Österreich/Deutschland

Expertenmeinungen aus der Branche

Ein Artikel von Redaktion Holzkurier | 28.12.2020 - 12:36

Sechs Fragen an Experten

1) Wie würden Sie Ihren Geschäftsverlauf im Gesamtjahr 2020 beschreiben?

2) Welche Entwicklungen erwarten Sie im kommenden Jahr 2021 in der Bodenbelagsbranche?

3) Die Bundesregierungen mussten wegen der Coronapandemie einige Maßnahmen setzen. Wie sehr wurde Ihr Betrieb davon getroffen?

4) Was sind für Sie die größten He­rausforderungen, die von der Coronapandemie hervorgerufen wurden? Wie reagieren Sie darauf?

5) Welche Trends beobachten Sie bei Fußböden hinsichtlich Holzarten, Farben, technischer Neuheiten, …?

6) Welche Aktionen setzen Sie, um Ihre Böden von Konkurrenzprodukten abzuheben?

Antwort von Robert Bieger, Geschäftsführer von Kährs Parkett in Tübingen/DE

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Robert Bieger ist Geschäftsführer von Kährs Parkett in Tübingen/DE © Kährs

1) Als Europas größter Parketthersteller, der weltweit Kunden hat, haben wir ein sehr umfangreiches Bild über den Parkett- und Bodenbelagsmarkt. Es ist sehr ambivalent und hat sehr große Ähnlichkeit mit der Betroffenheit der Länder von der Coronakrise. Südeuropa, Großbritannien und die USA sind stark betroffen – dort war und ist die wirtschaftliche Lage aufgrund der Lockdowns massiv beeinträchtigt. Entsprechend sind wir dort auch in unserem Geschäft stark betroffen. Wiederum in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und Skandinavien haben wir von der Coronasituation eher profitiert, weil die Konsumenten mehr in ihr eigenes Heim investieren. Unter dem Strich werden wir in 2020 mit einer leichten Steigerung der Umsätze gegenüber 2019 abschließen.

2) Wir erwarten, dass sich die schwierigen Märkte zusehends erholen und die bisher gut laufenden Märkte ihre gute Entwicklung fortsetzen. Also, alles in allem sehr positiv.

3) Wir waren davon nicht wirklich stark betroffen, weil wir die Produktionen in Schweden, Polen, Rumänien und Russland haben. Nur das russische Werk musste für eine kurze Zeit ­aufgrund behördlicher Erlasse schließen, was aber für das ganze Land galt. Natürlich konnten wir eine gewisse Zeit keine Kundenbesuche machen, aber das hat sich mit anderen Kommunikationsmöglichkeiten überbrücken lassen. Logistisch hatten wir so gut wie keine Einschränkungen, die Warenversorgung war und ist vollumfänglich gewährleistet.

4) Die größte Herausforderung war und ist nach wie vor, dass unsere Mitarbeiter gesund bleiben, also geschützt werden. Wir ­haben das mit sehr umfangreichen ­Maß­nahmen hinbekommen. In den Produktionen setzen wir auf Abstände und Maskenpflicht. Die ­Leute, die nicht in der Produktion tätig sind, sollen so viel als möglich im Homeoffice arbeiten. Das Wichtigste ist der Schutz unserer Mitarbeiter in den Produktionen, weil wir in so großen Produktionswerken ein sehr ­hohes ­Risiko durch multiple Ansteckung haben. 

5) Eiche, Eiche, Eiche …., keine andere Holzart ist in Sicht – aus vielschichtigen Gründen. Bei den Farben ist nach wie vor die Natur führend, Weiß und Grau folgen.

Technische Neuheiten gibt es insofern, dass wir unser Ultramatt-Programm ausgebaut haben und weiter ausbauen werden. Zusätzlich wird arbeiten wir gerade an einer Innovation, die bald auf den Markt kommt, welche einem echten Holzfußboden eine sehr hohe und bisher nicht gekannte Belastbarkeit geben wird.

6) Da haben wir in der Vergangenheit schon sehr viel getan und nicht umsonst sind wir Europas größter Parketthersteller. Es ist ein ganzer Cocktail aus Aktionen und Maßnahmen, angefangen von der Produktionsmethode, die für klimastabile Parkettdielen sorgt, und vielen anderen technischen Features. Und natürlich über das Design unterscheiden wir uns, für das Skandinavien von seinem Ursprung her sowieso weltberühmt ist. Wir haben das breiteste und tiefste Lieferprogramm in der Parkettbranche.

