Dass die Anlage profitabel ist, bestätigt Sonntag nickend: „2005 schafften wir 31 Häuser, wovon wir 19 in Lohnarbeit für unsere Partnerbetriebe vorfertigten.” Ein entscheidender Vorteil liegt für Sonntag in der Tatsache, dass er bei eigenen Projekten, die gesamte Wertschöpfung im Haus halten kann. Somit kommt er bei fertig aufgestellten Elementenflächen insgesamt auf einen Preis von 95 €/m².
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Der Wandquerschnitt besteht aus isoliertechnischen Gründen aus geriffelter Seitenware © Mag. (FH) Hubert Burböck

Massivholzbau einmal anders. „Der Wandaufbau durch die gerillten Bretter trägt entscheidend zur Optimierung des U-Wertes bei”, argumentiert der Projektleiter. Dabei erreicht man nach Werksangaben ohne zusätzlicher Dämmung hervorragende U-Werte. „Die Nuten wirken als Luftpolster”, wird erklärt. Für die Innen- und Außenseite seien alle Weiterverarbeitungsschritte möglich. „Wichtig ist die einfache Anbringung von Beplankungen und Fassaden für den Do-it-yourself-Bauherrn”, merkt Sonntag an. Diesen kommt die Bauweise entgegen, da es leicht ist, etwa Gipskartonplatten innen und Dämm- und Fassadenelemente außen anzubringen. „Mit dem Argument der ökologischen, schnellen Bauweise, dem guten Wohngefühl bei einem Brandwiderstand von F90 B lässt sich der eine oder andere typische Massivbau-Enthusiast umstimmen”, stellt Sonntag dem MHM-System ein positives Zeugnis aus. Zusätzliche Eigenschaften wie Abschirmung von Elektrosmog, Klimaausgleich und freie Grundrisse sollten dabei unterstützen.    
Mayer-Sonntag-Facts
Gegründet: vor 250 Jahren
Geschäftsführer:
Patrick Sonntag
Mitarbeiter: 8
Standort: Legau i. Allgäu/DE
Produkte: Zimmereiarbeiten, Häuser in Massivholz Block- und Holzrahmenbau, Lohnarbeiten auf MHM-Linie und K2