Am Podium der Austropapier-Pressekonferenz: Dr. Martin Zahlbruckner, Präsident Austropapier, Sigrid Eckhardt, Austropapier-Geschäftsführerin, Sebastian Heinzel, Nachhaltigkeitssprecher Austropapier, und Dr. Veronika Wilk, Senior Research Engineer AIT © Austropapier/Daniel Schaler
Sämtliche auf der Austropapier Jahrespressekonferenz präsentierten Zahlen in Bezug auf Umsatz und Produktion hatten ein Minus vor sich stehen. Der Umsatz der Mitgliedsunternehmen reduzierte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 % auf 4,3 Mrd. €. „Das vergangene Jahr war geprägt von stark gestiegenen Zellstoff- und hohen Energiepreisen. Beide Bereiche reduzieren sich nun, was auch für Kostenentspannung bei den Kunden sorgt“, erklärte Dr. Martin Zahlbruckner, Präsident von Austropapier. Auch produktionsseitig fiel das Minus mit 15,8 % zweistellig aus. 3,9 Mio. t machte die Jahresproduktion 2023 aus. Der höchste Rückgang war mit –32,5 % auf 1,3 Mio. t im Bereich der grafischen Papiere zu sehen. Bei den Verpackungspapieren wurde ein Rückgang von 3,7 % auf 2,4 Mio. t gemeldet.
Bei den Beschäftigten blieb die Anzahl mit einem Minus von 1,8 % weitgehend stabil. Besonders erfreut war Sigrid Eckhardt, Geschäftsführerin von Austropapier, über die hohe Anzahl an weiblichen Lehrlingen, die mit 15,2 % deutlich über dem Gesamtfrauenanteil liegt.
Energieeffizienz steigern
Obwohl das vergangene Jahr eine große Herausforderung darstellte, investierten die 23 Austropapier-Mitglieder 305 Mio. €. „Trotz der Umsatzeinbrüche im Vorjahr hat die Papierindustrie investiert wie nie zuvor. 70 % davon gehen in den Bereich Energieeffizienz und Dekarbonisierung“, erläuterte Sebastian Heinzel, Nachhaltigkeitssprecher von Austropapier.
Planungssicherheit gefordert
Verglichen mit 2022, stieg der Anteil an erneuerbaren Energien um rund fünf Prozentpunkte auf 68,1 %. „Wir sind aber lange noch nicht fertig. Bis 2030 wollen wir die Emissionen nochmals um 50% senken. Das fordert hohe Investitionen, wofür wir auch die entsprechenden Rahmenbedingungen brauchen“, ergänzte Heinzel. Kritisiert wurde von Zahlbruckner besonders die fehlende Fortführung der Strompreiskompensation: „Es ist völlig unverständlich, weshalb die Bundesregierung die Strompreiskompensation noch nicht bis 2030 verlängert hat, wie es in zahlreichen anderen EU-Mitgliedsstaaten der Fall ist.“ Das führe zu einem deutlichen Verzerren des Wettbewerbs, besonders im europäischen Exportmarkt.
„Wir müssen wissen, wo wir in sieben oder acht Jahren stehen. Dafür brauchen wir klare Aussagen, wie die grüne Energie in Österreich zukünftig aussehen wird“, ergänzte Zahlbruckner. Den im Raum stehenden Stopp von russischen Gaslieferungen über die Ukraine bezeichnete er als Damoklesschwert, das über der Branche hänge.
Bedeutung von Emissionen nimmt zu
Besonders an Bedeutung gewinnen die Emissionswerte, die in den jeweiligen Fabriken entstehen. Dementsprechend sei es wichtig, Alternativen zu Gas zu finden. CO2 als Produktspezifikation werde auch bei den Kunden immer relevanter. „Wir wollen dekarbonisieren. Sowohl unsere Kunden als auch die Bankenwelt fordert es ein“, erklärte Heinzel. Zahlbruckner verdeutlichte das am Beispiel von Kundengesprächen, wo direkt nach dem Preis der CO2-Ausstoß zur Sprache komme.
Um die Dekarbonisierung noch weiter voranzutreiben, ging die österreichische Papierindustrie ein mehrjähriges Forschungsprojekt mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) ein. Im Rahmen dessen wurde bereits ein Kalkulationswerkzeug entwickelt, das Unternehmen dabei unterstützen soll, Maßnahmen standortspezifisch besser bewerten zu können.
Altpapier als Rohstoff
Mit einem Anteil von 56,1 % ist Altpapier mittlerweile der Hauptrohstoff für die Papierindustrie. Die Recyclingquote liegt in Österreich mit 86 % zudem deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Auch aufseiten der Frischholzversorgung gebe es derzeit genügend Material für sämtliche Akteure, erklärte Eckhardt. Um die Versorgung mit genügend Frischfasern langfristig zu sichern, wird durch diverse Initiativen eine aktive Waldbewirtschaftung von Kleinwaldbesitzern gefördert.
Langfristig Wachstum bei Verpackungen
Ein Blick auf die Produktionszahlen zeigt, dass mit rund 60 % Verpackungspapiere den größten Anteil an der Papierproduktion darstellen. Künftig könnte dieser Anteil noch weiter steigen. „Der Verpackungsbereich bietet sicherlich noch Potenzial für weiteres Wachstum, gerade im Lebensmittelbereich sowie durch den immer stärker werdenden Onlinehandel“, erläuterte Eckhardt.