Weinig Raimann

Zuschnittoptimierung im Laubholzsägewerk

Ein Artikel von Martina Nöstler | 13.04.2022 - 13:39

Anlässlich des Solid Wood Summit, der Ende 2021 in digitaler Form auf der Weinig Experience Site über die Bühne ging, präsentierten die Experten der Weinig-Gruppe, Tauberbischofsheim/DE, ihre Lösungen rund um das Thema Massivholz. In einem Vortrag befassten sich Regionalverkaufsmanager Andreas Gafus und Veit Grünberg, Technical Competence Center Optimieren, mit dem Thema „Zuschnittoptimierung im Laubholzsägewerk“. „Für Sägewerke und die weiterverarbeitende Industrie mit integrierten Sägewerken spielt die Zuschnittoptimierung eine wichtige Rolle. Hierfür bieten wir den Kunden individuell angepasste Anlagen für jede Betriebsgröße und Anforderung“, verdeutlichte Gafus. Beim Solid Wood Summit zeigten die beiden Vortragenden die Flexibilität der Anlagen auch anhand von Kundenbeispielen.

Vielfältige Anforderungen

Bei den Kunden, die sich mit dem Thema Zuschnitt beschäftigen, geht es immer um Begriffe wie Breiten- und/oder Längenoptimierung, Vorkappen, Vorhobeln und immer häufiger auch um die Scannertechnik. Der Zuschnitt und die Optimierung sind zentrale Erfolgsfaktoren für moderne Laubholzsägewerke. „Die Gespräche sind für uns wichtig, um die Anforderungen der Kunden kennenzulernen und zu verstehen. Nur dann sind wir in der Lage, die passenden technischen Lösungen und Konzepte zu entwickeln“, führte Gafus aus. Der Zuschnitt spielt eine wichtige Rolle, da sich die Fertigungstiefe im Sägewerk geändert hat.

Früher beschäftigte man sich hauptsächlich mit dem Einschnitt und Verkauf des erzeugten Schnittholzes. Schlechtere Qualitäten lassen sich aber zumeist nicht gut oder zu einem entsprechenden Preis verkaufen. Andererseits werden bei Möbel- oder Bodenherstellern die Arbeitsschritte ausgelagert. Sie kaufen die zugeschnittenen Rohteile fertig zu. Aus der Notwendigkeit im Sägewerk, das Holz besser auszunutzen, und dem Anspruch der Weiterverarbeiter, die Teile fertig zuzukaufen, entstand das Konzept, dass das Laubholzsägewerk als Zulieferer fungiert. Die Sägewerke haben also ihre Kernkompetenzen erweitert und gehen immer mehr in die Fertigungstiefe. Das Produktspektrum reicht von der Holztrocknung, Hobelung und dem Zuschnitt über die Keilzinkung bis hin zur Brikettierung – nicht nur, weil das Unternehmen will, sondern auch muss, um wirtschaftlich zu arbeiten.

Die Weinig-Gruppe hat sich aufgrund der erhöhten Kundenanforderungen von der Lieferung von Standardanlagen hin zum Systemanbieter entwickelt. Je früher der Prozess der Holzausbeutesteigerung beginnt, desto höher ist die Verfügbarkeit des Materials, das für den weiteren Bearbeitungsschritt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund sei die Optimierung des Zuschnitts so sinnvoll. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man die Breiten- und Längenoptimierung miteinander kombiniert.

Bestmöglicher Arbeitsplatz

Hinzu kommen bei der Optimierung neben einer höheren Holzausbeute die Aspekte des Personaleinsatzes und des Prozessablaufs. Beim Personaleinsatz geht es zum einen um die Zeit, die ein Mitarbeiter für jeden Arbeitsschritt benötigt beziehungsweise um den Ablauf effizient zu gestalten und die Arbeit generell zu erleichtern sowie die Produktivität zu steigern. Durch eine bestmögliche Gestaltung des Arbeitsplatzes soll es dem Unternehmen zum anderen überhaupt ermöglicht werden, Mitarbeiter zu finden. Für den Prozessablauf ist es wichtig, welche Bearbeitungsschritte miteinander verknüpft werden oder wo es besser ist, Puffer einzubauen. Damit ist es zum Beispiel möglich, kleinere Losgrößen zu produzieren oder die Lagerkapazitäten zu reduzieren. „Wir stellen für jeden Betrieb je nach Anforderung eine maßgeschneiderte Lösung zusammen“, verdeutlichte Gafus.

