Österreich/Deutschland

Fragen an Bodenexperten

Ein Artikel von Redaktion Holzkurier | 04.01.2021 - 11:18

Sechs Fragen an Experten

1) Wie würden Sie Ihren Geschäftsverlauf im Gesamtjahr 2020 beschreiben?

2) Welche Entwicklungen erwarten Sie im kommenden Jahr 2021 in der Bodenbelagsbranche?

3) Die Bundesregierungen mussten wegen der Coronapandemie einige Maßnahmen setzen. Wie sehr wurde Ihr Betrieb davon getroffen?

4) Was sind für Sie die größten He­rausforderungen, die von der Coronapandemie hervorgerufen wurden? Wie reagieren Sie darauf?

5) Welche Trends beobachten Sie bei Fußböden hinsichtlich Holzarten, Farben, technischer Neuheiten, …?

6) Welche Aktionen setzen Sie, um Ihre Böden von Konkurrenzprodukten abzuheben?

Antwort von Gerhard Eckhart, Vorstand der ­Admonter Holzindustrie in Admont

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Gerhard Eckhart ist Vorstand der ­Admonter Holzindustrie in Admont © Admonter

1) Grundsätzlich können wir von einem guten Geschäftsverlauf im Jahr 2020 sprechen. Die Lockdown-Phase ab Mitte März bescherte uns, wie vielen anderen Unternehmen auch, kurzfristig einen Umsatzrückgang. Jedoch konnten wir den Absatz relativ rasch wieder auf ein gutes Niveau heben und wir werden das Jahr gut abschließen.

2) Es hängt davon ab, wie sich die nächsten Monate am Absatzmarkt entwickeln. Die Bautätigkeit hat sich bisher noch nicht wesentlich verringert und wir erwarten nächstes Jahr leichte Steigerungen. Auch erwarten wir eine stärkere Entwicklung hin zum Bereich Renovieren. Bei Neubauten setzen wir auf nachhaltige Lösungen, die wir unseren Kunden anbieten. Daher bewerten wir unseren Ausblick für unser Geschäftsfeld im Jahr 2021 insgesamt als gut.

Wir gehen davon aus, dass die Digitalisierung in der Bodenbelagsbranche weiter zügig voranschreiten wird. Ganz neue Produkttrends sind derzeit nicht erkennbar. Aber der Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Naturprodukten hat sich aufgrund der Coronapandemie verstärkt. Die Menschen halten sich länger in ihren Wohnungen/Häusern auf und setzen stark auf gesunde, natürliche und echte Holzprodukte. Qualität und Langlebigkeit stehen wieder im Vordergrund. Das kommt uns zugute.

3) Aufgrund der sehr unklaren Situation und Auswirkungen des Virus auf die Gesundheit wurde zum Schutz unserer Mitarbeiter die Produktion ab Mitte März für vier Wochen geschlossen, alle anderen Mitarbeiter wurden während dieser Zeit ins Homeoffice geschickt. Seitdem arbeiten wir im gesamten Unternehmen unter sehr strikten Maßnahmen, wie Abstand halten, Maskenpflicht, regelmäßiges Händewaschen, ständiges Desinfizieren, Tragen von Einweghandschuhen, … Persönliche Meetings wurden vollständig auf Online-Meetings umgestellt – für uns bereits eine gewohnte Arbeitsweise.

4) Unser Unternehmen ist sehr exportorientiert. Aufgrund der Reisebeschränkungen ist es uns nicht möglich, in andere Länder zu reisen und Kundenbesuche zu tätigen. Neben den Reisebeschränkungen ist auch der Ausfall von Messen ein Thema. Neuheiten sind schwer zu vermitteln und natürlich fehlen die gewohnten neuen Kontakte durch stationäre Messen. Aufgrund dessen spielt die Digitalisierung eine noch größere Rolle. Videotelefonate, digitale Verkaufstools, Online-Webinare sowie Online-Messen können den persönlichen Kontakt mit den Kunden zwar nicht ersetzen, bieten aber eine tolle Möglichkeit, trotzdem in Kontakt zu treten beziehungsweise auch zu bleiben. Diese Herausforderungen sehen wir als Chance.

5) Viele Produktneuheiten und -innovationen werden aufgrund der Absage von Präsenzmessen wohl erst Ende 2021 oder Anfang 2022 präsentiert werden.

Die Trendholzart ist und bleibt Eiche in all ihren Variationen (Landhausdiele, Kleinformate, wie Fischgrät und Chevron). Zusätzlich wird verstärkt Lärche nachgefragt, welche auch immer wieder als Kontrast zur Eiche verwendet wird. Sehr stark im Kommen sind ruhigere Sortierungen, gedämpfte Böden und pflegefreie Böden, die wir schon seit ­einiger Zeit anbieten.

Dem Kunden ist es – neben Nachhaltigkeitsgedanken und Umweltaspekten – sehr wichtig, seinen Boden einfach und schnell verlegen zu können. Somit wird unser bewährtes leimloses Lock-it-Profil sehr stark nachgefragt.  

6) Admonter wurde durch die hohe Qualität seiner Parkettböden – unser Fokus lag und liegt auf der Landhausdiele – weltbekannt. Im Vergleich zum Mitbewerb haben wir uns bereits wesentlich weiterentwickelt und bieten zusätzlich zur Landhausdiele sowie den Fischgrät und Chevron-Böden auch andere Produktsortimente, wie Stiegenlösungen, Wandelemente, Türen und Akustikelemente, in Holz an. Wir bieten somit komplette Lösungen für die Innenraumgestaltung für ­Boden, Wand und Decke an. Dieses einzigartige Spektrum gibt es so nirgends und wird gern von Privatpersonen, Architekten und Planern, Bauträgern, Hoteliers, Fachhändlern, aber auch Bodenlegern in Anspruch genommen. Die gestalterischen Möglichkeiten kann man in den Admonter-Wohnwelten und den vielen tollen Schauräumen, die es von Admonter weltweit gibt, erleben und sich Inspirationen holen – und all das auch in digitaler Form.

Antwort von Michael Deisl, Inhaber und Geschäftsführer der Deisl Parkettmanufaktur in Liezen

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Michael Deisl ist Inhaber und Geschäftsführer der Deisl Parkettmanufaktur in Liezen © Deisl

1) Sehr positiv! Corona hatte zum Glück nur administrative Auswirkungen, jedoch (bisher) keine wirtschaftlichen. Wir kamen glücklicherweise auch um das Thema Kurzarbeit herum.

2) Schwer einzuschätzen. Ich denke, das zweite Halbjahr 2021 wird spannend. Für das erste Halbjahr haben wir schon eine sehr gute Auslastung.

3) Direkt glücklicherweise gar nicht. Wir hatten lediglich das Thema mit Terminverschiebungen, bedingt durch die Maßnahmen.

4) Die Ausrichtung für die kommenden zwei bis drei Jahre. Die Hausaufgaben müssen jetzt gemacht werden. Und das es zu Turbulenzen kommen wird, ist kaum auszuschließen.

5) Die ganz großen Formate sind nicht mehr so stark gefragt. Ruhigere Sortierungen in etwas „kleineren“ Dimensionen sind eher derzeit der Trend.

6) Auftragsbezogene Fertigung. Dies ermöglicht uns kurzfristig dem Kunden Individualität zu bieten. Ob ein Kunde seine Diele mit 15, 17 oder 25 mm Stärke benötigt, spielt für uns keine Rolle. Genauso wenn er sich kurzfristig bei der Oberfläche umentscheidet.