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NKU150 mit 28 aufgespannten Sägeblättern und Fixeinhang © EWD

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Stielsprung im Fixeinhang

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 23.10.2018 - 14:32

„NK“ steht für Nachschnittkreissäge, der Buchstabe „U“ für Universal. Einsatz findet sie seitdem im Nadelholzbereich, wird aber auch in Werken genutzt, um Nadel- und Laubholz zu verarbeiten. Die Maschine, für die Fixeinhang auf den Sägewellen charakteristisch war, wurde nach der Jahrtausendwende für den Verpackungsbereich mit begrenzter Schnitthöhe weiterentwickelt. Seit 2015 bietet EWD die Maschinenreihe auch mit einer größeren Schnitthöhe und zusätzlich mit verstellbaren Sägeblattflanschen an. Damit verbindet man solide Technik mit hoher Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Vor gut 15 Jahren wurde die NKU von EWD für Sägewerke modifiziert, die hauptsächlich Palettenbretter aus kurzem Kantholz erzeugen, überwiegend kurze und recht schmale Ware gleicher Dimension in Längen ab 1 m (teilweise auch nur 80 cm). Das hing mit dem Umstieg von Sägewerken auf dieses Marktsortiment zusammen, weil sich der Listenbauholzmarkt anhaltend rückläufig entwickelte und viele Betriebe neu ausrichten wollten. Für diese auf Verpackungsware spezialisierten Produzenten reicht meist ein Fixeinhang der Werkzeuge aus, also dass sie während des Betriebs nicht verstellbar sind.

Doppelwellen-Nachschnittkreissäge mit Fixeinhang

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Die Rohware wird von links zugeführt, Ober- und Unterwelle drehen gegenläufig zur Vorschubrichtung © EWD

Die erste NKU150 speziell für die Verpackungsindustrie lieferte EWD an den Sonderpalettenhersteller Schlesselmann in Asendorf/DE. Bis 2016 baute EWD die NKU als 150er-Version mit Schnitthöhen zwischen 40 und 160 mm sowie 620 mm Aufspannlänge (bei Kantholzzuführung) . Die Maschine trennt das Holz mit zwei höhenverstellbaren Sägewellen auf, wobei die obere Welle einen Verstellweg von 200 mm und die untere einen von 100 mm hat. Die beiden (mit 2750 min-1 gegenläufig gegen den Vorschub rotierenden) Wellen werden von jeweils einem 160 kW-Motor mit Drehzahlüberwachung angetrieben. Das ist die Ausgangslage bei der NKU150 mit Begrenzung auf 160 mm Schnitthöhe. Durch die Verteilung des Einschnitts auf Ober- und Unterwelle, die zueinander leicht versetzt sind, reduziert sich die Schnitttiefe des einzelnen Sägeblatts. Die Schnittkräfte werden ebenso gleichmäßig verteilt. Jede Welle kann bei der NKU150 bis zu 32 Sägeblätter aufnehmen, dafür wird eine entsprechende Motorleistung benötigt. Im Nachschnitt wählt man – je nach Dimension des zugeführten Kantlings und der Zahl der gewünschten Stiele – üblicherweise Einhänge von 20 bis 25 Blättern.

Bis heute hat EWD insgesamt 15 Nachschnittmaschinen des Typs 150 gebaut, die damit feste Größen am Markt darstellt. Die bislang jüngste ging 2017 nach Champagne/FR an den Paletten- und Verpackungshersteller S.T. Bois. Zu jeder Nachschnittmaschine liefert EWD eine Werkzeug-Wechseleinrichtung, um die Schnittsätze parallel zum Einschnitt im Schärfraum vorbereiten zu können. Dadurch ist ein schneller Wechsel des Schnittsatzes gewährleistet. Die NKU sei mit ihrer Standardausrüstung beispielhaft für die solide Technik, die Servicefreundlichkeit der Anlagen und die hohe Ersatzteilqualität, heißt es bei EWD. Die Wechseleinrichtung ist gleichzeitig ein wesentlicher Beitrag zu einem ergonomischen und sicheren Werkzeug-Handling durch das Wartungspersonal.

Nachschnittkreissäge für Dauerleistung

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EWD liefert jede NKU mit einer schwenkbaren Werkzeugwechseleinrichtung © EWD

Hart rangenommen wird die NKU150 im Palettenholz-Sägewerk von Bien-Holz. Im niedersächsischen Sägewerk Uelzen/DE sind seit 2011 zwei NKU im Kantholzfertigschnitt im Einsatz. Als „Arbeitstier“ kann die Doppelwellenkreissäge hier ihre Pluspunkte ausspielen: sehr stabile Bauweise mit rund 12 t Gewicht bei größtmöglicher Motorisierung. Die Holzindustrie Torgau setzt seit 2014 zwei NKU150 im Fertigschnitt ein – im Mehrschichtbetrieb bis zu 24 Stunden.

