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Gute Zusammenarbeit: Martin Henne (li.) hat das Sägewerk geplant, David Königshofer ist der Geschäftsführer © Martina Nöstler

Ukrainian Sawmill Holding Company

Profis bei der Arbeit

Ein Artikel von Martina Nöstler | 04.10.2017 - 08:10

Vor zwei Jahren war auf der Ligna in Hannover ein neuer Name in der Sägewerksbranche in aller Munde: Ukrainian Holding Sawmill Company (UHLK). In Korosten/UA betreibt der ukrainische Investor Leonid Yurushev bereits ein MDF-Werk. In einem weiteren Schritt sollte ein Großsägewerk hinzukommen. Zieleinschnitt: 1,2 Mio. fm/J.

Da man ein Newcomer in dieser Branche ist, holte man sich für die Planung und Projektbetreuung den Consulter Martin Henne ins Boot. Mit dem Namen Henne sind zahlreiche Sägewerksneustarts in Deutschland und Skandinavien untrennbar verbunden, wie etwa Friesau, Wismar, Kodersdorf, Kösching oder Lauterbach. Das Handwerk hat er in der Heimstätte der Profiliertechnik gelernt: bei Linck in Oberkirch/DE. Er kennt also sämtliche Sägewerksanlagen aus dem Effeff und weiß, worauf es ankommt. Mittlerweile ist Henne seit fast drei Jahren vor Ort, zuerst für die Planung in Kiew, jetzt für den Bau und die Projektleitung in Korosten. Die Geschäftsführung obliegt David Königshofer. Der gebürtige Österreicher lebt seit elf Jahren in Kiew und konzentriert sich auf den Schnittholzvertrieb. „Mit Martin Henne haben wir den perfekten Branchenkenner. Der Investor vertraute ihm voll und ganz, ein technisch perfektes Sägewerk zu bauen – was ihm auch gelungen ist“, sagt Königshofer.

Anforderungen am besten erfüllt

Bei der Einschnitttechnik fiel die Wahl auf eine Spaner-Profilierlinie von Linck. „Wir haben uns auch mit anderen Ausrüstern zusammengesetzt. Keiner konnte aber unsere Anforderungen hinsichtlich Leistung, Genauigkeit und Seitenwarenoptimierung erfüllen“, führt Henne aus. Die robuste Bauweise und das Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen ebenfalls für sich. „Rückblickend hat Linck einen tollen Job abgeliefert. Die Arbeiten wurden absolut professionell und im Zeitplan abwickelt“, sagt Königshofer und ist mit der Wahl überaus zufrieden. „Der Investor wollte eine wettbewerbsfähige Anlage für die nächsten zehn bis 15 Jahre. Das haben die Ausrüster geschafft.“

Linck startete mit den Montagearbeiten im Juni 2016. Am 11. November um 11:11 Uhr lief bereits der erste Stamm über die Linie. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine „übliche“ Linck-Anlage, welche bereits vielfach im Einsatz ist. Bei näherer Betrachtung gibt es aber einige Besonderheiten.

Von Anfang an

Linck lieferte an UHLK die komplette Sägelinie – von der Rundholzaufgabe bis zur Übergabe an das Springer-Sortierwerk. Henne wollte aufgrund seiner vielfältigen Projekterfahrungen so wenige Schnittstellen wie möglich. Und Linck kam dieser Wunsch ebenso entgegen: „Wir können und wollen auch alles aus einer Hand liefern“, bestätigt Raphael Burger, Technischer Leiter bei Linck. Die Rundholzzubringung besteht aus einem Aufgabedeck, einer Übergabe auf den Längsförderer, einem Mesutronic-Metallsuchgerät und einer Microtec-2D-Messung. Nicht passende Stämme lassen sich so im Folgenden ausschleusen. Da das Holz immer Zopf voraus geschnitten wird, installierte Linck einen Wendeförderer zur Orientierung der Stämme. Bereits hier sorgen Ausrichtrollengänge dafür, dass die Lücken gering bleiben. Noch außerhalb der Sägehalle gibt es eine Doppelbeschickungs-
einheit sowie einen Einwurfkettenlängsförderer mit Beschleunigungsrollen, der das Rundholz auf Geschwindigkeit bringt. „Die Regelung des anschließenden Lückengenerators sorgt auf dem Weg zur 3D-Rundholz-Eingangsmessung dafür, die Vorgabelücke zwischen den einzelnen Stämmen entsprechend der aktuellen Betriebsart beziehungsweise Fördergeschwindigkeit präzise einzustellen“, erklärt Burger.

Linck war bei der Abwicklung absolut professionell. Das Unternehmen ist der Maybach unter den Sägelinienausrüstern.


David Königshofer, Geschäftsführer UHLK

Stark motorisiert

Anhand dieser Daten legt die Linck-Optimierung das Schnittbild fest. Die Eindrehstachelwalzen drehen den Stamm in die berechnete Position. Die erste Maschinengruppe besteht aus dem Einzugsystem EV45, dem Spaner VM45, einer Auszugseinheit VZM und der Drehvorrichtung DV70. Es folgt der zweite Spanereinzug, der das Model parallel oder diagonal verschieben kann. Eine weitere Vermessung ermittelt die erzeugte Deckfläche des Kantlings und es erfolgt bei Bedarf eine Reoptimierung der Seitenwarenposition.