Antwort von Stefan Kükenhöhner, Geschäftsführer bei Parador in Coesfeld/DE

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Stefan Kükenhöhner ist Geschäftsführer bei Parador, einem Hersteller von Parkett-, Laminat- und elastischen Böden sowie Wand- und Deckenpaneelen mit Stammsitz in Coesfeld/DE © Parador

1) Die aktuelle Marktsituation stellt sich für Parador gut und stabil dar. Dank unseres international aufgestellten Geschäftsmodells und unserer Multi-Channel-Strategie bieten sich uns auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten viele Möglichkeiten zum Wachstum. Unsere wesentlichen Vertriebswege in Deutschland und Europa stützen uns sub­stanziell ab, sodass wir auch in den Erwartungen für die Zukunft weiterhin robust und gut unterwegs sein dürften. Wir rechnen für 2020 mit weiterem Wachstum im Umsatz und Ertrag, der uns wiederum weitere Investitionen als proaktive Unterstützung unseres erfolgreichen Wachstumskurses ermöglichen wird.

2) Wir erleben gerade noch stärker als sonst, dass Endkunden nach Leistung und Marke suchen – zwei deutliche Stärken von Parador. Die Marke ist ein Anker für Vertrauen in Leistung, Design und Qualität. Insofern fühlen wir uns gut aufgestellt. Wir sehen auch, dass sich diejenigen, die bereits stationär und digital gute Lösungen anbieten, dynamisch weiterentwickeln werden und damit Umsätze sichern oder auch weiter ausbauen können. Insgesamt zeigt sich derzeit eine starke Verbraucherorientierung rund um das Thema Bauen, von dem unsere Branche insgesamt profitieren wird.

3) Nach einem anfänglich kurzen Schockmoment haben wir die veränderten Rahmenbedingungen schnell positiv auflösen können: Durch Homeoffice-Lösungen sowie Sicherheits- und Hygienemaßnahmen in der Produktion sowie Logistik fand der Alltag bei Parador weitestgehend wie gewohnt statt. Unsere Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb haben selbstverständlich von klassischen Kundenbesuchen absehen müssen, konnten diese aber telefonisch oder über Video-Meetings in veränderter Form stattfinden lassen, um weiterhin zuverlässigen Service und Beratung zu liefern.

Dank unserer guten Drop-Shipping-Fähigkeiten waren wir überdies in der Lage, sowohl unser direktes Endkundengeschäft über den neuen Parador-Online Brand Store als auch darüber hinaus für unsere stationären Partner umzusetzen. Unsere langjährigen Kontakte zu unseren Materiallieferanten haben überdies dazu beigetragen, dass wir der Krise vorausschauend entgegenblicken konnten und so durchgängig produktions- und lieferfähig blieben. Dies war selbstverständlich nur durch den täglichen Austausch intern als auch mit unseren Partnern möglich.

In Deutschland sind wir daher auch trotz der Einschränkungen stark gewachsen und auch unser Geschäft in Europa ist gut zurückgekommen. Selbstverständlich müssen wir angesichts der jüngsten Entwicklungen weiterhin flexibel und dynamisch agieren.

4) Die Reise- und Kontakteinschränkungen stellen uns vertrieblich natürlich vor besondere Herausforderungen. Denen begegnen wir, indem wir verstärkt auf digitale Kommunikationswege setzen. Wir erarbeiten aktuell neue digitale Konzepte, um unseren Handelspartner auch weiterhin den gewohnten Parador-Service im Verkauf und in der Beratung bieten zu können. Aber natürlich wollen wir auch zukünftig mit unseren Produkten inspirieren. Darum setzen wir auch in diesem Themenfeld auf moderne Kommunikationsmittel. So haben wir beispielsweise für den Launch der aktuellen „One Ground Design Edition“ viel mit Newslettern, Videos und interaktiven Präsentation gearbeitet, um unsere Handelspartner ganzheitlich von der Kampagne und den Produkten zu begeistern.

5) Eiche ist und bleibt weiterhin das Trendholz schlechthin. Neben mineralischen Tönen sind aktuell vor allem helle sowie ins Gräuliche gehende Schattierungen besonders beliebt. Neben großformatigen Dielen erfreuen sich Schiffsboden-Optiken mit besonders akzentuierten Oberflächen und modernen Farbstellungen einer wachsenden Nachfrage.

Modulare Bodenbeläge sind aufgrund ihrer vielen positiven Produkteigenschaften weiterhin auf dem Vormarsch. Aber auch das Laminat hat als technisch ausgereiftes Produkt mit einer großen Dekorvielfalt eine stete Fangemeinde. Hier spielt vor allem das Thema Feuchtraumeignung eine große Rolle. Ebenfalls wichtig bei beiden Produktarten: Synchronstrukturen und matte Oberflächen, welche die Produkte noch näher an das Vorbild Echtholz rücken.

6) Parador steht seit jeher für höchste Ansprüche an Qualität und Design und darüber hinaus für innovative und relevante neue Produkte. Über die Jahre ist es uns gelungen, immer wieder Böden zu kreieren, die wegweisend für die Raumgestaltung sind und zahlreiche internationale Designpreise ­gewonnen haben. Zugleich konnten wir ­immer wieder technische Innovationen in den Markt spielen. Parador hat sich so zu einer führenden internationalen Marke im Bereich der Boden und Wandgestaltung und damit im Interior Design entwickelt, die gezielt von Konsumenten beim Handel nachgefragt wird.