Verpackungsholzsortimente bieten üblicherweise nur geringe Gewinnspannen. Deshalb muss die Produktionsleistung stimmen, damit sich für ein Sägewerk die Herstellung dieser preissensiblen Produkte rechnet. Für den mehrstieligen Nachschnitt benötigen die Maschinen daher sehr viel Kraft. Bei hohen Vorschubgeschwindigkeiten (bei der NKU150 sind das bis 100 m/min) spielt nicht nur die Zahl der Sägeblätter, sondern auch die Schnitttiefe eine entscheidende Rolle. Fixeinhang bedeutet allerdings auch etwas eingeschränkte Flexibilität bei den Brettdicken. Für die Produktion mit Fixeinhang ist ferner eine Mindestmenge an Rohware gleicher Dimension vorzuhalten, der mindestens bis zur Pause oder zum Schichtwechsel reicht.

Weil bei vielen Kreissägen im Eingriff die Ausbeute durch den Anfall an Sägespänen deutlich sinkt, kommt es auf schmale Schnittfugen an. Das sind bei der NKU150 je nach Schnitthöhe und Anwendung 3,2 bis 4,8 mm. Durch den Einbau von Blattbelagsringen zur Sägenstabilisierung lässt sich die Fuge sogar auf Werte ab 2,8 mm reduzieren. EWD-Geschäftsführer Herbert Oppenborn weist darauf hin, dass sich in Mittelstandsbetrieben an der Schnittfuge beziehungsweise über die Ausbeute, übers Jahr gerechnet, bei den Rundholzkosten bis zu sechsstellige Beträge einsparen lassen. Bei unbefriedigender Ertragslage im Restholzverkauf sei das doppelt wichtig.

Für breitere Schnittware

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NKU250: hohe Motorleistung für vielstieliges Auftrennen im Dauerbetrieb © EWD

Ein Meilenstein war die Weiterentwicklung der NKU150 für breitere Schnittware. 2016 fügte EWD der NKU-Familie die Baureihe NKU250 für Schnitthöhen bis 250 mm und die NKU300 für Schnitthöhen bis 305 mm hinzu. Diese lassen sich als Model- und Kantholzmaschinen in mittleren Betriebsgrößen sowie auch in Reduzier- und Profilierlinien bis 200 m/min einsetzen.

Damit erweiterte sich das Einsatzspektrum der NKU um kurze Verpackungsware auf breitere und längere Dimensionen, also beispielsweise auch auf BSH-Lamellen und KVH-Rohware. Erster EWD-Kunde für die NKU250 war 2016 das Sägewerk Holtmeyer in Ottersberg.

Bei der NKU150 können Kanthölzer und Bohlen bis 620 mm Breite zugeführt werden, bei der 250er Werkstücke bis 520 mm Breite. Die NKU300 kann sogar 700 mm breite Bohlen beziehungsweise Model verarbeiten – also in Gatterbreite, was sie als Nachschnittmaschine im Gatterbetrieb empfiehlt. Der Vorschub (bis 80 m/min) reduziert sich hier gegenüber der NKU150 und NKU250 etwas, ebenso die Drehzahl der Wellen (2400 min-1), sofern die Maschine auf Wunsch nicht mit stärkeren Hauptmotoren ausgerüstet wird.

Flexibilität durch bewegliche Flansche

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Solider Maschinenbau in hoher Verarbeitungsqualität © EWD

EWD hat sein vorhandenes System „Stielsprung im Fixeinhang“ komplett überarbeitet und in die neue NKU250- und 300-Baureihe integriert und schafft durch ein Plus an Flexibilität einen höheren Kundennutzen. Eine NKU300, die EWD im kommenden Jahr für den Nachschnitt an das Sägewerk Kaml & Huber in Rottenmann ausliefern wird, erhält diese Blattflanschverstellung. Sie läuft unter der Typenbezeichnung „NKV 300“. Im Doppelwellenschnitt mit Festeinhang hat sie 550 mm Aufspannlänge. Beim sog. „kombinierten Einwellenschnitt“ kann die NKV 300, ebenso wie auch die NKV 250 mit oben und unten zueinander versetzten (festen und beweglichen) Kreissägen und wellenunabhängiger Blattverstellung produzieren. Damit lässt sich die Stieligkeit der Hauptware per Knopfdruck um zwei Stück verändern bzw. erhöhen (sog. „Stielsprung“). Neben den fixen Maßen können auch zwei Stiele variabler Dicke (18 bis 120 mm) produziert werden. Im „Doppelwellenschnitt“ (Ober- und Unterwelle in der gleichen Schnittfuge) mit festen und beweglichen Flanschen werden der obere und untere Verstellflansch synchron verstellt. Damit lässt sich die Stieligkeit der Hauptware um ein Stück verändern bzw. erhöhen. Dieser Stiel kann dabei zwischen 18 und 120 mm variabel ausfallen.