Sägewerk Bärenwalde

Sehr flexibel in Bärenwalde

Ein Artikel von Günther Jauk | 03.06.2021 - 15:15

Das kommt auch nicht alle Tage vor, dass ein langjähriger Mitarbeiter den Betrieb seines Arbeitgebers kauft. Genau diesen Schritt setzte Friedrich Troeger vor wenigen Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian und sicherte damit den Fortbestand des traditionsreichen Sägewerks Bärenwalde in Sachsen. Bereits seit 1885 zersägt man am Standort Nadelholz – seit 2016 zeichnet dafür die Familie Troeger verantwortlich. Neben klassischen Sägeprodukten, wie getrocknetem Bauholz, Verpackungsholz oder Rohware für Nagelplattenbinder, bietet das Unternehmen auch Hobelware sowie imprägniertes Gartenholz. Den größtenteils regionalen Kundenstamm zwischen Chemnitz und Leipzig beliefert das Langholzsägewerk – bei Bedarf – mit dem eigenen Lkw.

Optimale Lösung

Bereits 2007 spielten die damaligen Besitzer mit dem Gedanken, das bestehende Nachschnittgatter sowie den Handsäumer für die Seitenware gegen moderne Anlagen zu tauschen und damit die Kapazität, aber vor allem die Flexibilität des Standortes deutlich zu erhöhen. „Besonders der Handsäumer bildete einen Flaschenhals und konnte trotz der geleisteten Überstunden die geforderten Mengen kaum noch bewältigen“, erinnert sich Friedrich Troeger, der damals noch als Angestellter das erste Mal mit H.I.T. in Kontakt trat. Beim Handsäumer musste man jedes Brett manuell ausrichten und zuführen, was die Leistung stark beschränkte und zudem kaum Optimierungen zuließ.

„Da aufgrund der Anordnung der bestehenden Maschinen die Integration eines automatischen Säumers in Standardausführung nicht möglich gewesen wäre, erarbeiteten wir bereits damals eine Sonderlösung. Aufgrund von Unstimmigkeiten der Besitzer wurde das Projekt allerdings nie realisiert“, blickt H.I.T.-Vertriebsingenieur Tobias Bock zurück. Erst mit der Neuübernahme griff man das Projekt wieder auf, überarbeitete es umfassend und setzte es schließlich auch um. Konkret orderte das Sägewerk Bärenwalde von H.I.T. eine Nachschnittkreissäge des Typs NSM250, eine Besäumanlage des Typs ASM200 sowie die dazugehörige Mechanisierung. „Neben der ständigen Nachfrage nach Besäumanlagen wird bei H.I.T. derzeit eine steigende Nachfrage nach Nachschnittkreissägen verzeichnet. Derzeit befinden sich noch zwei weitere NSM250 im Auftragsvolumen“, erläutert Bock.

Ausgesprochen flexibel

Die Nachschnittkreissäge NSM250 ermöglicht einen variablen fünfstieligen Einschnitt, der bei Bedarf noch um zusätzliche Festeinhänge für bis zu elf Stiele erweitert werden kann. Die maximale Schnitthöhe liegt bei 250 mm, die Modelbreite reicht bis zu 750 mm. Die maximale Vorschubgeschwindigkeit liegt bei 60 m/min und damit deutlich höher als jene des ersetzen Nachschnittgatters. Als wesentlichen Vorteil der neuen Anlage nennt Sebastian Troeger aber nicht die Kapazitätssteigerung, sondern vielmehr die gewonnene Flexibilität: „Jetzt können wir das Schnittbild von Model zu Model ändern, ohne dabei umrüsten zu müssen.“

Da H.I.T. die Nachschnittkreissäge sehr nahe an den Gatterrollengang des Vorschnittgatters setzte, gewann man hinter der Anlage den nötigen Platz für die Installation einer automatischen Besäumanlage in Standardausführung.

Ausbeute deutlich gestiegen

Bei der Besäumanlage handelt sich um eine ASM200, ausgelegt auf 130 mm Schnitthöhe, 750 mm Schnittbreite und eine Leistung von bis zu 20 Takten pro Minute. Die maximale Vorschubgeschwindigkeit beziffert man bei H.I.T. mit 200 m/min, wobei variabel bis zu drei Stiele erzeugt werden können. Auch hier besteht die Möglichkeit zusätzlicher Festeinhänge, was die Anzahl der möglichen Stiele weiter erhöht.

Nach der Vereinzelung mittels einer Entzerrstufe wird die Seitenware stirnseitig ausgerichtet, wobei stark waldkantige Bereiche an den Brettenden mittels Kreissägen im Quertransport ausgekappt werden können. „Zudem sind hier ein rasches Ausscheiden von Schwarten aus der Linie sowie ein ergonomisch einfaches Wenden der Model auf der Linie möglich“, erläutert Bock die Anlage.

Ebenfalls im Quertransport folgt die automatische Brettvermessung mittels eines Lasers, woraufhin die Ausbeute jedes Brettes optimiert wird. „Abhängig von den hinterlegten Sortimenten und der Kontur des Holzes erfolgt die automatische Festlegung des Schnittbildes. Dementsprechend wird die Ware vor der Zuführung in die Besäumanlage individuell ausgerichtet und dem Säumer zugeführt. Die Sägeblätter, der Spaltkeil und der Spreißelabscheider verstellen sich ebenfalls – abhängig vom individuellen Schnittbild – von Schnitt zu Schnitt“, erklärt Bock den Vorgang und ergänzt: „Die individuellen Brettdaten übergibt die Steuerung der Besäumanlage an die Software der Sortieranlage. Diese meldet der Mechanisierung zurück, ob die Ware an die Längs- oder Quersortieranlage oder einen der Sonderstapelplätze übergeben wird.“

Bereits 2014 lieferte H.I.T. die Sortieranlage, wobei man bereits damals eine mögliche spätere Anbindung einer automatischen Besäumanlage berücksichtigte. Die Quersortieranlage ist mit halbautomatischen Fallboxen mit Flaschenzug sowie zusätzlich mit hydraulischen Boxen für sensible Ware ausgestattet.

Gelungenes Projekt

Mit dieser Rundumerneuerung erhöhte das Sägewerk Bärenwalde seinen Rundholzeinschnitt von 11.000 auf vorerst 15.000 fm, wobei dieser laut Sebastian Troeger noch steigerungsfähig ist.

Viel mehr noch als die gewonnene Kapazität schätzt der Juniorchef allerdings die gewonnene Flexibilität sowie die deutlich gestiegene Schnittholzausbeute: „Gemeinsam mit H.I.T. haben wir unser Sägewerk ab dem Gatter vollkommen erneuert und sind damit für die Herausforderungen der kommenden Jahre bestens aufgestellt.“