Die nächste Maschinengruppe in der Linck-Linie besteht aus zwei VPF-Fräsaggregaten mit liegenden Stufenköpfen. Das anschließende Aggregat CSMK 325/A1-B1 trennt diese ab. Die Seitenware gelangt direkt in das Sortierwerk. Hier ist der Vorschnitt beendet.

Vorteile bei der Ausbeute

Nach der Drehvorrichtung gibt es eine Höhenüberwachung. „Diese prüft, ob das Holz gedreht wurde, bevor es in das nächste Aggregat fährt. Sollte etwas nicht passen, stoppt die Anlage automatisch“, erklärt Burger. Die Nachschnittgruppe hat dieselben Aggregate wie jene im Vorschnitt, also zwei VPF-Stufenfräser und eine CSMK 325-Auftrennsäge. Letztere trennt die Seitenbretter ab. Dann kommt die dritte Drehvorrichtung, eine DV56. Diese ist zwar bei einer geraden Einschnittlinie, also nicht bogenfolgend, nicht zwingend notwendig. Mit einer dritten Drehvorrichtung lässt sich aber das Schnittbild nochmals drehen, was Vorteile bei der Ausbeute bringen kann.

Die letzte Maschinengruppe besteht aus einer Horizontalsäge HKM und einer Vielblattkreissäge MKV. „Die HKM erhöht vor allem bei mittleren und starken Holzdimensionen die Variation der Schnittbilder“, berichtet Burger. Mit der HKM lässt sich etwa kerngetrennte/-freie Ware erzeugen. Im Maschineninneren kann das Sägeblatt der HKM mit einer Schottwand abgeschirmt werden. Dies ermöglicht einen Sägeblattwechsel während des Betriebes.

Beim Förderband hinter der MKV beziehungsweise bei der Übergabe auf den Quertransport von Haupt- und Seitenware zur Sortierung endet der Part von Linck – zur Zufriedenheit der Kunden, denn deren Anforderungen erfüllte der Leistungstest Mitte September.

Linck realisierte neben der gesamten Sägelinie auch die Sicherheitstechnik. Die Anlage ist in einzelne Sicherheitsbereiche unterteilt, um schnellen Zugang zu gewährleisten, ohne dass man die Hauptantriebsmotoren stoppen muss. Am Standort Korosten wird die gesamte Linck-Anlage abgesaugt. „Wir installieren die Absaugstutzen bei jedem Aggregat standardmäßig“, bemerkt Burger. Linck empfiehlt auch jedem Kunden die Installation eines entsprechenden Absaugsystems: „Die Sägelinie bleibt sauber. Das erhöht die gesamte Performance und die Verfügbarkeit. Es gibt dann beispielsweise weniger Probleme im Funktionsablauf“, erzählt Burger aus der Praxis. Zudem verfügt die Sägelinie über eine Zentralschmierung. Besonders hebt Henne auch die Robustheit der Anlage hervor.

Die Linck-Linie ist auf Rundholzlängen von 3 bis 5,3 m ausgelegt. Die Durchmesser bewegen sich zwischen 13 und 50 cm, wobei Henne 22,5 cm als Zielstärke definiert. Die Vorschubgeschwindigkeit lässt sich von 50 bis 160 m/min stufenlos regeln. Da man mitten im Kiefernwuchsgebiet sitzt, beantwortet sich die Frage nach der Holzart von selbst. Derzeit läuft das Sägewerk im Einschichtbetrieb. Spätestens ab dem nächsten Jahr soll dann drei- bis vierschichtig geschnitten werden und das Einschnittvolumen über die 1 Mio. fm-Marke klettern.

Die Ideen gehen den Betreibern von UHLK jedenfalls nicht aus. Am 36 ha großen Gelände wird noch an allen Ecken und Enden geschraubt: Das Pelletswerk mit einer Kapazität von 130.000 t/J ist in der Fertigstellung. In zwei weiteren Hallen montiert man ein Laubholzsägewerk sowie eine Leimholzfertigung samt Hobelwerk. Den Trockenkammerkomplex erweitert Mühlböck noch laufend. Und auch für künftige Produkte gibt es laut Königshofer schon Pläne.

UHLK

Standort: Korosten/UA
Gegründet: 1840
Geschäftsführer: David Königshofer
Projektleiter: Martin Henne
Mitarbeiter: 386
Areal: 36 ha
Einschnitt: 1,2 Mio. fm/J (Ziel ab 2018)
Produkte: sämtliche Produkte für den Bau, Leimholz, Verpackungsware; Leimholz; Pellets; zusätzlich Hartholzeinschnitt im Aufbau
Absatz: Asien (China, Korea, Vietnam), Mitteleuropa, Levante

Linck

Standort: Oberkirch/DE
Gegründet: 1824
Geschäftsleitung: Volker Geiger
Mitarbeiter: 300
Produkte: Sägewerksmaschinen samt Planungen, Profilier- und Reduzierlinien, Besäumer, Rundholzsortieranlagen, Sägewerksmechanisierungen, Profilspaner, Messerköpfe, Profilieraggregate, Zentrier- und Beschickungseinrichtungen, Vielblatt- und Doppelwellenkreissägen
Absatz: weltweit