„Der Zuschnitt gestaltet sich vom Prinzip her immer gleich: Die Ware wird entstapelt, qualifiziert, je nach Ausgangsmaterial aufgetrennt und/oder besäumt, erneut hinsichtlich der Qualität beurteilt und anschließend in der Länge gekappt. Die fertige Teilkomponente wird dann manuell oder automatisch sortiert“, sagte Grünberg und führte weiter aus: „Trotz eines augenscheinlich gleichen Ablaufs gestaltet sich der Zuschnitt bei jedem Betrieb anders. Wir sichern dem Kunden aber immer eine maximale Mengen- oder Wertausbeute zu.“ Die Materialeinsparung bezifferte Grünberg für die Auftrenn- und Kappanlage von der Weinig-Gruppe mit rund 8 %. Hinzu kommen die Verknüpfungen der einzelnen Anlagen, eine hohe Flexibilität, verbunden mit kurzen Rüstzeiten und einfacher Wartung.

Langjährige Zusammenarbeit

Das Sägewerk Ohnemus ist bereits ein langjähriger Weinig-Kunde. Ursprünglich als reines Laubholzsägewerk gegründet, bietet man mittlerweile auch Zuschnitte an. „Mit Weinig haben wir einen Partner gefunden, der im Bereich des Zuschnitts das gesamte Sortiment anbietet“, sagte Ohnemus-Geschäftsführer Andreas Rombach. Im Sommer 2020 ging bereits die zweite Zuschnittanlage von Weinig bei Ohnemus in Betrieb – die alte hatte nach 20 Jahren ausgedient. Zunächst kappt eine Anlage die getrocknete Ware auf eine Mehrfachlänge. Danach läuft das Brett über einen Puffer zur Vielblattkreissäge des Typs ProfiRip 450 mit verstellbaren Sägeblättern für eine größtmögliche Ausbeute und hohe Flexibilität beim Breitenzuschnitt. Rückläufer werden automatisch zum erneuten Auftrennen vor die Vielblattkreissäge von Weinig Raimann transportiert. Die gesägten Lamellen gelangen dann zur OptiCut 450 von Weinig Dimter. An dieser Stelle werden unerwünschte Holzmerkmale markiert. In der OptiCom Pro-Steuerung sind die entsprechenden Qualitäten hinterlegt. Die Maschine entscheidet anhand der Markierung und der Werkstückbreite, welche Länge gekappt wird. Auslaufseitig führen Mitarbeiter eine Qualitätskontrolle durch und stapeln die Werkstücke ab.

Der Ohnemus-Geschäftsführer ist mit dem Service der Weinig-Gruppe sehr zufrieden: „Sollte es ein Problem geben, sind uns die Techniker auch schon mal entgegengefahren und wir haben uns in der Mitte getroffen, damit wir schnell wieder produzieren konnten. Diesen Service schätzen wir sehr.“

Drei Anlagentypen

Grünberg zeigte in seinem Vortrag beispielhaft drei Anlagentypen: Basic, Basic Plus und Advanced. Die Konstellation Basic umfasst eine automatische Vielblattkreissäge mit Blattverstellung sowie eine Optimierungskappsäge. Die Auftrennsäge lässt sich entweder manuell oder mithilfe einer automatischen Entstapelung beschicken. Die Optimierung erfolgt mit der Software RipAssist oder Timbermax. Die gesägten Teile gelangen auf ein Sortierförderband, wo der zweite Mitarbeiter die Werkstücke von den Reststücken trennt und diese neu klassifiziert. Dann geht es in die Kappanlage. Der Typ Basic Plus hat vor der Auftrennsäge eine Vorkappstation. Damit erreicht man eine höhere Ausbeute, da nur gerade Bretter der Auftrennsäge zugeführt werden. Der nachfolgende Ablauf ist ähnlich wie beim Typ Basic. Bei Bedarf kann nach der Vorkappung bereits ein Scanner oder zwischen der Auftrenn- und der Kappsäge noch eine Hobelmaschine installiert werden.

Der Anlagentyp Advanced kommt mit einem Bediener aus. In diesem Fall gibt es eine automatische Abstapelung der Rohware, die automatische Vorkappsäge MaxiCut 900 sowie die Geometrievermessung RaiScan oder – alternativ je nach Wunsch – einen Auftrennscanner. Vor der Auftrennsäge wird das Material optimiert, ausgerichtet und danach dieser zugeführt. Hinter der Auftrennsäge werden die Spreißel von der Gutware automatisch separiert. Eine solche Anlage betreibt das Unternehmen Wöhr aus Friolzheim/DE. Dort ist zudem eine Keilzinkenanlage von Weinig Grecon installiert. Die Weinig-Anlage bei Wöhr ist seit 2011 in Betrieb: „Die Reparaturen halten sich absolut in Grenzen. Bis jetzt war noch nie etwas kaputt, wir mussten nur die Verschleißteile erneuern“, erklärte Wöhr-Geschäftsführer und -Inhaber Christian Grafmüller.

„Die Weinig-Gruppe bietet umfassende Lösungen für verschiedene Zuschnittaufgaben und wir unterstützen die Kunden bei ihren individuellen Anforderungen. Damit garantieren wir hohe Produktivität, optimale Leistung und auch die passenden Logistiklösungen“, sagte Grünberg abschließend.